Weltweit steigen die Preise: Zerstört die Inflation jetzt den Aufschwung in Deutschland?

von PROF. DR. PATRICK PETERS

BERLIN – Es gibt gute Nachrichten. Die Infektionszahlen sinken, die Impfquoten steigen, die Wirtschaft nimmt mehr und mehr Fahrt auf. So meldete die Wirtschaftszeitung „Handelsblatt am 17. Juni: „Die deutsche Industrie hat so viele Aufträge wie nie. Der Bestand wuchs im April um 2,9 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. „Der Auftragsbestand stieg damit im elften Monat in Folge und hat seinen höchsten Stand seit Einführung der Statistik im Januar 2015 erreicht“, hieß es dazu. Dabei nahmen die offenen Aufträge aus dem Inland um 2,4 Prozent zu, die aus dem Ausland sogar um 3,2 Prozent. Im Vergleich zum Februar 2020 – dem Monat vor Beginn der Corona-bedingten Einschränkungen in Deutschland – ist der Bestand inzwischen saison- und kalenderbereinigt um 11,4 Prozent höher.“

Auf der anderen Seite könnte die steigende Inflation Wasser in den Wein schütten. Weltweit steigen die Preise. Im Mai haben sich beispielsweise die Kosten der Lebenshaltung für die Verbraucher in Deutschland um 2,5 Prozent erhöht. Das ist der höchste Wert seit 2011. Das Problem: Experten zufolge dürften die Preise in der zweiten Jahreshälfte noch deutlicher steigen. „In einzelnen Monaten könnte die Jahresteuerungsrate sogar auf bis zu vier Prozent klettern“, heißt es etwa in einer Analyse von Ökonomen der Deutschen Bank um Chefvolkswirt Stefan Schneider. In den USA stieg der Wert übrigens auf fünf Prozent, deutlich weniger war erwartet worden. In China sind die Erzeugerpreise mit neun Prozent so stark gestiegen wie seit 13 Jahren nicht mehr.

Für Sparer ist das ein Schlag in die Magengrube. Denn trotz Inflation bleibt es bei den schon gewohnt nicht vorhandenen Zinsen. Berechnungen des Finanzportals „Tagesgeldvergleich“ auf Basis der Daten der Europäischen Zentralbank zeigen, dass diese Entwicklung allein zwischen Anfang Januar und Ende April in Deutschland monatlich für einen realen Zinsverlust (Zinserträge minus Inflation) von 3,56 Milliarden Euro gesorgt hat. Sollte die Inflation beispielsweise dauerhaft bei drei Prozent liegen, verlören Sparer mit einem nicht verzinsten Vermögen von 500.000 Euro jedes Jahr 15.000 Euro an Kaufkraft, sagt Hannes Fahrnberger, CEO des liechtensteinischen Lebensversicherungsunternehmens Vienna Life. „Die große Gefahr ist, dass Sparer den Verlust nicht sehen. Auf dem Konto bleibt das Geld vorhanden. Wir raten daher dazu, sich zügig mit einer individuell angepassten Vermögensverwaltungsstrategie gegen die drohenden Verwerfungen zu wappnen. Durch eine rentierliche Anlage werden die negativen Effekte abgemildert oder je nach Ergebnis sogar übertroffen.“

Für den Hamburger Dachfondsmanager Thorsten Mohr (Argentum Asset Management) ist daher jetzt die Zeit für eine breit gestreute Aktienanlage gekommen. „Auch wenn die Kurse bereits sehr hoch sind, sind weiterhin gute Einstiegsmöglichkeiten gegeben. Die Tendenzen zeigen ganz klar nach oben. Und solange die Zinsen bei nahezu Null bleiben, gibt es letztlich keine andere Möglichkeit, das Vermögen zu schützen und zu entwickeln als über Aktien. Die typischen Schwankungen sollte man einfach aussitzen. Bisher hat sich die Börse immer wieder erholt und neue Höchststände erreicht. Der deutsche Leitindex Dax beispielsweise steht derzeit rund 80 Prozent höher als nach dem Absturz zu Beginn der Corona-Krise.“ Durch kontinuierliches, aktives Management könnten diese Schwankungen ohnehin deutlich abgefedert werden, sagt Experte Mohr, um Risiken für die Anleger zu begrenzen.

Thomas Hack, Sachwerte-Experte beim Finanzdienstleister Value Brain, fokussiert in diesen Zeiten insbesondere auch auf Edelmetalle. „Gerade für sicherheitsorientierte Anleger kann es sich lohnen, sich einmal mit physischen Edelmetallen zu befassen, also vor allem Gold und Silber, vielleicht auch Platin und Palladium.“ Vor allem Gold und Silber stehen für ihn im Mittelpunkt. „In Kombination mit der grundsätzlich sehr hohen Wertstabilität bietet Gold einen wirklich sicheren Anker als weltweit akzeptiertes Zahlungsmittel und für viele Anwendungen benötigtes Edelmetall. Silber, der kleine Bruder des Goldes, steht ebenso für Werterhalt. Richtig gemacht ist Silber jedoch eine der sichersten und möglicherweise renditeträchtigsten Geldanlagen in den heutigen Finanzzeiten. Die industrielle Verwendung spricht für mittel- und langfristig stark ansteigende Kurse, auch in einem schwierigeren Kapitalmarktumfeld.“

Bildquelle:

  • Leere_Taschen: dpa

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