von KLAUS KELLE
Dass CDU und CSU gemeinsam mit Frau Merkel in die Bundestagswahl ziehen, ist keine wirkliche Überraschung. Beide Parteien verdanken ihre politischen Erfolge über Jahrzehnte dem engen Schulterschuss der Schwesterparteien. Und würde die bayerische Union in Umfragen nicht immer noch über 40 Prozent liegen, wäre die CDU schon seit einiger Zeit auf dem Niveau der lange auf Talfahrt segelnden SPD.
Doch nun sind derartige Rechenspiele eh obsolet, denn jetzt ist Martin Superstar. In einem rational nicht nachvollziehbaren Hype ziehen die Sozialdemokraten innerhalb von nur zwei Wochen mit dem neuen Hoffnungsträger aus Würselen an der Union vorbei – wohlgemerkt an der ganzen Union in Deutschland.
An der politischen Großwetterlage ändert das allerdings gar nichts. Da erfreulicherweise die früher kreativen und munteren Grünen auf sieben Prozent abgerutscht sind, ist eine Rot-Rot-Grüne Mehrheit im September höchst unwahrscheinlich. Schwarz-Gelb geht eh nicht, und mit der AfD wollen die anderen nicht spielen. Ergo: eine Neuauflage der Großen Koalition ist auch nach dem heutigen Tag die wahrscheinlichste Konstellation nach der kommenden Bundestagswahl.