Trumps USA erkennen wieder, wo ihre Freunde und Verbündeten sind

Das Weiße Haus, Amtssitz des amerikanischen Präsidenten

von KLAUS KELLE

KIEW/WASHINGTON DC – Ist der Feind meines Feindes automatisch mein Freund? Und gibt es Freundschaft zwischen Staaten überhaupt? Oder geht es immer nur um Interessen?

Nachdem der neue alte US-Präsident Donald Trump am 20. Januar die Amtsgeschäfte im Weißen Haus übernommen hatte, waren sich viele Ukrainer und Europäer einig, dass mit diesem Tag eine ganz schlechte Entwicklung für dem Westen an sich und die Ukraine im Besonderen eingeleitet werden dürfte.

Trump, der „Dealmaker“, werde nun mit Wladimir Putin, Xi Jingping und ein paar Sidekicks wie Narendra Modi aus Indien eine neue Weltordnung basteln, in der besonders die Staaten der Europäischen Union (EU) keine wichtige Rolle mehr spielen dürften.

Das verstörende Kammerspiel Trumps und seines Vice JD Vance mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Kamin vor dem Kameras der Weltöffentlichkeit schien diese Befürchtung zu bestätigen.

Doch heute, nur ein paar Wochen später, scheint wieder alles anders

Denn alle Lockerungsübungen des amerikanischen Präsidenten gegenüber Moskau stoßen bei Putin auf demonstrative Ignoranz.

Die Amis wollen was? Geht uns nichts an, schallt es zurück. Und – ich habe das geahnt – sowas kommt bei einer Persönlichkeit wie Donald Trump nicht gut an. Gar nicht gut.

Inzwischen ist die militärische Unterstützung der Ukraine wieder auf altem Niveau. Die USA liefern Waffen, amerikanische Geheimdienste liefern Zielkoordinaten für erstaunlich erfolgreiche Angriffe ukrainische Streitkräfte auf russische Infrastruktur. Gerade gestern wurden zwei russische Pantsir-S1-Systeme von ukrainischen Drohnen ausgeschaltet. Am Tag davor wurden drei russische Buk-M3-Flugabwehrsysteme in der Region Luhansk mit Drohnen zerstört. All das geht in der Nachrichtenflut weitgehend unter angesichts des amerikanischen Handelskrieges gegen fast die ganze Welt und vor dem Hintergrund es massiven Kurssturzes an den wichtigen Börsen. Aber es passiert. Und die Zeit spielt gegen Russland, das weiter halbe Dörfer erobert um den Preis massiver Verluste an Menschen und Material.

Vor ein paar Tagen gelang es ukrainischen Streitkräften zwei Chinesen gefangen zu nehmen, die in der Ukraine auf Seiten der russischen Invasoren gekämpft hatten. Selenskyj ließ mitteilen, dass man Erkenntnisse habe, dass viele weitere Chinesen in diesem Krieg auf Seiten Russlands kämpfen. Tammy Bruse, Sprecherin des amerikanischen Außenministeriums, bezeichnete diese Nachrichten als „verstörend“ und stellte fest: „China ist ein wichtiger Steigbügelhalter Russlands im Krieg in der Ukraine.“
China, das sich verbal in dem Krieg immer wieder selbst als neutral bezeichnet, liefert aber tatsächlich fast 80 Prozent der „Dual-Use“-Güter, die Russland für das Aufrechterhalten seines Krieges brauche, also Güter, die sowohl für zivile als auch für militärische Zwecke genutzt werden.

Und China, das ist klar, ist nicht Trumps Lieblings-Freund

Gerade hat der US-Präsident den ganz großen Zollhammer gegenüber Peking ausgepackt. Die Antwort Xis wird nicht auf sich warten lassen. Und eine Antwort Trumps auslösen.

Währenddessen machen die europäischen Staaten ihre Hausaufgaben, modernisieren ihre Streitkräfte massiv, suchen den Dialog mit dem großen Bruder jenseits des Atlantiks, blasen nicht die Backen auf, sondern sprechen mit dem Weißen Haus, bieten Deals zum gegenseitigen Nutzen an.

Gut möglich, ja wahrscheinlich, dass sich Trump, Hegseth, Rubio & Co. in diesen Tagen daran erinnern, wo ihre Freunde und wahren Verbündeten im globalen Machtspiel sind.

Bildquelle:

  • Weißes_Haus_5: depositphotos / sepavone

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.