Snapchats Kamera-Sonnenbrille erreicht Deutschland

Achtung Aufnahme! Bis zu zehn Sekunden lange Videos macht die "Spectacles"-Brille der Firma Snap. Die Filmchen kann man über die Snapchat-App mit anderen teilen. Foto: Paul Zinken

Berlin – Die Kamera-Sonnenbrille zur populären Fotoapp Snapchat kommt nach Deutschland und Europa. Die Betreiberfirma Snap verkauft das Gerät genauso wie im Heimatmarkt USA im Internet und über gelbe Automaten, die für kurze Zeit an verschiedenen Orten auftauchen.

Die «Spectacles»-Brille nimmt auf Knopfdruck bis zu zehn Sekunden lange Videos auf, die dann bei Snapchat hochgeladen werden können. Der Preis hierzulande liegt bei 149,99 Euro.

Am Freitag tauchte ein Automat in Berlin am Kletterpark «MountMitte» auf. In Paris stand er an der Seine mit dem Eiffelturm im Rücken und in London vor dem Riesenrad London Eye. Außerdem stand ein «Snapbot»-Automat am Hafen von Barcelona und in Italien passenderweise in Venedig – Snap hat seinen Sitz in Venice Beach bei Los Angeles. Insgesamt wird die «Spectacles»-Brille nun in 14 europäischen Ländern verkauft, darunter sind auch Österreich, die Schweiz, Dänemark und die Niederlande.

Die Kamera der «Spectacles»-Brille nimmt die Umgebung in einem Winkel von 115 Grad auf, und das Format der Videos ist kreisrund, was das Sehfeld des menschlichen Auges nachahmen soll. Ein Licht an der Brille zeigt an, dass die Aufnahme läuft. Die Clips werden danach per Bluetooth-Funk oder WLAN ans Smartphone übermittelt. Datenschutz-Bedenken angesichts der Funktion wurden in den USA im Gegensatz zur inzwischen eingestellten Datenbrille Google Glass nicht laut.

In den USA sind die Kamera-Brillen seit Herbst für 129,99 Dollar auf dem Markt. Zusätzlich zu den wandernden «Snapbot»-Automaten, deren nächster Standort 24 Stunden vorher im Internet angezeigt wird, gibt es auch drei langfristigere Pop-up-Stores in Kalifornien.

Snap nennt keine Absatzzahlen, aber die jüngsten Quartalsergebnisse legten nahe, dass im vergangenen Vierteljahr bis zu 60 000 davon verkauft wurden. Zugleich hieß es Anfang Mai, mit der Brille seien bisher fünf Millionen «Snaps» gemacht worden. Snap wurde mit seinen von allein verschwindenden Fotos in der Snapchat-App populär, will aber inzwischen als innovativer Kamera-Anbieter wahrgenommen werden.

Snapchat war in den vergangenen Jahren explosiv gewachsen, aber zuletzt ebbte der Zufluss neuer Nutzer merklich ab, während Facebooks Dienste wie die Fotoplattform Instagram zentrale Funktionen der App nachahmen. So wird die bei Snapchat erfundene «Stories»-Funktion, in die Bilder für einen Tag hochgeladen werden können, bei Instagram täglich von 200 Millionen Nutzern eingesetzt. Snapchat kommt unterdessen insgesamt auf gut 160 Millionen Nutzer am Tag kommt. Die Snapchat-Aktie schwächelt, weil den Anlegern Zweifel kommen, ob die Firma mit dem größeren Rivalen mithalten kann. (dpa)

Bildquelle:

  • Filmende Brille: dpa

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