Was würden Sie machen mit so viel Geld?

Liebe Leserinnen und Leser,

in Berlin hat jemand den Eurojackpot geknackt. Einen Lottozettel ausgefüllt, 15 – 17 – 23 – 35 – 38 angekreuzt und den beiden Eurozahlen 4 und 9. Und schwupps – 120 Millionen Euro auf dem Girokonto bei der Berliner Sparkasse oder welcher Bank auch immer. Das wär’s oder?

Zurecht werden die Gewinner geheimgehalten, auch lebenslang, wenn sie das selbst wollen. Und dass wäre schlau, denn so viel Geld weckt Begehrlichkeiten auch bei anderen. Es gab Fälle, wo Lottogewinner nach dem Volltreffer einfach ihr bisheriges Leben weitergelebt haben, morgens pünktlich ins Büro, 1400 netto im Monat. Und irgendwann bei Erreichen des Rentenalters zogen sie heimlich still und leise dahin um, wo es schön ist und wo es sich mit ausreichend Geld auskömmlich leben lässt…Bali, Florida oder St. Moritz.

Ich habe im Leben nur ein einziges Mal Lotto gespielt. Da war auch irgendein fetter Jackpot wochenlang ungeknackt und die BILD berichtete über das wöchentliche Anwachsen immer größer auf dem Titel. Irgendwann habe ich gedacht, als ich in so einem Laden Zeitungen kaufte, komm‘, Klaus, machste mal mit. Ein paar Kreuze und mein Geld war weg, natürlich.

Aber es gelingt immer wieder einigen Gewinnern. Manche nutzen ihren Gewinn, um Wohltätiges für die Allgemeinheit oder Familienmitgliedern etas Gutes zu tun. Andere, nicht wenige, verlieren jeden Halt. Der bekannteste dieser Spezies in Deutschland war zweifellos Lothar Kuzydlowski, Sie alle haben seinen Spitznamen „Lotto-Lothar“ mal irgendwo aufgeschnappt, weil seine Geschichte tragisch endete.

Lotto-Lothar lebte von Sozialhilfe mit seiner Frau ein ärmliches Leben in Hannover. Aber er spielte regelmäßig Lotto in der Hoffnung auf das große Glück, das Millionen Deutsche auch heute noch jede Woche suchen. Im August 1994, als 48-Jähriger, gewann Kuzydlowski mit den richtigen Zahlen auf dem Lottozettel 3,9 Millionen Mark und posaunte es in alle Welt hinaus. Die BILD feierte Lotto-Lothar jeden Tag mit fetten Schlagzeilen: „Lotto-Lothar verschenkt erstes Geld“, „Zuerst Freund Rolli. Dann Mama. Und die Ex-Frau?“ Lothar bestellte sich, begleitet von Fotografen, einen roten Lamborghini. Dann tauchte er erstmal mit Frau, Tochter, den beiden Hunden und einem VW-Bus in Richtung Dänemark ab.

An dieser Stelle hätte die Geschichte vielleicht noch gut enden können. Einer, der plötzlich von ganz weit unten nach oben gespült wird, dem gönnen wir das, oder nicht?

Aber es endete nicht gut mit Lothar und seinen Millionen. Denn ihm ist langweilig. Er hängt auf dem Sofa ab und schaut seiner Frau beim Arbeiten zu. In einem Jahr fährt er acht Mal in Urlaub. Der Spiegel“ schreibt irgendwann das Leben von Lotto-Lothar nach dem Millionengewinn auf, eine preisgekrönte Reportage. Wenn man sie gelesen hat, mochte man nie reich werden.

Achtmal hat Lothar Kuzydlowski in einem Jahr Urlaub gemacht, aus Langeweile und weil draußen Schnee fällt

„“Noch kurz vor Weihnachten nach Jamaika, zu den Kaffeebraunen“, flüstert Kuzydlowski, während seine Frau neben ihm in einer Schrankschublade herumfuhrwerkt. Seine Frau trägt eine blaue Arbeiterlatzhose. Kuzydlowski ein weißes Hotel-T-Shirt aus Mauritius. „Ja, so ist das bei uns“, sagt er, „meine Frau macht die Arbeit, und ich gucke zu. Wenn sie oben im Haus fertig ist, kann sie unten wieder anfangen.““

So dokumentiert der Spiegel das Leben der Kuzydlowskis. Es ist eine einzige Tragödie. Und niemand ist da, der das erkennt, keiner kommt zur Hilfe. Oft lässt er sich schon nach dem Frühstück vollaufen: „Ich trinke immer noch das gleiche Schweinebier wie früher“, sagt Kuzydlowski und gönnt sich dann noch ein paar Lindener Spezial.“

Wenn Sie die ganze Tragödie kennenlernen wollen, lesen sie den Artikel im Spiegel hier

Gestern ist, zufällig am gleichen Tag, an dem der Eurojackpot von irgendwem in Berlin geknackt wurde, der Bankier der Superreichen auf dieser Welt gestorben. Sir Evelyn de Rothschild wurde stolze 91 Jahre alt, aufgewachsen in einem behüteten Elternhaus, in Verhältnissen, die als wohlhabend nur unzureichend zu beschreiben sind.

Und während ich meine Gedanken hier für Sie hier aufschreibe, fällt mir ein alter Film mit Eddie Murphy und Dan Aykroyd ein: Die Glücksritter. Zwei schwerreiche Broker stoßen aus Langeweile einen der Ihren ins gesellschaftliche Elend und holen einen armen Schwerenöter aus der Gosse in ihre Welt. Einfach um zu sehen, wie die sich entwickeln und um herauszufinden, ob die Gene über den ökonomischen Erfolg eines Menschen entscheiden oder die soziale Herkunft. im Grunde ein ähnliches Thema wie bei dem Netflix-Blockbuster Squid Game.

Was würden Sie tun, wenn Sie plötzlich so viel Geld, Millionen oder gar Milliarden besäßen? Ich bin sicher, Sie würden etwas für notleidende alternative Medien in Deutschland spenden, zum Beispiel hier auf PayPal @TheGermanZ oder mit einer Spende auf DE18 1005 0000 6015 8528 18.

Mit Dank und herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.