MINSK – Der in Belarus bei einer Zwangslandung eines Ryanair-Flugzeugs festgenommene Blogger Roman Protassewitsch und seine Freundin Sofia Sapega sollen in Hausarrest verlegt worden sein. Das teilt die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja in ihrem Exil in der EU mit.
Auch die russische Botschaft in Minsk teilt mit, dass Sapega in Hausarrest versetzt sei. Die britische BBC melden unter Berufung auf Protassewitschs Vater, dass sein Sohn nicht mehr im Gefängnis sei. Eine Bestätigung von den Behörden in Minsk gab es zunächst nicht.
«Weder die offiziellen Stellen noch unsere Anwälte haben uns das bisher bestätigt», sagt die Mutter des Bloggers, Natalia Protassewitsch, der Deutschen Presse-Agentur. Über eigene Kanäle habe man lediglich erfahren, dass die «Präventionsmaßnahmen» für ihren Sohn geändert worden seien, die Anklagepunkte der Staatsanwaltschaft aber weiter bestehen. Ihre in Minsk lebende Tochter sei am Donnerstagabend zu einer ihr angegebenen Adresse gefahren, habe den Bruder dort angetroffen und ihm Essen und Kleidung übergeben, sagte die 46-Jährige, die im polnischen Exil lebt.
Swetlana Tichanowskaja sprach von einer «guten Nachricht». Zugleich betonte sie: «Hausarrest – das ist keine Freiheit.» Protassewitsch und Sapega seien «Geiseln» des Systems von Lukaschenko, sie seien weiter angeklagt und stünden unter dem Druck ihrer Peiniger. Zudem säßen weiter mehr als 500 Gefangene in belarussischen Gefängnissen.
Die umstrittene Festnahme Protassewitschs und seiner Freundin hatte zu massiver Kritik im Westen geführt und zu neuen Sanktionen. Belarussische Behörden hatten am 23. Mai eine von Athen nach Vilnius fliegende Ryanair-Passagiermaschine zu einer Zwischenlandung in Minsk gezwungen. Der in dem Flieger reisende Blogger und Oppositionsaktivist Protassewitsch und seine Freundin Sapega wurden dann dort festgenommen. Machthaber Alexander Lukaschenko sieht sich nach der Operation, bei der auch ein Kampfjet aufgestiegen war, wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Luftraum in der Kritik.
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- Roman Protassewitsch: dpa