Tschetschenen-Präsident Kadyrow über Putin: »Er begreift den Ernst der Lage nicht«

Der russische Präsident Wladimir Putin im Kreml. Foto: Alexander Zemlianichenko/AP/dpa

MOSKAU – In nationalistischen Kreisen Russlands wird die kritik an Putins Kriegsführung immer lauter. Auch der Präsident der Republik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, normalerweise ein enger Verbündeter Putins, hat sich jetzt ungewöhnlich kritisch gegenüber dessen Strategie geäußert.

Die russische Armee habe im Nordosten der Ukraine Fehler gemacht, so Kadyrow,angesichts der heillosen Flucht von 10.000 russischen Sodaten aus der einst besetzten Region.

Kadyrow bezweifelt in einer Sprachnachricht öffentlich, dass Putin den Ernst der Lage begreift. »Wenn heute oder morgen keine Änderungen in der Strategie der militärischen Sonderoperation vorgenommen werden, muss ich mit der Führung des Verteidigungsministeriums und der Führung des Landes sprechen, um ihnen die tatsächliche Situation vor Ort zu erklären«, sagte der 45-Jährige.

Kadyrow, Sohn des früheren tschetschenischen Präsidenten Achmat Kadyrow, schrieb auf dem Messengerkanal Telegram, die russischen Soldaten seien vor dem Einmarsch nicht ausreichend vorbereitet worden. Er verstehe Putins Strategie nicht und forderte von der militärischen Führung in Moskau eine Erklärung.

Rücktritt Putins gefordert

Während seine Soldaten über 3000 Quadratkilometer zuvor besetztes Land durch den Vorstoß ukrainischer Verbände verloren, war der Oberbefehlshaber Putin in Moskau zur Feier des 875. Geburtstags der Hauptstadt und weihte ein Sportzentrum und ein Riesenrad ein, das allerdings schon am darauffolgenden Tag wegen technischer Störungen nicht mehr betrieben werden konnte.

Im Moskauer Stadtbezirk Lomonosovsky wagten einige Lokalpolitiker, den Rücktritt Putins zu fordern. Der Präsident habe mit seiner „aggressiven Rhetorik Russland in die Zeit des Kalten Krieges zurückgeführt“. Ähnlich äußerten sich sieben Kollegen in St. Petersburg die Putins Krieg als Grund für die massiven wirtschaftlichen Probleme Russlands betrachten.

Bildquelle:

  • Wladimir Putin: dpa

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