Von der Freiheit zu tanzen

von FELIX HONEKAMP

Als Libertärer und Katholik – in umgekehrter Reihenfolge – kommt man immer wieder an Themen vorbei, bei denen in der Brust zwei Herzen schlagen. Jeder hat in diesem Zusammenhang seinen „Primaten“, für mich ist das in aller Regel der Primat Gottes: Was er will – oder wovon ich glaube, dass er es will – dem folge ich. Damit ist aber auch schon die Grenze zum Libertarismus ganz gut beschrieben: Ich folge, ich mache vielleicht Werbung bei anderen, dem auch zu folgen – schließlich glaube ich daran, dass jeder durch den Herrn gerufen ist, sich erlösen zu lassen. Aber ich zwinge niemanden.

Wir stehen vor den Kartagen und dem Osterwochenende, und man darf sich nichts vormachen: Die meisten Menschen können damit nicht mehr allzu viel anfangen. Zu Ostern ist Jesus auferstanden, das mag sich noch Bahn brechen durch die allgegenwärtigen Hasenfeste, aber das dem der leibliche Tod Jesu am Kreuz am Karfreitag vorausgeht, des ganz Mensch gewordenen Gottes … das ist schon für einen gläubigen Christen starker Tobak. Wie muss es da erst „religiös unmusikalischen“ Menschen gehen? Und das bei denen die Neigung zur gesetzlich erzwungenen Rücksichtnahme nicht gerade ausgeprägt ist, erscheint nachvollziehbar. Warum also am Karfreitag keine Tanzveranstaltungen? Die sind nämlich gesetzlich aus Rücksicht auf die Christen verboten; ein Verbot, das Umfragen zufolge von einer knappen Mehrheit – je nach Sichtweise „immerhin“ oder „gerade mal“ – der Deutschen befürwortet wird.

Dieses Verbot allzu ausgelassener Feiern an diesem Tag des Gedenkens liegt andererseits vielen Christen in der Tat am Herzen. Es geht nicht darum, irgendjemandem den Tag zu vermiesen, es geht darum, dass diesen Menschen das Gedenken an den Tod Jesu wichtig ist. Niemand käme auf den Gedanken, ausgerechnet im Umfeld einer Beerdigung eine Tanzveranstaltung zu organisieren, warum muss es da ausgerechnet dieser wichtige Feiertag der Christenheit sein, an dem man ausgehen und das Tanzbein schwingen will? Andererseits steht es uns Christen gut an, einen Blick auf Jesus zu werfen, der niemanden zum Glauben an ihn zwingen will. Das gilt auch dann, wenn die Christen eine Mehrheit in der Gesellschaft darstellen.

In meinem libertären und katholischen Herzen geht darum eine kleine Vision um, die ich gerne teilen würde: Wie wäre es denn, wenn Atheisten und Andersgläubige es am Karfreitag ein bisschen ruhiger angehen ließen, nicht weil sie müssen, sondern weil sie Rücksicht auf das nehmen, was Anderen wichtig ist? Kein Zwang sondern eine selbst auferlegte Beschränkung? Nur so nämlich, davon bin ich auch als Libertärer überzeugt, funktioniert Freiheit tatsächlich. Zwang überzeugt niemanden, das Zeugnis eines Christen, einen feiernden Atheisten auch am Karfreitag nicht zu verurteilen, dagegen vielleicht schon. „Ein freier Mensch muss es ertragen können, dass seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muss sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.“ so beschrieb es einst der libertäre Vordenker Ludwig von Mises. Das gilt übrigens für Menschen jeden Glaubens oder Nichtglaubens.

In diesem Sinne wünsche ich den The-GermanZ-Lesern schon jetzt ein gesegnetes Osterfest – in gegenseitiger Rücksichtnahme und mit Respekt vor dem Glaubens der jeweils Anderen.

Bildquelle:

  • Tanzen: pixabay

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