von ULI HESSE
London – Die zweite Ehefrau von Prinz Charles war einst so unbeliebt, dass eine wütende Frau im Supermarkt angeblich ein Brötchen nach ihr warf.
Lange vor Lady Dianas tödlichem Unfall 1997 war sie als «Rottweiler» bekannt, die Dritte in einer offensichtlich unglücklichen Ehe. Gegen Diana, die Märchenprinzessin mit der Aura eines Rockstars, hatte sie keine Chance.
In der «Mail am Sonntag» erinnerte sich Camilla: «Es war schrecklich. Es war eine sehr unangenehme Zeit, die ich nicht mal meinem schlimmsten Feind antun würde.»
Zehn Jahre dauerte es, bis die heutige Herzogin von Cornwall die britische Öffentlichkeit auf ihre Seite brachte. Am Montag (17. Juli) feiert sie ihren 70. Geburtstag.
Geboren wird Camilla 1947 in eine blaublütige Familie in London, der Vater Adjutant der königlichen Leibwache, die Mutter aus einer reichen Architektenfamilie. Privatschulen in der Schweiz, Frankreich und England bereiten die Debütantin auf ein Leben am Hof vor.
Mitte der 60er Jahre arbeitet sie als Empfangsdame für eine Stoff- und Tapetenfirma im schicken Londoner Bezirk Mayfair. Die einflussreiche Innendekorateurin Imogen Taylor erinnert sich in ihren Memoiren: «Camilla arbeitete etwa eine Sekunde lang für uns, und wurde dann gefeuert.» Der Chef habe wie immer das gesamte Gebäude zusammengeschrien: «Verschwinde, du alberne Schlampe!»
Den Thronfolger Charles trifft sie zum ersten Mal 1970 bei einem Polo-Spiel in Windsor, bei dem Camilla ihm – so die Legende – in ihrer üblichen freimütigen Art vorschlägt: «Meine Urgroßmutter war die Geliebte deines Ur-Urgroßvaters, wie wär’s?».
Angeblich funkt es augenblicklich. Doch ihre Beziehung zerbricht, als Prinz Charles zur Royal Navy geht. Zwei Jahre später heiratet Camilla den zehn Jahre älteren Gardeoffizier Andrew Parker Bowles, der für seine vielen Affären bekannt ist.
Er kommt aus einer Millionärsfamilie und das junge Paar genießt einen extravaganten Lebensstil, in den auch die Kinder Tom und Laura hineinwachsen.
Prinz Charles heiratet inzwischen Diana, doch glücklich werden sie nicht. Camilla und Charles lassen ihre einstige Affäre wiederaufleben und schreiben sich heimlich als «Fred» und «Gladys».
Peinlich wird es, als heimliche Mitschnitte eines intimen nächtlichen Telefonats auftauchen: Charles sehne sich danach, Camillas Tampon zu sein – die Briten ergötzen sich am «Camillagate»-Skandal.
Schließlich lassen sich Charles und Diana 1996 scheiden. Nur ein Jahr später stirbt die einstige Prinzessin bei einem Autounfall in Paris. Eine Katastrophe für die «Firma», wie die königliche Familie bezeichnet wird – denn die Queen trauert dem Volk zu wenig, und die nun ebenfalls geschiedene Camilla gilt als intrigante Ehebrecherin, die daher vom Hofe verbannt wird.
In ihrem Buch «Prince William: Born To Be King» beschreibt Penny Junor das erste Gespräch zwischen Prinz William und Charles‘ Geliebter nach dem Tod von Diana: «Er nahm sie mit hoch zu Williams Wohnung und ließ sie für eine halbe Stunde alleine, um zu reden. Am Ende kam Camilla heraus und sagte nur: «Ich brauche einen Drink!»» Es dauert acht Jahre, bis die Queen ihrem Erstgeborenen erlaubt, seine Jugendliebe zu heiraten.
Camilla teile Charles‘ Liebe zur Gartenarbeit, zu Pferden und Hunden, schreibt Biografin Penny Junor. «Sie weiß, wie man ihn aus seinen dunkleren Stimmungen herausholen kann. Und es ist rührend, wie stolz er auf sie ist.»
Die beiden verschafften sich langsam mit seriösen Auftritten und viel Fleiß wieder Respekt. 200 Veranstaltungen absolvieren sie pro Jahr, und Camilla beschwerte sich in der «Sun» halb scherzend: «Ich kann ihn einfach nicht davon abhalten. Meine Füße bringen mich um!»
Sie stiehlt ihm nicht das Rampenlicht und ist absolut loyal. Und – sie kennt seine Welt wie wenige andere, nimmt sich nicht zu wichtig.
Camilla gestand der «Mail am Sonntag»: «Es gibt Situationen, in denen es sehr schwierig ist, nicht herauszuplatzen, vor allem wenn etwas furchtbar schief geht und jeder sitzt erstmal für einen Sekundenbruchteil nur da. Man muss schlucken und sich selbst zwicken, um nicht loszulachen.» (dpa)
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- Charles & Camilla: dpa