USA wollen die diplomatischen Spannungen im Golf entschärfen

Eine Frau spaziert vor der Skyline in Doha. Katar ist in der Region zur Zeit politisch isoliert. Foto: Kamran Jebreili

Washington/Riad – Nach dem Bruch Saudi-Arabiens und anderer arabischer Staaten mit Katar will sich die US-Regierung um Entspannung in der seit Jahren schwersten diplomatischen Krise in der Region bemühen. Präsident Donald Trump werde mit allen Beteiligten sprechen, um die Situation zu beruhigen.

Das sagte eine Sprecherin des Weißen Hauses in Washington. Auch Kuwaits Emir Sabah al-Salim al-Sabah bemühte sich um Vermittlung in dem Streit. Er telefonierte am Montagabend mit seinem katarischen Kollegen Tamim bin Hamad Al Thani und forderte diesen nach Angaben der Agentur Kuna auf, den Bemühungen um Entspannung «zwischen Brüdern» eine Chance zu geben.

Katars Außenminister Mohammed Bin Abdulrahman Al-Thani sagte im Gespräch mit dem Sender Al-Dschasira, er könne sich die Eskalation nicht erklären. «Wir wissen nicht, on echte Gründe hinter dieser Krise stecken oder versteckte Gründe, die wir nicht kennen», sagte er. Das Vorgehen der Nachbarn stelle die Zukunft des Golf-Kooperationsrates in Frage.

Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Ägypten und Jemen hatten zuvor alle Kontakte mit Katar abgebrochen. Sie werfen dem kleinen Staat am Persischen Golf unter anderem vor, Terrororganisationen zu unterstützen. Drei von ihnen stoppten den Luftverkehr mit Katar. Mehrere Fluglinien wie Etihad oder Emirates wollten ab Dienstag ihre Verbindungen in das Land einstellen. Katar ist nunmehr weitgehend isoliert. Das Außenministerium des Staates sprach von ungerechtfertigten Vorwürfen und Maßnahmen, die auf falschen Behauptungen basierten. Die Europäische Union und der Iran zeigten sich besorgt über die Entwicklungen.

Bereits vor rund drei Jahren hatten Saudi-Arabien, Bahrain und die Emirate ihre Botschafter für einige Monate aus Katar abgezogen. Sie stießen sich vor allem an der Unterstützung Katars für die ägyptischen Muslimbrüder.

Die staatliche saudi-arabische Nachrichtenagentur SPA hatte am Montag unter Berufung auf Regierungskreise in Riad gemeldet, Katar wolle Saudi-Arabien spalten. Es unterstütze zudem zahlreiche Terrororganisationen, um die Region zu destabilisieren. Dazu zählten neben der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und den Muslimbrüdern auch Gruppen, die vom schiitischen Iran gefördert würden. In Katar unterhielt die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas ihr Hauptquartier, bis ihre Anführer zur Ausreise aufgefordert wurden.

Ende Mai löste ein Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur von Katar unter den Golfstaaten neue Verwicklungen aus. In dem Artikel hieß es, Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani habe die Nachbarländer kritisiert und den schiitischen Iran als Staat gelobt, der zu Stabilität in der Region beitrage. Das katarische Außenministerium teilte danach mit, Hacker hätten einen gefälschten Bericht verbreitet. Trotzdem hielten die Spannungen an. Der schiitische Iran ist ein Erzrivale Saudi-Arabiens und der anderen von Sunniten regierten Golfstaaten. Trump hatte die arabischen Verbündeten während eines Besuchs Ende Mai in Saudi-Arabien auf einen gemeinsamen Anti-Terror-Kampf und eine gemeinsame Anti-Iran-Front eingeschworen. Trump hatte in Saudi-Arabien auch ein gigantisches Waffengeschäft abgeschlossen.

Katars Nachbarländer Saudi-Arabien, Bahrain und die VAE schlossen in einem koordinierten Vorgehen nun am Montag die Grenzen. Sie forderten Bürger Katars binnen 14 Tagen zur Ausreise auf. Katarische Diplomaten müssen die betroffenen Staaten innerhalb von 48 Stunden verlassen.

Katar – nur etwa halb so groß wie Hessen – ist wie etwa Saudi-Arabien und Ägypten ein Verbündeter der USA. Das Emirat ist Teil der internationalen Anti-IS-Koalition.

In Katar befindet sich der größte Militärstützpunkt der USA in der Region. Auf der Luftwaffenbasis Al-Udeid sind mehr als 10 000 US-Soldaten stationiert. Das amerikanische Militär sieht die Einsätze im Nahen Osten aber nicht durch die Krise gefährdet. «Wir führen weiterhin Missionen zur Unterstützung der Operationen in der gesamten Region aus», erklärte ein Sprecher des US-Zentralkommandos (Centcom) in Tampa am Montag. Das gelte sowohl für den Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) als auch die Trainingsmission in Afghanistan. «Jede Art von Kursänderung wäre verfrüht und würde zu diesem Zeitpunkt nur Spekulation bedeuten.»

Ein Sprecher des Pentagons erklärte ebenfalls, dass es keinerlei Pläne gebe, etwas an der Präsenz in Katar zu ändern. Die USA und die Anti-IS-Koalition seien dem Land dankbar für die Unterstützung. «Wir ermutigen alle unsere Partner in der Region, Spannungen zu reduzieren und auf gemeinsame Lösungen hinzuarbeiten, die Sicherheit in der Region schaffen.»

Bildquelle:

  • Doha: dpa

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