Wenn die ungezogenen Jungs zanken, dann muss halt Mutti wieder ran

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ich habe – ganz ehrlich – den gestrigen Tag über komplett darüber nachgedacht, ob ich in dieser Nacht genau diesen Titelaufmacher schreibe – oder doch lieber nicht. Ich selbst habe in den Netzwerken und auf meinem Blog DENKEN ERWUENSCHT über Monate allen energisch widersprochen, die – teils flapsig, teils ernsthaft – behaupteten, Angela Merkel strebe eine fünfte Amtszeit im Kanzleramt an. Und, glauben Sie mir, ich will mir das auch jetzt nicht vorstellen. Es wird sowieso viele Jahre dauern, bis sich dieses Land von den Folgen der merkelschen Politik erholt. Wenn es sich überhaupt jemals ganz davon erholen kann. Und Generationen von Historikern werden darüber sinieren und schreiben, wie Angela Kasner aus Hamburg über die DDR an die Spitze der rheinisch-katholischen CDU gelangen und ins Kanzleramt einziehen konnte. Hans Georg Maaßen, der frühere Verfassungsschutz-Chef, hat dazu sehr kluge Gedanken beim Schwarmtreffen vergangenes Jahr in Erfurt geäußert. Aber das ist ein anderes Thema.

Ich bin ehrlich froh, wenn Frau Merkel im Ruhestand ist, weg von den Schaltstellen der Macht. Irgendwo, wo sie keinen Schaden mehr anrichten kann.

Nie im Leben hätte ich noch vor einem Monat geschrieben, was ich eben geschrieben habe, aber es ist wirklich nicht mehr auszuschließen.

Ich habe gestern mit zehn Abgeordneten der Union in Berlin telefoniert und jeden einzelnen gefragt, ob er und sie eine solche Rochade für denkbar halten. Einige sagten: Das macht sie nicht, sie ist gesundheitlich nicht mehr fit, sie hat keine Lust mehr. „Lass das sein, Klaus“, sagte einer, der es gut mit mir und meinem guten Ruf als Journalist meint. „Mach Dich nicht lächerlich!“ Und wer will das schon, sich lächerlich machen?

Aber es waren drei, die mir sagten, dass dieses Planspiel tatsächlich in Gesprächsrunden erörtert wird. Schwere Krise der Partei, alle anderen streiten sich wie die Kesselflicker, und dann kommt die strahlende Integrationsfigur, die wieder zusammenführt, was eigentlich längst schon nicht mehr zusammen passt. Einer von den Dreien sagte zum Schluss des Gesprächs: „Sie muss es ja nur für zwei Jahre machen….“ und da bekam ich wirklich Angst.

Beten Sie!

Herzlichst,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.