Gastbeitrag von ECKHARD MACKH, CDU-Mitglied
Das marxistische Konzept der „Avantgarde“, also einer Politik, die schon im voraus das macht, was erst später weltgeschichtlich „dran“ sei und dann angeblich auch einmal demokratische Mehrheiten finden werde (von Lenin für seinen Putsch im mangels Arbeitern noch nicht revolutionsreifen Rußland entwickelt), macht seine Anhänger zu Wohnsitzlosen, die sich nur noch an ihren Anführer halten können, weil sie das Bestehende aufgegeben haben.
Ich muß dabei immer an Ibsens „Brand“ denken (1866), der die Einwohner eines kleinen Städtleins dazu überredet, mit ihm ins Gebirge aufzubrechen, um die schnöde Alltagswelt hinter sich zu lassen. Als die Bürger allerdings verstehen, dass es gar kein Ziel gibt, dass es nur um den Verzicht auf das bisherige Leben (und damit überhaupt um Verzicht auf das Leben) geht, das „Brand“ also Selbstmord zur Erlösung erklärt, fangen sie an, ihn mit Steinen zu bewerfen.
Wir können aber auch nach Venezuela schauen, um diese Struktur zu verstehen. Das Projekt der „gesellschaftlichen Modernisierung“ der CDU, das Angela Merkel zu ihrem Projekt gemacht hat, hat ebenfalls genau diese Struktur. Die Mitarbeiter Merkels, z.B. Polenz, haben daraus auch nie ein Geheimnis gemacht, dass sie sich als Avantgarde verstehen (also gegen die Mitgliedermehrheit agieren). Genau so konnte es dazu kommen, dass die Mehrheit der Mitglieder der CDU nach wie vor realistische, bürgerliche Menschen sind und gleichzeitig die von der CDU getragene Bundespolitik die durchgeknalltesten Ideen verfolgt hat, die man sich von der Partei abschauen konnte, die als Avantgardisten der Avantgardisten gelten – von den Grünen.
Wir kommen aus dieser Falle nicht heraus, wenn wir nicht diese Geschichtsphilosophie überwinden. Es ist dabei besonders pikant, daß Angela Merkel sich zwar ohne diese Modernisierungs-Idee, niemals so lang hätte halten können, aber in Wirklichkeit nur einen opportunistischen Kurs auf Sicht fahren wollte – und gerade deshalb den grundlegenden Prinzipien der linkgrünen politmedialen Parallelgesellschaft erlegen ist.
Bildquelle:
- Bundeskanzlerin Merkel: dpa