„Scheiß Jude! Scheiß Jude! Scheiß Jude!“ rufen Sie auf unseren Straßen – aber das sind keine „Rechten“

In vielen deutschen Städten gab es heute judenfeindliche Demonstrationen.

von MARTIN D. WIND

BERLIN – Bonn, Münster, Gelsenkirchen, Hannover – überall in Deutschland kam es in den vergangenen Stunden zu antisemitischen und antijüdischen Hass-Aufmärschen. In Solingen wurde die Flagge Israels öffentlich verbrannt, in Berlin stahlen „Unbekannte“ die eigens aufgezogene Israel-Flagge vor der CDU-Bundeszentrale, es wurde zu einer „Kampfwoche“ gegen Israel aufgerufen und vieles andere mehr. „Scheiß Jude! Scheiß Jude! Scheiß Jude!“, skandierten „Demonstranten“ gestern Abend vor der Synagoge in Gelsenkirchen. Darunter augenscheinlich auch viele Gäste unseres Landes.

Israel muss sich derzeit militärisch gegen massive Angriffe der islamistischen Terrororganisation Hamas aus Gaza, Samarien und Judäa sowie in Jerusalem wehren. Mehr als 1300 Raketen wurden bisher gezielt gegen Wohnviertel auf israelischem Boden abgefeuert. Erklärtes Ziel der Hamas ist die Auslöschung Israels und die Vernichtung „der Juden“. Zeitgleich zu den Terror-Attacken gegen Israel läuft eine massive Propagandawelle der Hamas, die diese Terrorangriffe gegen israelische Zivilisten – Kinder, Frauen, Männer, Jung und Alt – zu verantworten hat.

Ziel der Propaganda: Hetze gegen Juden, Aktivierung der Judenhasser weltweit, Anprangern des Staates Israel als vermeintlichen Aggressor und Selbstdarstellung als „Opfer“. Und? Ja, leider, es wirkt. Zumindest in Deutschland, dem Land, aus dem der Holocaust organisiert wurde und das in Sonntagsreden des politischen Spitzenpersonals immer als Land „mit besonderer Verantwortung“ gegenüber Israel bezeichnet wird.

„Kritik an Israel“, wie das schönfärberisch genannt wird, können wir dann auch dieser Tage auf unseren deutschen Straßen bewundern. Da ziehen hasserfüllte Rudel Jungmänner Richtung Synagogen oder andere jüdische Gemeindeeinrichtungen und brüllen ihre widerlichen Parolen. Sichtbar wird so der blanke Judenhass, der bei vielen Menschen aus Nahost, der arabischen Halbinsel oder den nordafrikanischen Ländern tief sitzt, nie zu stoppen sein wird, weil man gar nicht den ernsten Willen dazu hat, zumindest auf linker und teilweise grüner Seite. Selbst Vertreter der jüdischen Glaubensgemeinschaften melden sich in der Regel nur zu Wort, wenn sie den „strukturellen Antisemitismus in Deutschland“ und die Gefahren „von Rechts“ medial oder im Bundestag anprangern.

Doch jetzt könnte sich der Blick klären.

Dabei hat man versäumt, schon nach dem ersten Al-Quds-Tag 2014 klarer, deutlicher und härter gegen diesen – per Satellit und Hetzsender übertragen – importierten Judenhass vorgehen können. „Jude, Jude, feiges Schwein, komm heraus und kämpf allein“, war damals einer der Schlachtrufe des Mobs, der mit der Flagge der Araber aus Gaza, Judäa und Samarien aufmarschierte, die Türkeifahne schwang und mit Sinnspruchbannern des Propheten Mohammed unter den Augen der Polizei tobte. Damals wie heute brannten Israelflaggen. Und selbstverständlich war auch dieses Jahr wieder mit den üblichen ekelerregenden Ausschreitungen zu rechnen. Jeweils pünktlich zum sogenannten „Al-Quds-Tag“ (letzter Freitag des Ramadan) oder auch zu „Nakba“ (15. Mai) ist mit solcher Randale auch in Deutschland zu rechnen.

„Nakba“ ist der Tag, den Araber aus Gaza, Samarien und Judäa und weltweit als den Tag begehen, an dem sie 1948 ihre Wohngegenden im damaligen britischen Mandatsgebiet verließen und teilweise verlassen mussten, unter anderem um auf Weisung ihrer Führer den arabischen Armeen ein freies Schlachtfeld gegen die Juden und deren sich gerade gründenden Staat zu ermöglichen. Die Situation wird derzeit massiv durch ein Gerichtsurteil aufgeheizt, das jüdischen Hauseigentümern, die während der jordanischen Besatzung Ostjerusalems vertrieben worden waren, das Recht an ihren Häusern zuspricht.

Seit ihrer Vertreibung hatten sich arabische Familien ihrer Häuser bemächtigt und dort gelebt, die jetzt in einem rechtsstaatlichen Verfahren zum Verlassen der zu Unrecht benutzten Immobilien aufgefordert wurden. Ein gefundenes Fressen für all jene, die dem „Apartheidsstaat Israel“ mal ordentlich „Kritik“ einschenken wollen.

So nimmt es nicht wunder, was wir hier auf den Straßen beobachten müssen. Es erschließt sich aber nicht, weshalb die Bundesrepublik Deutschland sich diese antijüdischen und rassistischen Ausschreitungen auf ihrem Territorium bieten lässt. Es erschließt sich nicht, weshalb Judenhass in Deutschland auf der Straße ausgelebt, die dazugehörigen Vernichtungsphantasien gebrüllt werden dürfen. In Hannover hat die Polizei allerdings vorbildlich durchgegriffen. Dort wurde die 550 Kopf starke „Spontandemonstration“ aufgelöst: Es wurden teilweise „keine Masken getragen“ und es gab „zuviele Verstöße gegen die Corona-Vorschriften“, ein „Verantwortlicher“ war während der Veranstaltung nicht erreichbar, es gab „keine Ordner“. Ja, da kann man eine Demo von Judenhassern dann schon mal mit guten Gründen auflösen!

In Gelsenkirchen hat man diese guten Gründe nicht erkannt und lediglich verhindert, dass 180 Männer die Synagoge erreichen konnten. Immerhin wurde trotz des Einsatzes von Schlagstöcken niemand verletzt, wie auch immer das physisch möglich sein soll. In Hamburg wurde ein Autokorso mit Fahnen – so wie man sie von Fußballsiegfeiern kennt – von der Polizei verhindert, weil anstatt der gemeldeten 50, rund 150 Fahrzeuge hätten teilnehmen sollen. In Solingen ging der Protest leider nicht glimpflich aus: Die Flagge des Staates Israel vor dem Rathaus konnte nicht vor dem Verbrennen geschützt werden.

Derweil äußern sich deutsche „Politiker_Innen“ entschlossen – allen voran Außenminister Heiko Maas (SPD) – und fordern von „den Konfliktparteien“ in Nah-Ost, dass „beiden Seiten“ eine „Eskalation der Gewalt“ verhindern sollen. Gut, dass unsere Politik auch hier mal wieder deutlich „Zeichen setzt“.

Bildquelle:

  • Antisemitismus_Judenhass: dpa

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