Santa Claus is comming to town…warum nicht mal wieder in einen Jazzclub?

Liebe Leserinnen und Leser,

das bisher letzte Mal, dass ich eine überzeugte Marxistin kennengelernt habe, war 2007 in Boston. In einem Jazzclub. Eine amerikanische Studentin, mit der ich beim Bier ins Gespräch kam. Als ich ihr erzählte, dass ich aus Deutschland komme, war sie begeistert, weil sie dachte, wir hier sind jetzt alle Sozialisten nach der deutschen Wiedervereinigung. Und im Grunde ist das ja inzwischen auch so gekommen, nur war mir das 2007 – anders als ihr – noch nicht klar.

Gestern Abend war ich im „Frank’s“ in Düsseldorf, einem schicken Club im Andreas Quartier in der Altstadt. Aus Berlin waren die „Swinging Hermlins“ angereist, um die berühmten amerikanischen Weihnachtslieder vorzutragen, die jeder von uns kennt: Jingle Bells, Santa Claus is comming to town und sowas…wunderbar, ganz große Klasse die Truppe.

Und während ich da so mit 150 anderen Gästen lauschte, erinnerte ich mich, dass ich eigentlich von Jazz überhaupt keine Ahnung habe, aber immer, wenn ich damit in Berührung komme, begeistert bin.

Zu meiner Berliner Zeit war ich viel im „Quasimodo“, das es – glaube ich – heute nicht mehr gibt. Das“Birdland“ in Hamburg kenne ich, in Oberhausen das „Jazzkarussel“ räumlich verbunden mit dem „Gdanska“. Zwei polnische Biere, Bigos mit Kartofelln und dann Sonnenbrille auf und ab ins Hinterzimmer, wo die Musik spielt. Und jetzt auch das „Frank’s“, wo ich ganz sicher nicht zum letzten Mal gewesen bin. Und international hatte ich hin und wieder die Freude im „Knickerbocker’s“ in New York, dem „Tobacco Road“ in Miami und – ganz herausragend „Ronnie Scott’s“ in London. Aber das waren andere Zeiten, Klaus nur halb so jung wie heute. Lange her, und kein Corona, keine Messerangriffe unserer Gäste auf Kinder und Erwachsene, und auch kein Krieg in der Nachbarschaft. Gute alte Zeit…

Jazz-Musik ist entspannt, wenn es nicht Free Jazz ist, aber oft ist es die besondere Atmosphäre, die mich als alten weißen Mann packt. Hey, erinnern Sie sich noch an früher, als man in solchen Clubs und Kneipen noch rauchen durfte? Nebelschwaden, Bier aus der Flasche und auf der Bühne drei Schwarze, also Afroafrikaner, ich glaube, gerade müssen wir People of Colour sagen, und alle in pinkfarbenen Anzügen mit Saxophonen.

Aber irgendwie ist es wie mit dem Tomatensaft, den man nur im Fugzeug bestellt, aber nie zuhause im Kühlschrank hat. Wenn man da ist, ist es super, aber wann geht unsereiner bewusst und zielgerichtet in einen Jazzclub?

Falls Sie nix vorhaben am kommenden Wochenende: Erst auf den Weihnachtsmarkt, dann in einen Jazzclub. Und nicht vergessen: Santa Claus ist coming to town…auch bei Ihnen….

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

Jetzt spenden (per PayPal)

Jetzt abonnieren

Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.