Zahlen lügen nicht: Eine systemische Überlastung der Intensivbetten gab es nicht

«Ohne diese Arbeit könnten wir diese Herausforderung nicht bewältigen»: Zum Ende des zweiten Pandemie-Jahres wendet sich SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach an Beschäftigte im Gesundheitswesen. Foto: Kay Nietfeld/dpa

von JULIAN MARIUS PLUTZ

BERLIN – Tom Lausen ist Informatiker und betreibt die Monetoring-Webseite www.intensivstationen.net, welche die Auslastung der Intensivbetten beobachtet. Am 14. März nahm er als Sachverständiger an einer Anhörung im Deutschen Bundestag teil, die sich u.a. mit der „Systemische Überlastung des Gesundheitssystems“ befasst. Nun ist es offiziell: Seit zwei Jahren sind die Intensivbelegungen rückläufig.

So beanspruchten im Jahr 2019 19.241.830 Patienten, als es offiziell noch kein Corona gab, ein Intensivbett. Im Jahr 2020, also im ersten Covid-Jahr lagen 16.704.757 Menschen auf Intensivstation. Trotz der 111.324 auf Corona positiv getesteten Patienten ergab dies im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 2.537.073.

„Eine Überlastung durch Covid hat nie stattgefunden“

2021 lagen 16.665.365 Menschen auf den Intensivstationen.276.332 Personen waren wiederum positiv getestet, was unter anderem an der erhöhten Testfrequenz im Vergleich zu 2020, lag. Bezogen auf 2019 bedeutet das: 2.576.465 Menschen besetzten ein Intensivbett.

Der Sachverständige kommt zum Schluss, dass sich offenkundig eine signifikante Menge ungenutzter Kapazitäten in deutschen Krankenhäusern ergibt. „Durch die stark verringerte Fallzahl waren Personalengpässe ebenfalls nicht anzunehmen.“ Eine Überlastung der Krankenhäuser, insbesondere durch COVID-19, hätte niemals stattgefunden.

Auch die Zahl der intensivmedizinisch behandelten Patienten sank.

Selbst was das Bild der intensivmedizinisch behandelten Patienten angeht, gibt der Informatiker Entwarnung. Im Jahr 2020 wurden in den Intensivstationen der deutschen Krankenhäuser trotz 27.469 COVID-19 Fällen mit intensivmedizinischer Behandlung insgesamt 217.871 Fälle weniger intensivmedizinisch behandelt als 2019.

Und obwohl im Jahr 2021 deutlich mehr COVID-19 Fälle in den Intensivstationen der deutschen Krankenhäuser behandelt wurden (68.228), wurden ebenfalls erneut deutlich weniger Fälle intensivmedizinisch behandelt als 2019 . Insgesamt waren es 370.117 Fälle weniger als 2019.

Politik will dennoch keinen Freedom Day

Trotz dieser beruhigenden Zahlen gibt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach keine Entwarnung. So twitterte er am 13. März: Deutschland habe jetzt die höchste Corona Inzidenz in Europa. Tendenz steigt, viele Tote. Ungeimpfte sollten sich dringend impfen lassen. Geimpfte sind jetzt oft unvorsichtig. Sie wissen, dass sie sich infizieren können, aber meist nicht schwer erkranken. Ungeimpfte jetzt schutzlos.

Auch für Bayerns Ministerpräsident ist ein „Freedom Day“, also das Aufheben der Maßnahmen, wie in inzwischen vielen europäischen Ländern, derzeit kein Thema.

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