Aleppo/Damaskus (dpa) – Die Waffenruhe und der Abzug der Rebellen aus der umkämpften nordsyrischen Stadt Aleppo sind nach Angaben von Beobachtern und Aktivisten gescheitert.
Syrische Regierungstruppen und Rebellen lieferten sich demnach heute erneut heftige Gefechte. In der Nacht waren die Kämpfe zunächst abgeflaut, nachdem sich die Rebellen mit der syrischen Führung auf einen Abzug aus Ost-Aleppo geeinigt hatten. Die syrische Regierung beorderte inzwischen alle Busse, die zur Evakuierung bereitgestellt worden waren, wieder zurück.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete davon, dass regierungstreue Truppen mit Artillerie die verbliebenen Rebellengebiete in Aleppo unter schweren Beschuss genommen hätten. Zudem flogen auch Kampfflugzeuge wieder Luftangriffe, wie es heißt. «Das ist ein klarer Bruch der Waffenruhe», sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, der dpa. Rebellen feuerten den Angaben zufolge Granaten auf die vom Regime kontrollierten Gebiete im Westen der Stadt und töteten mindestens acht Menschen.
Die russische Nachrichtenagentur Tass berichtete unter Verweis auf das russische Verteidigungsministerium, dass Rebellen versucht hätten, die Belagerung der syrischen Truppen zu durchbrechen. Als die Busse zum Abtransport der Kämpfer und Zivilisten am vereinbarten Punkt am Übergang zu den Rebellengebieten angekommen seien, hätten die Aufständischen das Feuer eröffnet, meldete Tass.
Aus regierungstreuen Kreisen hieß es am Mittwoch, der Abzug der Busse signalisiere, dass die Abmachung zwischen Regierung und Rebellen gescheitert sei. «Die Verzögerungen beim Abzug der Aufständischen, ihrer Familien und anderer Zivilisten gehen auf Unstimmigkeiten zwischen den Anführern der Rebellen zurück», hieß es aus Regierungskreisen. Die Opposition dagegen warf den Regierungstruppen und ihren Verbündeteten vor, mit den Kämpfen begonnen zu haben.
Aktivisten und Bewohner, die sich noch in den verbliebenen Rebellengebieten aufhalten, sendeten erneut SOS-Rufe in sozialen Netzwerken. «Die Verletzten und Toten liegen auf dem Boden», schrieb ein Bewohner in einer Nachricht. «Die Gebäude, in denen sich die Menschen verstecken, werden über ihren Köpfen zerstört. Helft uns!»
Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte, er hoffe, dass die Lage in Ost-Aleppo in zwei bis drei Tagen endgültig gelöst werde. «Wir haben humanitäre Korridore eingerichtet, durch die Zehntausende Zivilisten geflohen sind. Sie bekommen humanitäre Hilfe.» Auch Extremisten stünden Fluchtkorridore offen. «Ihnen wurden Sicherheitsgarantien angeboten», teilte Lawrow mit. Zu Berichten über erneute Gräueltaten in Ost-Aleppo sagte er, unabhängige Hilfsorganisationen hätten dies seines Wissens nicht bestätigt.
Aus russischen Militärkreisen hieß es, dass die syrischen Regierungstruppen ihre Militäroperation in der Stadt wieder aufgenommen hätten, um die Rebellengebiete einzunehmen. Fares al-Schehabi, ein Abgeordneter des syrischen Parlaments, rief zur Exekution aller verbliebenen «Militanten» in Aleppo auf. «Die Rebellen haben die Abmachung gebrochen», sagte er der dpa. «Wir hoffen, dass wir sie (die Rebellen) jetzt endgültig liquidieren können.»
Die syrische Armee hatte zusammen mit ihren Verbündeten vor einem Monat eine Großoffensive auf die Rebellengebiete in Ost-Aleppo begonnen, um die Stadt zurückzuerobern. Die frühere Handelsmetropole war jahrelang zwischen Regime und Rebellen geteilt und gilt als eine der am heftigsten umkämpften Orte im Syrienkrieg.
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- Aleppo: dpa