Vor 80 Jahren begann das „Unternehmen Barbarossa“ – der Anfang vom Ende der Hitler-Barbarei

von DIETRICH KANTEL

BERLIN – „Die deutsche Wehrmacht muss darauf vorbereitet sein, auch vor Beendigung des Krieges gegen England Sowjetrussland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen (Fall Barbarossa).“ So beginnt die „Weisung Nr. 21 “, Geheime Kommandosache in nur neun Ausfertigungen, mit der „Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht, Adolf Hitler“ das Oberkommando der Wehrmacht am 18. Dezember 1940 auf den Angriff gegen die Sowjetunion einwies. Vorbereitungen, soweit noch nicht geschehen, seien jetzt in Angriff zu nehmen, bis zum 15. April 1941 abzuschließen und die Absicht eines Angriffes dürfe nicht erkennbar werden. Als Zielvorgabe, umzusetzen in Blitzkriegsmanier: Die Eroberung und Besetzung des europäischen Teils der UdSSR über Moskau hinaus bis zu einer Nord-Süd-Linie vom Weißen Meer, dem Verlauf der Wolga folgend und dann im Donezk-Becken bei Rostow abknickend zum Asowschen Meer. „Sowjetrussland“ sei zu zerschlagen.

Rasche Anfangserfolge

Vor 80 Jahren, am 22. Juni 1941, startete das „Unternehmen Barbarossa“, begann ohne Kriegserklärung gegen den seit 1939 per „Nichtangriffspakt“ Verbündeten der Überfall der deutschen Wehrmacht. Es waren gewaltige Truppenkontingente, die in der größten Invasion in der Militärgeschichte gegen einen durchaus nicht gänzlich unvorbereiteten Gegner auf einer Front von 2.000 Kilometern von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer in Marsch gesetzt wurden: Drei Millionen deutsche Soldaten, unterstützt von 600.000 Soldaten aus Finnland, Italien, Rumänien, Ungarn und der Slowakei in 120 Divisionen (davon nur 30 Divisionen motorisiert, aber mit 600.000 Pferden!) unterstützt von drei Luftflotten mit 2.700 Flugzeugen.

Gegen immerhin rund 2,5 Millionen Mann der Roten Armee im Westteil der Sowjetunion, die über sieben Mal mehr Artilleriegeschütze verfügte, als die deutsche Armee (42.300 zu 7.000), erlangten die deutschen Invasoren anfangs, blitzkriegsgewohnt, rasch große Geländegewinne. In der desaströsen Verteidigungsleistung der überrannten Truppen offenbarten sich neben Qualitätsmängeln in der technischen Ausrüstung und der Ausbildung der Truppen vor allem auch die fatalen Folgen der großen stalinschen Säuberung. Der Diktator hatte die Rote Armee 1937/38 faktisch enthauptet: 34.000 Offiziere hatte er aus der Truppe entfernen, 22.000 von ihnen ermorden lassen, darunter 80 von 101 Mitgliedern der obersten Militärführung. Gut fünf Monate nach Beginn des Unternehmens Barbarossa hatten die deutschen Invasoren die Vororte von Moskau erreicht.

Zwei Massenmörder belauern sich

„Sowenig wie Hitler hatte Stalin je geglaubt, dass der deutsch-sowjetische Angriffspakt mehr bedeutete, als eine Atempause im Ringen zwischen beiden Mächten“, deutet Heinrich August Winkler in seinem 2.400 Seiten starken Werk „Geschichte des Westens“ (Band 2) die politische Lage zwischen den beiden Massenmördern, die ihre Staaten diktatorisch führten. Es werde zwangsläufig die Auseinandersetzung mit dem ideologischen Antipoden in Berlin kommen. Daran habe es für den sowjetischen Diktator nie Zweifel gegeben. Denn Hitler habe von seinem Programm aus „Mein Kampf“, der Eroberung von Lebensraum im Osten und der Vernichtung des „jüdischen Bolschewismus“ nie abgeschworen. Allerdings habe Stalin darauf gebaut, dass Hitler die Sowjetunion nicht angreifen würde, bevor er den Sieg über Großbritannien errungen hätte. In der Zeit bis dahin forcierte Stalin die Rüstung des eigenen Landes. Man könnte sagen, die beiden Massenmörder an der Spitze ihrer Staaten belauerten sich, wissend, dass der eine dem anderen nicht über den Weg trauen konnte.

Trotz höchster Geheimhaltung über den „Fall B“, hatte es an Warnungen vor einem bevorstehenden deutschen Überfall seit Beginn 1941 nicht gefehlt. Im April 1941 ließ Churchill Stalin durch Londons Botschafter in Moskau auf Erkenntnisse des britischen Geheimdienstes über eine bevorstehende Invasion hinweisen. Stalin interpretierte das als Falle: Churchill wolle ihn nur in einen Krieg mit Deutschland hineintreiben. Weitere Warnungen kamen von den deutschen Informanten der „Roten Kapelle“, Harro Schulze-Boysen und Arvid Harnack und von dem Top-Spion Richard Sorge aus Tokio. Stalin schlug alle Warnungen in den Wind.

Der Anfang vom Ende von Hitler-Deutschland

Trotz militärisch beeindruckender Erfolge kam die Wehrmacht jedoch in der vorgesehen Zeit nicht so weit voran, wie geplant. Mit herangeführten Verbänden von den 2,2 Millionen starken Truppen aus der Ost-Sowjetunion startete die Rote Armee endlich ihre Gegenoffensive. Und der russische Winter brach herein mit Nachttemperaturen von bis zu minus 40 Grad. Deutsche Soldaten, ohne nennenswerte Winterausrüstung, erfroren zu zig-tausenden. Motoröle, Diesel und Benzin dickten in den tiefen Temperaturen ein und verklumpten. Die Invasoren mussten die Front zurücknehmen, tausende von Fahrzeugen zurücklassend. Moskau konnte nicht eingenommen werden. Die 6. Armee unter General Paulus wurde vor Stalingrad vernichtet. Ab dann ging es im Ostfeldzug eigentlich nur noch rückwärts für die deutsche Wehrmacht. Das „Unternehmen Barbarossa“ war letztlich ein grandioser Fehlschlag. Und damit schon der Beginn vom Ende von Hitlers Nazi-Reich.

Bildquelle:

  • Unternehmen_Barbarossa_Zweiter_Weltkrieg: unbekannt

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