von Dr. NICOLE LENZ
POTSDAM – Unsere moderne Lebensweise hat uns in eine ständige Jagd nach Zielen und Errungenschaften verwickelt. Auf der einen Seite wollen alle gesund sein, lesen sich alles durch und erreichen nichts. Zu viel auf einmal. Auf der anderen Seite arbeiten die Menschen, gerade Selbstständige, oft bis zum Umfallen in ihrer Firma und vergessen häufig den Müßiggang und den Blick auf ihren Körper. Sie tun so, als könnten sie sich jeden Morgen einen Körper anderen anziehen – wie es bei einem Anzug der Fall ist.
In meiner Branche sehe ich in punkto Stress die permanenten, geforderten Fortbildungen, um die benötigte Punktezahl bei der Zahnärztekammer zu erhalten.
Und wie unsinnig diese manchmal sind
Bestes Beispiel: Im November muss ich meinen Röntgenschein aktualisieren. Dieser Kurs findet, wie immer, an einem Samstag statt. Pünktlich alle fünf Jahre. Was soll sich denn in fünf Jahren an einer Röntgenverordnung ändern? Seit Jahren wird davon gesprochen, dieses Intervall auf zehn Jahre zu erhöhen. Passiert ist, außer viel reden, Sie ahnen es bereits – nichts. Ich vergleiche das mit dem Führerschein. Den machen Sie einmal und dann folgt nie wieder eine Kontrolle, ob sie noch in der Lage sind ein Auto zu fahren. Es sein denn, Sie sind LKW-Fahrer.
Aber besonders wichtig ist, vollbeschäftigte Zahnärzte alle fünf Jahre in einen Raum zu setzen, um sich den gleichen Vortrag wieder und wieder anzuhören. Vielleicht soll ja einer von uns irgendwann mal die Zuhörer langweilen. Am Ende dieser stundenlangen Veranstaltung ist dann übrigens eine Multiple-Choice Klausur zu schreiben. Diese Art von Klausuren fand ich schon im Studium richtig unsinnig. Was soll das für eine Wissens-Abfrage sein? Und in der Pause bekommst du natürlich Verpflegung: ganz extravagant von belegten Brötchen bis zu gesüßten Getränken.
Ich bin der Meinung, dass es viel sinnvoller wäre, Fortbildungen zu Ernährung und dem Bezug zum ganzen Körper zu besuchen.
Was soll uns diese, bei Fortbildungen, bereitgestellte Nahrung geben?
Lebensmittel sind das jedenfalls keine. Wie sollen Sie damit Leistung geben? Leistung, die, gerade heute in der hektischen Zeit umso mehr geliefert werden muss. Es ist doch kein Wunder, dass so viele Menschen chronisch krank werden, vermehrt Karies und Parodontitis entwickeln, wenn so eine Ernährung auch für diejenigen bereit gestellt wird, die diese Krankheiten jeden Tag mehrfach sehen und behandeln.
Ein großes Problem ist, dass dies heute als normal gilt. Wir haben verlernt, nachzudenken und zu hinterfragen. Sie glauben gar nicht, welches Getränk bei zahnärztlichen Fortbildungen als erstes aufgebraucht ist.
Dieses schwarze, mit Kohlensäure versetzte Zuckerwasser!
Deswegen liebe ich Seminare, die den ganzen Menschen betrachten. Da geht es darum, wenn eine Ernährung wie gerade beschrieben, auf der Tagesordnung steht. Da geht es um Life-Hacks, was Sie noch für ihren Körper machen können, um gesund zu werden und zu bleiben. Es herrscht ein anderes Miteinander. Diese Mediziner wollen voneinander lernen. Die meisten Zahnärzte und Ärzte, die in ihrer schulmedizinischen Blase leben, haben sehr häufig ein ausgeprägtes Konkurrenzdenken. Es ist ein Festhalten an Vergangenem, und der Blick bleibt in der eigenen Zone, anstatt das volle Potenzial unserer Möglichkeiten auszuschöpfen und mit Kollegen anderer Fachrichtungen zum Wohle der Gesundheit zu arbeiten.
Wie häufig hatte ich bereits Patienten in meiner Praxis, die entweder eine chronische Parodontitis haben – und glauben Sie mir: die Krankheit haben mehr Menschen, als allen bewusst ist. Schließlich ist diese Erkrankung schmerzlos. Wenn es sich dabei um einen Diabetiker handelt, und ich ihn nach der Therapie zum Behandler wegen Überprüfung der Medikation schicke, ernte ich nicht selten ein müdes Lächeln. Im Grunde erhält der Patient das besagte Lächeln, oft gepaart mit der Frage: „Von wem kommen Sie? Vom Zahnarzt?“ Da wünsche ich mir oft, dass sich Mediziner wenigstens ein wenig mit den Zusammenhängen des Mundes, der Zähne mit dem Körper beschäftigen, wie ich es andersherum mache.
Die meisten denken jedoch noch wie in Filmen wie „Django unchained“ oder „Hangover“ – dort und in vielen anderen Filmen heißt es: „Du bist ja nur Zahnarzt“. Am Anfang hat mich das tief getroffen, diese mangelnde Wertschätzung. Zumal das Thema Zähne allgegenwärtig ist. Es existieren massenhaft Lieder darüber, die Werbesendungen laufen hoch und runter. Selbst in Romanen kommt immer wieder die Rede auf Zähne.
Es erforderte bewusste Anstrengung, Selbstreflexion und die Bereitschaft, mich selbst von alten Mustern und Gedanken zu lösen, um jetzt sagen zu können, dass ich vor dem Arzt noch den Präfix „Zahn“ besitze.
Darauf bin ich mittlerweile sehr stolz! So vieles sehe und behandle ich an und mit den Zähnen. Gemeinsam mit meinen Patienten erforschen wir die Ursachen, um Raum für neue Freude mit einem glücklichen Lächeln zu schaffen. Wir wenden verschiedene Praktiken und Ansätze an, die uns dabei unterstützen, den neuen IST-Zustand zu halten.
Oft stehen Ängste und Sorgen der Heilung im Weg
Dazu kommt der allgegenwärtige Stress. Und damit meine ich nicht nur den äußerlich empfundenen Stress, weil die Kinder mal wieder Theater machen oder der Chef einen Abgabetermin vorzog. Nein, ich rede auch vom inneren Stress durch stille Entzündungen im Körper. Da kommen wir wieder auf die Parodontitis, die sich nicht nur auf den Mund, sondern auf den ganzen Körper ausweiten kann. Diesem Thema möchte ich, aufgrund der Wichtigkeit, einen eigenen Artikel widmen. Auf diesen dürfen Sie sich schon jetzt freuen, denn Sie werden eine Menge für sich mitnehmen.
Ich möchte Ihnen, obwohl das Thema Zahngesundheit so ein Schattendasein fristet, eine Schatzkammer an Erkenntnissen und Werkzeugen bieten.
Lassen Sie uns gemeinsam aufbrechen, um die Kunst Ihrer (Zahn)Gesundheit zu erlernen. Sie werden sehen, dass Zahnmedizin die Kunst der oralen Gesundheit verkörpert. Sie strahlt eine einzigartige Faszination aus, die weit über die traditionellen medizinischen Aspekte hinausgeht. Betrachten wir sie als eine sinnliche Verbindung von Wissenschaft und Ästhetik.
Die Welt der Zahnmedizin entfaltet sich wie ein sorgfältig komponiertes Kunstwerk, bei dem jedes Detail perfekt aufeinander abgestimmt ist. Ein Lächeln, das durch die Hände geschickter Zahnärzte geformt wurde, kann die Eleganz einer Skulptur besitzen und die Blicke auf sich ziehen, die dem Anblick einer raffinierten Meisterzeichnung gleichen. Und weil diese Details zu klein sind, denken Sie bitte daran, wie groß die Auswirkungen auf Ihren ganzen Körper sein können!
Auch wenn die Behandlungsstühle, die in sanften Linien und geschmeidigen Kurven geformt sind, eine sinnliche Erfahrung bieten, während sie Patienten in eine Welt der Entspannung und Verjüngung eintauchen lassen, möchte ich Ihnen Ihre Zeit für noch viel schönere Dinge freihalten.
Die Zahnmedizin ist mehr als nur eine medizinische Disziplin – sie ist eine Liebeserklärung an das Lächeln, eine Verbindung von Wissenschaft und Alternativmedizin.
Bildquelle:
- Zähne: pixabay