Nürnberg (dpa) – Unter strengen Sicherheitsauflagen beginnt an diesem Donnerstag der Prozess gegen den Youtuber «Drachenlord» in Nürnberg. Der 32-Jährige ist wegen gefährlicher Körperverletzung und anderer Delikte angeklagt.
Er soll unter anderem einen Mann mit einer Taschenlampe geschlagen und verletzt haben. Einen anderen soll er mit einem Backstein beworfen haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm auch Verleumdung und Beleidigung von Polizisten vor.
Der Blogger, der sich «Drachenlord» nennt, streitet sich seit Jahren mit seinen Gegnern – nicht nur im Internet, sondern auch in der realen Welt. Regelmäßig tauchen die sogenannten Hater vor seinem Haus in dem mittelfränkischen Dorf Altschauerberg auf, um ihn zu provozieren. Bei der bislang größten Demonstration kamen im August 2018 mehrere Hundert Menschen, die nach Angaben der Polizei zum Teil sogar aus europäischen Nachbarländern angereist waren.
Begonnen hat das Ganze 2014, als der Blogger seine Adresse in einem seiner Videos nannte und seine Gegner aufforderte, zu ihm zu kommen. Seitdem reisen Menschen von überall her zum Haus des «Drachenlords», um ihn zu beschimpfen, die Wände zu beschmieren, seinen Zaun zu demolieren oder einfach nur aus Neugier. «Für die ist sein Wohnhaus schon so was wie ein Wallfahrtsort», sagt Michael Petzold vom Polizeipräsidium Mittelfranken.
Für die zuständige Polizeiinspektion seien die Hass-Demos und die Krawalle in dem Ort eine enorme Belastung, sagt Petzold. Immer wieder müsse sie wegen Ruhestörung, Hausfriedensbruchs, Körperverletzung und anderer Delikte ausrücken. Bis zu 15 Einsätze seien es am Tag. Die zuständige Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth spricht von unzähligen Verfahren in dem Zusammenhang.
Die Gemeinde Emskirchen, zu der Altschauerberg gehört, hat im Sommer deshalb eine Allgemeinverfügung für den Ortsteil erlassen, der unter anderem Menschenansammlungen untersagt und eine Geldstrafe von bis zu 1000 Euro vorsieht.
Aus Sicherheitsgründen hat das zuständige Amtsgericht Neustadt an der Aisch die Hauptverhandlung gegen den «Drachenlord» ins Strafjustizzentrum in Nürnberg verlegt. Der Grund sei der große Besucherandrang und die Befürchtung, dass Inhalte aus dem Prozess direkt ins Internet gelangen könnten, sagte der Nürnberger Gerichtssprecher Friedrich Weitner. Es gebe ein sehr großes Interesse an dem Prozess, er habe Anrufe aus ganz Deutschland erhalten. Am ersten Verhandlungstag will das Gericht mehrere Zeugen befragen.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Gerichte mit dem Phänomen «Drachenlord» beschäftigen. Der Blogger selbst stand schon einmal wegen einer Pfefferspray-Attacke auf einen seiner Gegner vor dem Amtsgericht. Dafür wurde er im September 2019 zu einer Bewährungsstrafe von sieben Monaten verurteilt.
Das Landgericht Nürnberg hatte 2016 bereits einen damals 24-Jährigen zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Er hatte unter anderem einen falschen Notruf abgesetzt und damit einen großen Polizei- und Feuerwehreinsatz bei dem Youtuber ausgelöst.
Bildquelle:
- Demonstration gegen Youtuber «Drachenlord»: dpa