Offenbach – Ein schweres Unwetter hat heute mit orkanartigen Sturmböen, Gewittern, Hagel und einem Tornado über dem Norden und Osten Deutschlands gewütet.
In Niedersachsen ist bei dem schweren Unwetter noch ein zweiter Mensch ums Leben gekommen. Im Kreis Gifhorn starb eine 83 Jahre alte Frau, nachdem sie mit ihrem Auto durch das Geäst eines umgestürzten Baumes gefahren war.
Der Baum müsse unmittelbar vor der Frau in Alt Isenbüttel auf die Bundesstraße 244 gekippt sein, teilte die Polizei am Abend mit. Die gesamte Dachpartie des Autos sei eingedrückt worden, der Wagen kam aber erst später zum Stehen. Woran die alte Dame genau gestorben sei, müsse noch geklärt werden, sagte Polizeisprecher Christoph Nowak. Zuvor war ein 50-Jähriger in der Nähe von Uelzen in einem Auto von einem umstürzenden Baum erschlagen worden.
In den betroffenen Regionen kam der Zugverkehr teilweise zum Erliegen, in Magdeburg gab es nach Angaben der städtischen Werke eine Reihe von Stromausfällen. Am frühen Abend zogen Sturm und Gewitter nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes vom Norden Deutschlands Richtung Osten, vor allem Sachsen-Anhalt und Brandenburg waren demnach betroffen.
Der DWD berichtete, Meteorologen der Luftfahrtberatung hätten in Hamburg den typischen «Luftschlauch» eines Wirbelsturms gesichtet. Der DWD-Tornado-Beauftragte Andreas Friedrich sagte, es habe sich um einen schwachen und nur kurzlebigen Wirbel von wenigen Minuten mit wenig «Bodenkontakt» gehandelt.
Auch eines der größten Musikfestivals Deutschlands war vom Unwetter betroffen: Besucher beim «Hurricane» in Scheeßel bei Bremen flohen kurzzeitig in ihre Autos. Nach dem kurzen heftigen Unwetter warnte der DWD für den Abend vor weiteren Gewittern. Der Veranstalter bat anreisende Gäste, möglichst erst am Freitag zu kommen. «Am Abend und in der Nacht drohen im Norden weiterhin Gewitter mit Hagel und Starkregen», sagte DWD-Meteorologe Thomas Ruppert.
Sturmschäden mit großen Verwüstungen registrierte die Feuerwehr beispielsweise im Kreis Harburg südlich von Hamburg. Verletzte habe es nach ersten Erkenntnissen nicht gegeben, sagte Feuerwehrsprecher Matthias Köhlbrandt. Jedoch seien Dächer abgedeckt und Bäume umgeknickt worden. In der Gemeinde Fliegenberg sei eine Schafherde mit 20 bis 30 Tieren unter umgestürzten Bäumen begraben worden, zahlreiche Tiere seien verendet.
Wegen des Unwetters ging für viele Bahnreisende in den betroffenen Gebieten nichts mehr: Umgestürzte Bäume legten beinahe alle ICE-Strecken im Norden lahm. Die Strecken Hamburg-Berlin, Hamburg-Hannover, Bremen-Hannover und Hannover-Wolfsburg-Berlin wurden unterbrochen.
Und auch auf Autobahnen gab es Probleme: Auf der A7 zwischen Hamburg und Hannover warnte die Verkehrsmanagementzentrale vor Gefahr durch umgestürzte Bäume. Ein umgestürzter Baum bremste auch den Verkehr auf der A1 zwischen Hamburg und Bremen aus.
Im Süden und Südwesten dagegen schwitzten die Menschen bei rekordverdächtiger Hitze und Tropen-Feeling. In einigen Orten Baden-Württembergs wurden um 15.30 Uhr Temperaturen um die 35 Grad gemessen. Doch für den späteren Abend rechneten die Meteorologen auch dort mit Unwettern. Es könne Starkregen und Wind mit Orkanböen geben.
Das gelte weiterhin auch für viele andere Teile Deutschlands, vor allem den Norden und Osten. «Das wird uns auch noch abends und in der Nacht beschäftigen», sagte Meteorologe Ruppert. Erst in den frühen Morgenstunden werde das Unwetter voraussichtlich abklingen.
Bildquelle:
- Regen in Hamburg: dpa