von KLAUS KELLE
FULDA – Rund 300 Mitglieder der WerteUnion, der konservativen Basisbewegung in CDU und CSU, treffen sich am Samstag in Fulda, um eine Zeitenwende einzuleiten. Die Ära des ersten Bundesvorsitzenden Alexander Mitsch endet, und eine neue Führung des Verbandes mit knapp 4.500 Mitgliedern wird gewählt. Viele Leute wissen nicht, dass es sich bei der WU nicht um eine Gruppe von Profis, von Abgeordneten handelt, die ihren Lebensunterhalt mit der Politik verdienen. Die große Mehrheit sind einfache Mitglieder, die enttäuscht vom Merkel-Kurs und von den trostlosen Aussichten ihrer Mutterparteien für die Zukunft sind. Sie alle hatten auf Friedrich Merz gesetzt als Nachfolger der glücklosen Annegret Kramp-Karrenbauer, die wohl kaum ausführliche Eintragungen in den Geschichtsbüchern der Partei Adenauers und Kohls erwarten darf. Aber es wurde Armin Laschet, Merkel 2.0 wie man in der Partei spottet.
Alexander Mitsch war das Gesicht der ersten Jahre, der Mann, der auf Veranstaltungen geschmeidige Reden hielt und bei Interviews auch vor den Kameras der großen Fernsehsender stets bella figura machte. Doch in den vergangenen zwei Jahren bröckelte das Denkmal. Im Bundesvorstand herrschte und herrscht Dauerstreit, persönliche Animositäten spielen dabei eine Rolle. Es heißt, dass manche Mitglieder des Vorstands seit Monaten von Mitsch gemieden werden…und umgekehrt. Kommunikation null.
Doch auch die Frage, wohin die WerteUnion steuern soll, die von ihrer Mutterpartei, der sie viele Jahrzehnte die Treue hielten, mit Ekel betrachtet und als „Afd-nah“ geschmäht werden. Dabei sind die Pöbeleien von CDU-Rentnern wie Ruprecht Polenz und Elnmar Brok („Krebsgeschwür“) eine Unverschämtheit. In den diversen WhatsApp-Gruppen der WU gab es niemals auch nur eine größere Gruppe, die für eine irgendwie geartete Kooperation mit der AfD stand. So lange in der AfD Leute wie Björn Höcke und das nach wie vor existierende „Flügel“-Netzwerk etwas zu sagen hätten, so die Grundstimmung bis heute, gibt es nichts zu reden „mit denen“. Und so wurschteln alle konservativen Parteien und Netzwerke in Deutschland weitgehend einflusslos vor sich hin, obwohl sie doch eigentlich Millionen Wähler als reiche Ernte für eine neue Politik pflücken könnten.
Am Samstag startet die WerteUnion also in eine neue Ära. Wahrscheinlich alle Mitglieder würden niederknien, wenn sich der frühere Verfassungsschutz-Präsident Hans Georg Maaßen auf die Kommandobrücke stellen würde. Das macht er aber nicht, sondern eroberte vielmehr die Kandidatur für die CDU im Bundestagswahlkreis 196 Schmalkalden. Sollte er am 26. September in den Deutschen Bundestag einziehen – vieles spricht dafür – dann ist nicht anzunehmen, dass er sich in die achte Reihe der Fraktion setzen und ein Nickerchen halten wird. Ein brillanter Mann, ein Konservativer, Mitglied der WerteUnion.
Für die Nachfolge von Alexander Mitsch bewerben sich – Stand jetzt, kann in fünf Minuten schon wieder anders sein – vier Kandidaten, drei als ernsthafte Bewerber. Ein vierter, deren Name mir gerade entfallen ist, soll aus der linken CDA stammen, dem einstmals mächtigen Arbeitnehmerflügel in der CDU, der da heute noch ein erbärmliches Nischendasein führt. Aber ein CDA-Mitglied ist auch heute immer noch für eine Erwähnung in den Medien gut, wenn es nur gegen die böse WerteUnion geht.
Also dieser vierte Kandidat soll erst seit drei Monaten überhaupt WU-Mitglied sein. Und dass er sich nun um den Bundesvorsitz bewirbt, das weckt bei mit die Hoffnung auf ein bisschen Spaß am Samstag in Fulda. Ein Mitglied des Bundesvorstands sagte mir heute am Telefon – auch ihm fiel der Name des Kandidaten nicht ein – „wenn der mehr als eine Stimme bekommt, dann hat die WerteUnion ein Problem“. Es soll auch noch zwei weitere Kandidaten geben, die vor Ort ihre Chancen abwägen und vielleicht aus der Sahnetorte springen wollen, wenn sich eine Chance ergibt. Auch die lassen wir hier mal außer Acht.
Bestsellerautor Max Otte („Weltsystemcrash“) aus NRW, die Finanzbeamtin und vierfache Mutter Juliane Ried aus Bayern sowie der Steuerberater Bernd Pfeiffer aus Berlin werden sich am Samstag um den Vorsitz bewerben. Jeder der drei hat das Zeug dazu, sich an die Spitze zu setzen. Aber wohin die Reise dann führt, kann zumindest ich heute nicht einschätzen. Pfeiffer, so sagt man, stehe für ein Weiter so, Otte für einen klaren Plan und Ried dafür, den Laden auf den Kopf zu stellen. Wer das Rennen macht? Ich würde keinen großen Geldbetrag auf einen dieser Bewerber setzen, zu offen ist das alles. Alles kann passieren. Und was passiert, das erfahren Sie am besten, wenn Sie am Samstag TheGermanZ lesen.
Bildquelle:
- WerteUnion_Kandidaten_2021: blickfang-mediendesign