von Dr. NICOLE LENZ
POTSDAM – In meiner Praxis habe ich schon mehrere Patienten beim ersten Termin sagen hören, dass sie mal ein Implantat hatten, welches sie wieder verloren haben. Letzte Woche erst kam ein Neupatient zu mir und hatte sein Implantat plus an ihm befestigte Krone in der Hand. Dieses Implantat sei seit 10 Jahren im Mund und dann ganz plötzlich so locker gewesen, dass es mit der Hand selbst entfernt werden konnte. Der Patient war schockiert und ich erstaunt, hatte doch die betroffene Person eine gute Mundpflege. Die Wunde war auch bereits sehr gut verheilt.
Während mechanische Überlastung, Infektionen oder lokale Entzündungen häufig für das Versagen eines Implantats verantwortlich gemacht werden, deutet einiges darauf hin, dass auch systemische Gesundheitsprobleme eine entscheidende Rolle spielen könnten. Diese Hypothese gewinnt an Bedeutung, da immer mehr Patienten unter chronischen Erkrankungen oder Entgiftungsstörungen leiden, die sich auf die allgemeine Gesundheit und insbesondere auf die Mundgesundheit auswirken. Aufgrund vieler Fragen meinerseits und den Antworten, habe ich den Verdacht auf eine Entgiftungsstörung des Körpers und sie an einen zuständigen Therapeuten verwiesen. Weil sowohl diese Störungen als auch die Implatationen im Kieferbereich stark zunehmen, möchte ich gern ein paar Worte dazu verlieren.
Implantatstabilität und Knocheneinheilung
Um zu verstehen, warum ein Implantat verloren gehen kann, ist es zunächst wichtig, die biologischen Grundlagen der Implantatstabilität zu beleuchten. Zahnimplantate bestehen typischerweise aus Materialien wie Titan oder Zirkonoxid und werden operativ in den Kieferknochen eingesetzt. Ihre Stabilität hängt maßgeblich von der sogenannten Osseointegration ab, einem Prozess, bei dem das Implantat fest mit dem umgebenden Knochen verwächst. Dieser Prozess ist komplex und kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden.
Der Prozess der Osseointegration
Nach dem Einsetzen eines Implantats beginnt der Körper mit der Heilung des betroffenen Gewebes. Dabei wächst der Knochen um das Implantat herum und integriert es in das bestehende Knochensystem. Diese Verbindung ist nicht nur strukturell, sondern auch funktional, da das Implantat Teil des Knochens wird und so seine Stabilität erhält.
Der Erfolg der Osseointegration hängt von vielen Faktoren ab. Dazu gehören die Qualität und Quantität des Knochens, in den das Implantat eingesetzt wird, die Stabilität des Implantats unmittelbar nach der Operation und die Infektionskontrolle während der Heilungsphase. In der Regel dauert der Prozess der Osseointegration mehrere Monate. Während dieser Zeit ist es entscheidend, dass das Implantat nicht zu stark belastet wird, da dies die Verbindung zwischen Knochen und Implantat schwächen könnte.
Wenn die Osseointegration erfolgreich verläuft, ist das Implantat fest verankert und kann viele Jahre, wenn nicht sogar ein Leben lang halten. Probleme treten auf, wenn dieser Prozess gestört wird, was zu einer Lockerung oder zum Verlust des Implantats führen kann.
Typische Ursachen für Implantatversagen
Implantatversagen kann viele Ursachen haben, die sich in lokale und systemische Faktoren unterteilen lassen. Zu den häufigsten lokalen Ursachen gehören periimplantäre Infektionen. Diese Infektionen können durch Bakterien verursacht werden, die sich um das Implantat ansiedeln und eine Entzündung des umliegenden Gewebes hervorrufen. Solche Entzündungen führen oft zu einer Knochenresorption, wodurch das Implantat an Stabilität verliert und schließlich herausfallen kann. Entzündungen, die im Normalfall lange Zeit unentdeckt bleiben, können mit modernen Tests sichtbar werden. Eine Bestimmung des Kollagenabbaus direkt am Implantat, in dem der ammp8-Wert getestet wird, sind sogar 1-2 mal im Jahr empfohlen. Bei erhöhten Werten werden durch Empfehlungen und Mitnahme des Betroffenen notwendige Schritte eingeleitet, um die Langlebigkeit des Implantats zu gewährleisten.
Ein weiterer häufiger Grund für das Versagen eines Implantats ist die mechanische Überlastung. Wenn ein Implantat zu stark oder ungleichmäßig belastet wird, kann dies Mikrobewegungen verursachen. Aus diesem Grund ist es wichtig, vor einer Implantation die jeweilige IST-Situation des Bisses zu bestimmen, damit ein Vergleich zu einem späteren Zeitpunkt möglich ist. Der Biss muss stimmen, weil ein Implantat eine komplett andere mechanische Belastung als ein Zahn aufweist.
Ich erlebe immer wieder, dass Implantate gesetzt werden und Patienten denken, ihre Pflicht sei nun getan. Doch ohne Pflege und Beachtung der Regulären im Körper kann es ganz schnell so gehen, dass beim essen plötzlich ein hartes Stück im Mund ist, dass sich als Zahnersatz herausstellt.
Bildquelle:
- Zahn-Implantat: nicole lenz