von MARTIN D. WIND
Sind Sie auch so stolz auf die zutiefst verinnerlichten Reflexe unserer Polit-Aktivisten und der sogenannten Eliten? Sobald am entfernten Horizont etwas aufdämmert, was auch nur den Ruch einer Verwandtschaft mit selbstdefinierten „neu-rechten“, „neorechten“ oder „rechtspopulistischen“ oder gar „rechten“ Gedanken und Ideen haben könnte, so beginnen die ergrauten Kämpen des „Aufstands der Anständigen gegen Rechts“ mit dem üblichen Kampfgeschrei und trommeln die linken, jungen Straßenkampfkohorten aus den Gemeinschaftsunterkünften. Wie die Elstern und die Eichelhäher beim Anblick einer Katze gar nicht mehr aufhören können, sich vor Wutgekecker und Warngezeter beinahe zu überschlagen, so setzt das Stakkato der Beschimpfungen des politisch Andersdenkenden ein. Diese unzivilisierte Form einer undemokratischen Auseinandersetzung auf dem Schlachtfeld verbalvulgären Halbstarkengetues macht selbst vor Kanzlerkandidaten nicht Halt.
Und wen die großen Vorbilder mit der politischen „Schlappgosch“ als legitimes Ziel gebrandmarkt haben, der wird von den Straßenkampfmob des linken Lagers in der politischen Betätigung behindert. Da rückt dann der „schwarze Block“ der selbsternannten „Antifa“ aus, um mit faschistischen Methoden das Werk der Anzugträger zu vollenden. Mit Einschüchterungen, durch Blockaden, mit Bepöbeln, durch körperlichen Angriffe, ja sogar durch Körperverletzung und mutmaßlich auch durch Sachbeschädigung wie z. B. Brandstiftung versucht man Missliebige aus der Gesellschaft und aus dem politischen Diskurs auszugrenzen, ihnen den Schneid abzukaufen und sie zum Aufgeben zu bewegen.
Da gilt es ja auch hehre Ziele zu bekämpfen: Nationalismus, Patriotismus, Heteronormativität, Homophobie, Sexismus, „traditionelle“ Familienbilder, Antifeminismus, Patriarchat, Gender-Gaga-Gegner, Klimawandel-Leugner, Windkraftgegner, Kapitalisten, Lebensschützer, Massentierhalter, Früh-Sexualisierungs-Gegner, Abtreibungsgegner, Israel, Trump und den Rechtsruck als solchen und überhaupt …
Erstaunlich, dass sich dann aber diese Kampfeshorden nicht zusammenrotten, wenn ein ausländischer Despot, der türkische Präsident Erdogan, und seine ministeriellen Vasallen, die vor Nationalismus nur so strotzen, deren gesamtes Benehmen eine einzige Arie des Machismo darstellt und die Frauen aus religiösem Extremismus heraus unters Kopftuch zwingen wollen, hier in Deutschland einfallen, um unter ihren Landsleuten für eine Verfassungsänderung zugunsten einer Ein-Mann-Herrschaft zu werben. Wo bleiben all die wackeren Kämpen, die sich so gerne „queer-stellen“, wenn sie die vermeintlich gravierende gesellschaftliche Unterdrückung nichtheterosexueller Minderheiten anprangern wollen? Erdogan nutzt den Begriff „Homosexuelle“ gerne als Schimpfwort und lästert über die Toleranz der westlichen Zivilisation gegenüber Schwulen und Lesben.
Da hätte man doch jetzt endlich mal einen veritablen Gegner, dem man zeigen könnte, was eine demokratische Harke bedeutet, wenn er sich mit den Falschen anlegt, mit den Verteidigern des Feminismus und der LSBTTIQ-Menschen, mit den Antnationalisten und den Antipatriarchalen. Hier könnte man mal zeigen, dass man tatsächlich Mut hat, dass man sich von seinen „fünften Kolonnen“ – beispielsweise DITIB oder auch den grauen Wölfen – nicht einschüchtern lässt. Auch dann nicht, wenn ein Teil dieser Truppen selbst auf deutschem Boden nicht gerade zimperlich mit politischen Gegnern umgehen. Da gibt es dann keine „Anzeige bei der Polizei“. Da wird nicht lange gefackelt und es gibt Haue. Ja, richtig Haue. Oder aber man bekommt gar nicht mit, dass man bereits im Visier türkischer Geheimdienste steht, weil man sich abfällig über den Führer der Osmanen geäußert hat. Ein netter Billigurlaub an den sonnigen Stränden der Süd-Westtürkei kann künftig schonmal bei der Staatsanwaltschaft oder gar in einer Zelle enden.
Dennoch, Ihr Widerstandskämpfer, traut Euch! Wer sich in Deutschland den „Rechten“ so mutig entgegenstellt, der wird sich doch von Erdogan und seinen nationalistischen, radikalmuslimischen Machismo-Truppen und deren faschistoiden Methoden nicht einschüchtern lassen. Man kann sich doch wunderbar auf Augenhöhe begegnen.
Bildquelle:
- Recep Tayyip Erdogan: dpa