Liebe Leserinnen und Leser,
gestern Abend erreichte uns die Nachricht von einem schweren Autounfall auf einer Bundesstraße in Bas Langensalza in Thüringen. Sieben Menschen sind dabei gestorben, drei sind verletzt, einer von ihnen schwebt weiter akut in Lebensgefahr.
Viele Details sind noch nicht bekannt, nur, dass wohl einer der Fahrer aus irgendeinem Grund auf die Gegenfahrbahn geriet und frontal mit zwei anderen Fahrzeugen zusammenkrachte. Zwei Autos brannten dabei vollkommen aus. Der Schwerverletzte im Krankenhaus ist möglicherweise der Verursacher gewesen.
Wie ist ein Leben der Freunde und Familie nach so einer Tragödie noch möglich?
Das beschäftigt mich heute Morgen sehr. Man fährt abends raus, sagt Tschüss zu den Lieben daheim, verbringt einen vielleicht fröhlichen Abend mit den besten Freunden – und ein paar Minuten später ist man tot. Das Beispiel von gestern Abend ist willkürlich gewählt natürlich, aktueller Anlass und so. Bei jedem tödlichen Unfall ist das so. Oder der Mann aus Berlin, der am 19. Dezember 2016 mit seiner Lebensgefährtin ins Theater wollte, doch die Vorstellung war bereits ausverkauft. „Dann gehen wir halt noch auf den Weihnachtsmarkt“, verabreden sie und schlendern wenige hundert Meter rüber zum Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche. Und an der Glühweinbude rast Anis Amri mit einem LKW in die Menge. Für Allah, wie er meint. Und sofort sind 12 Menschen aus dem Leben gerissen, ohne eine Ahnung oder Vorankündigung. Einfach plötzlich tot.
Gestern habe ich am späten Abend noch die herausragende Netflix-Dokumentation über das Verschwinden des Malaysian Airlines Fluges MH 370 gesehen. Boarding am Flughafen, Selfie für die Frau daheim, Herzchen schicken und dann kommen über 200 M enschen niemals zurück zu den „loved ones“.
Ich weiß, wir können sowas nicht verhindern, wenn Sie Nachrichten lesen oder gar wie wir produzieren, sind solche Tragödien der Alltag.
Man muss damit klarkommen. Ich weiß nicht, vielleicht muss man all die schönen Erinnerungen an die oft jahrzehntelange gemeinsame Zeit davor komplett ausblenden, um selbst noch weiterleben zu können. Mir ist so etwas bisher erspart geblieben, und ich danke Gott, dass es so ist. Wenn Verwandte oder Nachbarn sterben im Alter von 78 oder 8 oder 93, das ist das der normale Verlauf. Aber tödliche Unfälle wie der gestern Abend in Thüringen, das ist der Blick in den schwarzen Abgrund für alle, die ihr Leben weiter leben müssen.
Ihr Klaus Kelle