TikTok, die Plattform unserer Kids, setzt „Wortfilter“ ein

Liebe Leserinnen und Leser,

kennen Sie die Videoplattform TikTok? Viele wahrscheinlich nur dem Namen nach, denn das chinesische Unternehmen wendet sich an die junge Zielgruppe, diejnigen, denen Instagram schon zu alt ist. Also die, die vor drei Jhren noch mit jugendlicher Grundarroganz gegenüber den eigenen Eltern Facebook für eine Rentner-Plattform gehalten haben. So wie unsere älteste Tochter, deren jüngere Schwester jetzt jeden Tag TikTok schaut und die Instagram für langweiligen Rentner-Kram hält.

Soweit alles ganz normal, oder?

Die Hälfte der 12- bis 19-Jährigen in Deutschland schauen TikTok regelmäßig, hauptsächlich Musik, Tanz und mehr oder weniger Witziges.

Nun haben Medien aufgedeckt, dass TikTok sogenannte „Wortfilter“ einsetzt, um Kommentare mit bestimmten Begriffen unsichtbar zu machen. Konkret geht es zum Beispiel um „Nazi“, „Sklaven“ und „Gas“, aber auch um „LGBTQ“ oder „schwul“. Ich bin sicher, die Tik-Tok-Veranstalter meinen es gut damit, sie wollen Hate Steech (Hassrede), Beleidigugen und die Diskriminierung von Minderheiten einschränken auf ihrem Portal. Aber gut meinen muss eben auch nicht gut sein heißen.

Persönlich glaube ich, dass es TikTop mit dieser Maßnahme nicht um die Unterdrückung missliebiger Meinungen geht, wie beim deutschen Netzwerkdurchsuchungsgesetzt. Da will man ganz konret unliebgsame Themen in der Bevölkerung aus der öffentlichen Debatte rausdrängen. TikTok möchte einfach den ganzen Hass und die Menschenverachtung nicht haben, die es anderswo auf Plattformen wie Facebook und Twitter gibt. Und wer will schon Hass außer den „Creeps“, den vielleicht einem Prozent dumpfer Vollidioten, die wohl jedes Volk mit sich herumschleppen muss?

Dennoch habe ich Magenschmerzen mit der TikTok-Meldung, denn wenn man grundsätzlich einmal bereit ist, Meinungsfreiheit einzuschränken und dafür Grundrechte antastet, dann kann man das zwar mit einigen Beispielen belegen wie in diesem Fall, wo nahezu jeder mit dem Kopf nicken und zustimmen kann. Aber zugleich legt man das Instrumentarium an, mit der dir Büchse der Pandora bei Bedarf geöffnet werden kann. Und dann gibt man in den Filter eben auch andere Worte ein außer „Nazi“, „schwul“ und „Gas“.

Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.