Thronjubiläum: Britische Königin seit 65 Jahren ein Fels in der Brandung

Königlich: Elizabeth II. fährt in einer Kutsche durch London (2016). Foto: Dominic Lipinski

von SILVIO KUSIDLO

London – «Mein ganzes Leben, sollte es kurz oder lang werden», versprach die spätere Königin Elizabeth II. an ihrem 21. Geburtstag, wolle sie ihren Untertanen widmen. Jetzt ist die britische Königin bereits 65 Jahre auf dem Thron – und damit derzeit die am längsten amtierende Monarchin der Welt.

Zum Feiern ist ihr aber wohl nicht zumute. Denn das Jubiläum an diesem Montag ist der Todestag ihres Vaters.

«Sie wird wahrscheinlich am Montag auf dem Landsitz Sandringham sein», sagte eine Sprecherin des Buckingham-Palastes der Deutschen Presse-Agentur. So hält die Queen es meistens an dem Jahrestag, gemeinsam mit ihrem Mann Philip (95). In London gibt es ihr zu Ehren Salutschüsse. Auch Münzen werden zum 65. Thronjubiläum aufgelegt. Das war es dann aber fast auch schon. Typisch für die Queen: kein großes Tamtam, Respekt anderen gegenüber, Beständigkeit.

Augenzwinkernd wird gesagt, Elizabeth habe als Prinzessin einen Baum bestiegen und sei als Königin heruntergekommen. Denn die Nachricht vom Tod ihres Vaters, Königs George VI., erreichten sie und Philip 1952 auf einer Kenia-Reise in einem Baumhaushotel. Elizabeth kehrte als Königin nach London zurück – damals war sie 25 Jahre jung. Die Krönungszeremonie fand ein Jahr später in Westminster Abbey statt.

Die Briten lieben ihre Königin. Denn sie führt das Land seit Jahrzehnten wie ein Fels in der Brandung durch alle Höhen und Tiefen und bewahrt dabei stets die Haltung. Aus politischen Angelegenheiten hält sich Elizabeth II., die auch Staatsoberhaupt von Kanada, Australien und vielen anderen Ländern ist, stets heraus. Zum geplanten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (Brexit) äußerte sich die Queen bislang ebenfalls nicht öffentlich.

In ihrem Leben ist alles der Pflicht untergeordnet, wobei ihr Philip Kraft gibt: «Ich bin ihm mehr schuldig, als er jemals zugeben würde.» In den schneidigen griechischen Prinz aus dänisch-deutschem Adel hatte sich Elizabeth schon als 13-Jährige verliebt. Auch Philip, bekannt für seinen teils derben Humor, schwärmt von seiner Ehe: «Die Queen verfügt über Toleranz im Überfluss.» Angeblich nennt er sie zärtlich «cabbage» (Kohlkopf) und «sausage» (Würstchen). Vier Kinder hat das Paar: Charles, Anne, Andrew und Edward.

Die Briten schätzen auch den Humor und vor allem den Wortwitz der Königin: So betrat sie auf dem Weg zu ihrem schottischen Feriensitz Schloss Balmoral einen kleinen Laden am Straßenrand und eine Verkäuferin sagte völlig verblüfft zu ihr: «Sie sehen der Königin außerordentlich ähnlich.» Elizabeth erwiderte: «Oh, wie beruhigend!»

Selbst im annus horribilis, dem Schreckensjahr, wie sie es selbst nennt, bewahrte sie Haltung. 1992 ließ sich Prinzessin Anne von Ehemann Mark Phillips scheiden, Prinz Charles und Diana gingen auseinander und auch Prinz Andrew und seine Frau Sarah Ferguson trennten sich. Im November stand Schloss Windsor in Flammen; der Schaden war immens.

Fünf Jahre später fiel sie jedoch in Ungnade beim Volk, als Charles‘ Ex-Frau Diana bei einem Autounfall in Paris starb. Die Queen schwieg und wirkte gefühlskalt, die Nation versank dagegen in Trauer. Erst nach Tagen beugte sich die Königin dem Druck, lobte Dianas Gabe, «andere mit ihrer Wärme und Güte aufzumuntern». Diana erhielt eine Trauerfeier, die einem Staatsbegräbnis gleichkam. Schrittweise eroberte sich Elizabeth II. den Respekt ihrer Untertanen zurück.

Im Jahr 2016 feierte die rüstige Queen 90. Geburtstag mit einer opulenten Pferdeshow in Windsor. Pferde sind – neben Hunden – ihre große Leidenschaft. Seit ihrem vierten Lebensjahr reitet sie. Sie stieg noch in den Sattel, als sie schon fünffache Uroma war.

Umso mehr sorgten sich die Briten, als die 90-Jährige vor einigen Wochen schwer erkältet war und nicht an den Gottesdiensten zu Weihnachten und Neujahr in der Nähe ihres Landsitzes Sandringham teilnehmen konnte – das erste Mal seit etwa 30 Jahren. Inzwischen zeigte sie sich wieder gut erholt und winkend in der Öffentlichkeit.

Etwas kürzer treten will die Königin aber schon und hat zum Jahreswechsel einige Ehrenämter abgegeben – von mehreren hundert. Nummer eins als Thronfolger ist Prinz Charles. Mit 68 Jahren ist er aber in einem Alter, in dem andere schon längst ihre Rente genießen.

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