von KLAUS KELLE
BERIN/ESSEN – Kommt nach fast sechs Jahren jetzt doch noch die Wahrheit über das Verschwinden des früheren Tengelmann-Managers Karl-Erivan Haub ans Tageslicht? Die Staatsanwaltschaft Köln hat nun Ermittlungen gegen Christian Haub, den aktuellen Chef der Tengelmann-Gruppe, aufgenommen. Der ist der Bruder des Verschwundenen. Die Staatsanwälte gehen dem Verdacht nach, Karl-Erivan Haubs mysteriöser Tod 2018 in den Schweizer Alpen sei eine von ihm selbst und seiner Geliebten inszenierte Aktion gewesen, um unterzutauchen.
Die RTL-Journalistin Liv von Bötticher ist seit Jahren an dem Fall dran wie niemand sonst. Sie hat eine Fülle an Daten zusammengetragen, die nach meiner Ansicht zweifelsfrei beweisen, dass Karl-Erivan Haub putzmunter ist und heute am Stadtrand von Moskau lebt.
Hintergrund des Verfahrens ist eine Strafanzeige Liv von Böttichers gegen Tengelmann-CEO Christian Haub. Gegen den bestehe ein Anfangsverdacht, dass er im Verschollenheitsverfahren 2021 vor dem Amtsgericht Köln eine falsche eidesstattliche Erklärung abgegeben habe. Damals habe er dort ausgesagt, ihm lägen keine Hinweise darauf vor, dass sein Bruder noch lebt.
Von Boetticher hält das für…sagen wir…die Unwahrheit.
Zu den Belegen, dass Karl-Erivan Haub heute in Russland lebt, sollen auch Fotografien gehören, die ihn Monate nach seinem „Verschwinden“ höchst lebendig in Moskau zeigen.
Dieses Portal war das erste in Deutschland, das den Vermisstenfall Haub in einem größeren Zusammenhang mit russischen Einfluss-Operationen gegen deutsche Top-Unternehmen und ihre Manager gestellt hat, etwa hier
Die Fälle Haub und Marsalek (Wirecard) haben einen direkten Zusammenhang, davon bin ich seit einiger Zeit absolut überzeugt, auch nach Gesprächen mit Aktiven im deutschen Sicherheitsapparat. Man hat die Gefahr nicht sehen wollen, hat hingenommen, dass auch führende Politiker der SPD – bewusst oder aus Naivität – das Geschäft Moskaus hierzulande betrieben. Vielleicht sogar noch heute betreiben.
Über Marsalek, den früheren Top-Manager der Wirecard-Bank, kommen fast täglich nähere Einzelheiten ans Tageslicht, über seine Tätigkeit für den russischen FSB, über Geldwäsche und das Führen eines bulgarischen Agentenrings. Über Haubs Aktivitäten in Russland, damals noch für die Tengelmann-Gruppe, ist bisher nicht so viel bekannt. Außer über ein großes Geschäft, das in Russland nicht abhob und den deutschen Musterkonzern viel Geld kostete. Und von einer drohenden Insolvenz in Deutschland vor 2018, die abgewendet wurde durch eine 400-Millionen-Euro-Überweisung von einer Londoner Bank. Die wurde damals geführt von Putin-Vertrauten.
Die Fälle Haub und Marsalek sind nur die Spitze eines Eisberges
Das ist keine Verschwörungstheorie, das ist sicher. Weitere Unternehmen und Manager sind involviert in die russischen Netzwerke, die besonders mein Kollege Boris Reitschuster in seinem Buch „Putins verdeckter Krieg“ offenlegt. Jeder Politiker, der sich um deutsche Interessen kümmert, sollte es lesen. Jeder Mitarbeiter von BND, MAD, Verfassungsschutz und BKA sollte das Buch als Teil der Grundausbildung lesen müssen. Ein Meisterwerk, wo Ihnen beim Lesen Angst und Bange wird.
Bildquelle:
- Karl-Erivan_Haub_2.jpg: thegermanz