McCain gilt als schärfster Kritiker von US-Präsident Donald Trump unter den Republikanern und hatte sich bereits im Wahlkampf von ihm distanziert. «Ich weiß, in Europa und weltweit ist man besorgt darüber, dass die USA die weltweite Führung abgeben könnten», sagte er in München. Er könne zwar nur für sich sprechen, aber er glaube nicht, dass das die Botschaft der US-Politiker sei, die nach München gekommen seien. Neben US-Vizepräsident Mike Pence sind auch Verteidigungsminister James Mattis und Heimatschutzminister John Kelly in München mit dabei.
Die Außenpolitik der neuen US-Regierung steht im Mittelpunkt des Treffens. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte die USA kurz vorher in ungewohnt deutlicher Form vor außenpolitischen Alleingängen gewarnt. Bis Sonntag werden 30 Staats- und Regierungschefs sowie etwa 80 Außen- und Verteidigungsminister erwartet. Die Konferenz sei wichtiger als je zuvor, sagte McCain. «Dieses Podium wird sich damit beschäftigen, ob der Westen überleben wird.»
Gerade in Zeiten von Konflikten und Krisen sei es wichtig, gemeinsam für die westlichen Werte einzutreten, sagte McCain. «Die westlichen Nationen haben immer noch die Kraft, unsere Weltordnung aufrecht zu erhalten, aber ob wir den Willen dazu haben – das ist nicht mehr klar.» Er warnte vor Selbstzweifeln, der Westen dürfte sich nicht von Angst lähmen lassen. «Wir sind vielleicht selbstgefällig geworden, wir haben Fehler gemacht», sagte McCain. «Solange mutige Menschen an den Westen glauben, wird der Westen fortbestehen.»
In dem Zusammenhang lobte er auch die Rolle Deutschlands. «Nicht jeder Amerikaner versteht die essentielle Rolle, die Deutschland und Bundeskanzlerin (Angela) Merkel spielen, wenn es darum geht, die Ideen des Westens zu verteidigen», sagte McCain. «Aber im Namen all derer, die das verstehen, möchte ich mich bedanken.» (dpa)
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