Wir sind Deutschland, und wir können alles, wenn wir wollen

Liebe Leserinnen und Leser,

eine selbstbewusste Außenpolitik – haben wir uns das nicht alle immer gewünscht? Also, ich zumindest habe es. Bis 1990 war das aber nicht wirklich möglich, zu fragil die Sicherheitsstruktur zwischen Ost und West, der Kalte Krieg latent am köcheln, dann immer mal wieder abgekühlt durch kluge Politiker.

Ja, kluge Politiker

Ich möchte Frank-Walter Steinmeier nicht in diese Reihe der Brandts, Straußens und Kohls einbeziehen, zu blass war er in der ersten Amtszeit, zu viele Fehler hat er gemacht, zu viel Unsinn (Feine Sahne Fischfilet), zu politisch einseitig für ein Staatsoberhaupt. Nein, Frank-Walter Steinmeier wird für mich nie zu den großen Bundespräsidenten gehören, auch wenn er im lippischen Detmold geboren wurde. Und Lippes Söhne, Sie wissen das, sind ja grundsätzlich immer erstnmal zu Höherem geboren…

Das Interview Steinmeiers in der aktuellen «Wirtschaftswoche» habe ich mit Aufmerksamkeit gelesen. Es enthält nichts wirklich Überraschendes, ist kein großer Wurf. Da weht kein Mantel der Geschichte wie bei Weizsäcker, da wird kein „Ruck“ fürs Land angemahnt wie bei Herzog. Steinmeier fasst einfach zusammen, was frühere deutsche Regierungen und Parlamentsmehrheiten falsch gemacht haben, wo sie einfach nur naiv waren, schlecht informiert, blauäugig. Und er zieht Lehren daraus, die nicht revolutionär sind, aber die den Kurs beschreiben, den Deutschland, unser Land jetzt gehen wird und auch muss.

Deutschland muss souverän bleiben und selbstbewusst agieren

Wir sind ein wichtiges Land auf der Welt, immer noch. Eigentlich erstaunlich, wenn man sich die vergangenen Regierungen anschaut. Und, ich muss das leider sagen, dazu hat auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel beigetragen. Falsche Innenpolitik, katastrophale Fehlentscheidungen bei Migration und Energie, aber ein Schwergewicht auf der internationalen Bühne. Erinnern Sie sich noch an die Euro-Staatsschuldenkrise? Natürlich erinnern Sie sich. Als die heiße Krise vorbei war, stand Deutschland besser da als alle anderen europäischen Partnerländer. Klar, sie haben Geld gedruckt und weiter in Richtung auf die von uns allen nicht gewollte Schuldenunion zugearbeitet. Aber Politik ist die Kunst des Machbaren. Lösungen müssen her in der Krise.

So wie Lösungen in der Energie-Krise her mussten

Die Energiepreise sind für unsere privaten Haushalte und die Unternehmen eine Katastrophe. Und diejenigen, die inständig hoffen, dass Deutschland nun endlich zusammenbricht, werden zunehmend enttäuschter, weil das offenbar nicht passiert.

Gestern bei der Shell habe ich beim Tanken den Diesel für 1,70 Euro pro Liter gekauft. Ich weiß noch Anfang Dezember an der gleichen Tankstelle. Da stand da 2,28 Euro auf der Anzeigetafel. Und die Menschen sind – Gott sei Dank – auch nicht in ihren Wohnungen erfroren. Und auf den Straßen war kein „heißer Herbst“, alles im Rahmen, nur teurer. Heute Vormittag legt in Brunsbüttel das nächste LNG-Terminal an. Unfassbar, wie in den vergangenen Monaten die Struktur geschaffen wurde, unsere Unabhängigkeit von russischem Gas aufzubauen. In einem Land, wo der Bau neuer Flughäfen auch mal 20 Jahre dauern kann. Und wo eine Feldhamster-Population Milliarden-Investitionen um Monate verzögert.

Wir sind schon ein spezielles Land. Bisschen liebenswert, bisschen bekloppt

Aber wir müssen auch mal runterkommen vom ständigen Alarmismus. Deutschland geht nicht unter, das verspreche ich Ihnen. Wir werden nicht von einer Rentnerbande übernommen, die die Regierung stürzt. Wir werden keinen Atomkrieg erleben und führen müssen, wir erfrieren nicht im Wohnzimmer und es gibt auch keine Chemtrails und Chips im Kopf. Wir sind ein ziemlich langweiliges aber auch in weiten Teilen liebenswertes Land.

Wir brauchen andere Politiker, eine andere Regierung. Wir brauchen Selbstvertrauen. Wir müssen klar sagen, was und wohin wir wollen. Gegenüber Brüssel, gegenüber Washington, gegenüber Peking, den wichtigen Machtzentren der Welt. Aber wir sind Deutschland. Und wir können alles, wenn wir an einem Strang ziehen. Irgendwann auch wieder erfolgreich Fußball spielen. Jetzt mit Rudi auf der Kommandobrücke.

Haben Sie einen schönen Tag!

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.