Salut für verstorbenen Prinz Philipp: Aber wegen Corona gibt es keine Prozession durch London

Mitglieder der Honourable Artillery Company feuern in London 41 Salutschüsse zu Ehren des verstorbenen britischen Prinzen Philip ab. Foto: Dominic Lipinski/PA/dpa

von CHRISTIAN MEYER

LONDON – Die britische Königsfamilie hat sich am Tag nach dem Tod von Prinz Philip berührt gezeigt von der großen Anteilnahme. Thronfolger Prinz Charles (72) trat am Samstagabend vor die Kameras und bedankte sich im Namen der Royals.

«Mein lieber Papa war ein ganz besonderer Mensch, der wie ich denke, vor allem überwältigt wäre von der Reaktion und den bewegenden Dingen, die über ihn gesagt wurden», so Charles. Die Familie sei dafür «zutiefst dankbar».

Die Beerdigung des am Freitag im Alter von 99 Jahren gestorbenen Manns von Queen Elizabeth II.(94) soll am kommenden Samstag (17. April) stattfinden, wie der Palast mitteilte. Prinz Harry (36) werde dazu aus den USA anreisen, sagte ein Palastsprecher. Seiner schwangeren Frau Herzogin Meghan (39) sei jedoch von ihrem Arzt von der Reise abgeraten worden.

Die Zeremonie wird wegen der Corona-Pandemie stark reduziert sein. Beispielsweise soll es keine Prozessionen in der Öffentlichkeit geben. Stattdessen soll der Sarg Philips in einem extra angepassten Land Rover innerhalb der Schlossmauern zur Kapelle gefahren werden, gefolgt von einer kleinen Trauergemeinde, bestehend aus Prinz Charles und andere Familienmitgliedern.

Die Trauerfeier werde aber live im Fernsehen übertragen, so der Sprecher weiter. Der Gottesdienst in der St.-Georgs-Kapelle auf dem Gelände von Schloss Windsor soll demnach um 16 Uhr (MESZ) mit einer landesweiten Schweigeminute beginnen.

Immer mehr Mitglieder der britischen Königsfamilie trafen unterdessen auf Schloss Windsor zu Kondolenzbesuchen bei der Queen ein. Sichtlich bewegt sprach die Schwiegertochter der Queen, Gräfin Sophie, am Samstag über die Reaktion der Königin auf den Tod ihres Mannes. «Die Queen war beeindruckend», sagte die 56-Jährige mit Tränen in den Augen zu Reportern, als sie und ihr Mann, Prinz Edward (57), Schloss Windsor wieder verließen.

Edward ist der jüngste Sohn der Queen und Prinz Philips. Erwartet wird, dass er den Titel Herzog von Edinburgh von seinem Vater übertragen bekommt. Sein älterer Bruder, Thronfolger Charles, war einem BBC-Bericht zufolge bereits am Freitag zu seiner Mutter nach Windsor geeilt, die sich in einer Mitteilung «zutiefst betrübt» über den Tod ihres «geliebten Mannes» geäußert hatte.

Die Queen und Prinz Philip waren 73 Jahre lang verheiratet. Sie lobte ihn stets als «meine Stärke und Stütze». Zur Goldenen Hochzeit im Jahr 1997 sagte sie: «Ich und seine ganze Familie, sowie dieses Land und viele andere Länder stehen höher in seiner Schuld als er jemals zugeben würde oder wir jemals ahnen könnten.» In einer Sondersendung der BBC sagte Charles, sein Vater habe sich gewünscht, nicht nur als Gefährte der Queen, sondern auch als eigene Persönlichkeit in Erinnerung zu bleiben.

Ob die Royals die Gelegenheit für eine Aussöhnung nutzen werden, wie britische Medien spekulierten, ist unklar. Prinz Harry hatte sich besonders mit seinem Bruder Prinz William (38) und seinem Vater Charles überworfen. Im Mittelpunkt des Streits stehen Vorwürfe von Harry und Meghan über mangelnde Rücksichtnahme auf das Paar und sogar rassistische Äußerungen innerhalb der Familie. Meghan hat teilweise afroamerikanische Wurzeln.

Die Streitkräfte erwiesen dem ehemaligen Marineoffizier Philip am Samstag mit 41 Salutschüssen die letzte Ehre. Kanonendonner war zur Mittagszeit in allen Landesteilen des Vereinigten Königreichs sowie in Gibraltar zu hören. Unter anderem am Tower in London, in Edinburgh, Cardiff und Belfast. Auch mehrere Kriegsschiffe auf hoher See feuerten Kanonenschüsse ab. Auf vielen Anzeigetafeln, unter anderem am Londoner Piccadilly Circus, wurden Porträts Philips gezeigt. Im ganzen Land wehten die Fahnen auf halbmast. Fußballspiele und andere Sportveranstaltungen begannen mit einer Schweigeminute für den gestorbenen Royal.

Trotz Bitten des Palasts davon abzusehen, legten am Samstag viele Menschen Blumen an den Schlössern in London, Windsor und andernorts ab. Ein Sprecher der Schlossparkverwaltung in Windsor sagte der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge, die Blumen würden auf «respektvolle» Weise entfernt und an einen Ort im Inneren des Palastgeländes gebracht.

Wegen der Corona-Pandemie hatten der Palast und die Regierung am Freitag die Menschen dazu aufgerufen, sich nicht außerhalb der Residenzen zu versammeln. Statt Blumen niederzulegen, sollten die Menschen an wohltätige Organisationen spenden, so der Aufruf. Eine Todesanzeige, die traditionell beim Ableben wichtiger Royals am Zaun des Buckingham-Palasts befestigt wird, wurde am Freitag nach kurzer Zeit wieder entfernt, um Trauernde nicht anzulocken.

Bildquelle:

  • Nach dem Tod von Prinz Philip: dpa

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