Als Beispiel nannte der Manager einen Auftrag im Wert von 750 Millionen Euro aus Großbritannien, mit dem er fest rechnet und der in Kürze kommen soll. Bereits vorhandene Challenger-Panzer sollen einen neuen Turm samt 120-Millimeter-Kanone von Rheinmetall erhalten.
Mit Blick auf das Geschäft mit Panzern und Militärlastwagen sagte Papperger: «Wir sehen in den nächsten zehn Jahren ein Auftragspotenzial, das zwischen 30 und 60 Milliarden Euro groß ist.» Militärfahrzeuge seien 40 bis 50 Jahre lang im Dienst – mit Wartungsarbeiten und Munitionslieferungen werde Rheinmetall also auch langfristig «ein sehr gutes Geschäft» machen. Das Unternehmen ist in Deutschland besonders für den Leopard-Panzer bekannt, den es zusammen mit Krauss-Maffei aus München herstellt.
Als Grund für die wirtschaftlich positive Perspektive verwies der Konzernchef auf weltweit steigende Rüstungsausgaben. 2020 sicherte sich Rheinmetall zum Beispiel eine 3,1 Milliarden Euro schwere Bestellung aus Ungarn, die unter anderem 218 Schützenpanzer enthielt. Aus Australien könnte dieses Jahr die nächste Milliardenorder kommen.
Hoffnungen setzt man zudem auf die USA, wo Rheinmetall und seine Wettbewerber in diesem Jahr Aufträge für eine Konzeptstudie bekommen könnten. In zwei Jahren könnte die sogenannte Prototypenphase folgen. «Anschließend wird dann eine Entscheidung getroffen über die Serie – 4000 Fahrzeuge werden in den USA gebraucht, und es sind über 40 Milliarden Euro, die hier zur Ausschreibung kommen.»
Das Thema US-Panzer ist also noch in einem sehr frühen Stadium – ob Rheinmetall in einigen Jahren tatsächlich einen großen Teil des Auftragsbudgets bekommt, ist unklar. Sollte Rheinmetall tatsächlich den Zuschlag erhalten, wäre die Fertigung komplett in den USA.
Der Düsseldorfer Konzern hat weltweit rund 23.300 Vollzeitstellen, von denen die Hälfte in Deutschland angesiedelt ist. Dazu kommen noch etwa 9000 Stellen von Leiharbeitern sowie von Mitarbeitern in chinesischen Gemeinschaftsunternehmen.
Rheinmetall hat neben der boomenden Rüstungssparte auch ein Standbein als Kfz-Zulieferer. Dieser Geschäftszweig ist allerdings schon seit längerem ein Sorgenkind. Ein Teil davon – das Kolbengeschäft mit rund 4000 Mitarbeitern – steht nun zum Verkauf. 2020 brach der Umsatz in der Automotive-Sparte um 21 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro ein – ein Grund war der in der Corona-Pandemie kriselnde Automarkt. Die «Defence»-Sparte konnte hingegen um 6 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro zulegen, zudem hat dieser Bereich sehr volle Auftragsbücher.
Vor allem wegen Abschreibungen im Auto-Bereich sackte Rheinmetalls Nettogewinn im vergangenen Jahr von 354 Millionen Euro auf 1 Million Euro ab. 2021 soll es für den ganzen Konzern, der seine Rüstungs- und Kfz-Einheiten unlängst zusammengelegt und seine Automotive-Verwaltungsholding aufgelöst hat, aber wieder aufwärts gehen. Für dieses Jahr rechnet der Vorstand mit einem Umsatzplus von sieben bis neun Prozent.
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- Schützenpanzer Marder: dpa