Liebe Leserinnen und Leser,
das erste Opfer eines Krieges ist die Wahrheit. Sie alle kennen diesen Satz, und wir sehen jeden Tag, dass er nichts an seiner Berechtigung eingebüßt hat.
Auch beim Ukraine-Krieg ist es selbst dann schwer, die Wahrheit herauszufinden, wenn man Kontakte in das umkämpfte Land hat, wenn man Korrespondentenberichte liest, wenn man verfolgt, was Analysten in Moskau und Kiew sagen. Man weiß nicht, was stimmt und was gelogen ist.
Im Grund können Sie als Journalist erst einmal niemandem trauen. Politiker und Journalisten können niemals Freunde sein, heißt es. So konsequent würde ich das nicht sehen, aber ganz falsch ist es auch nicht.
In Zeiten des Krieges spielt die Propaganda eine ganz wichtige Rolle. Das eigene Narrativ verbreiten („ab 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen“) oder die Wirkung der Massenmedien zu unterschätzen wie die Amerikaner im Vietnam-Krieg (Mỹ Lai), das hat dramatische Auswirkungen auf die Bevölkerung.
In der Ukraine herrscht Krieg, russische Streitkräfte sind vergangenes Jahr dort einmarschiert, hatten sich das alles aber wohl anders vorgestellt, als es tatsächlich abläuft.
Aber wie das endet? Ob es überhaupt endet?
Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner hat Moskau gestern vorgeworfen, die Menschen in Russland über den Verlauf der ukrainischen Offensive zu belügen. „Sie führen das russische Volk in die Irre“, sagte Jewgeni Prigoschin in einer am Mittwoch von seinen Sprechern veröffentlichten Sprachnachricht. „Große Gebiete sind an den Feind abgegeben worden“, fügte er hinzu.
Das widerspricht der offiziellen russischen Darstellung
Warum passiert das also? Ist das ein abgesprochenes Manöver der Beeinflussung der westlichen öffentlichen Meinung? Streiten die da wirklich in Moskau? Hat Putin Angst vor Prigo? Oder setzt er ihn mit List ein? Wer weiß das schon?
„Eines Tages wird Russland aufwachen, nur um zu entdecken, dass auch die Krim an die Ukraine übergeben wurde“, sagt der Wagner-Chef. So ein Satz kann nicht mit Moskau abgesprochen sein, oder?
Mit herzlichen Grüßen,
Ihr Klaus Kelle