Rheinmetall auf dem Trikot? Warum denn nicht?

Zentrale des Rüstungskonzerns Rheinmetall in Düsseldorf.

von KLAUS KELLE

BERLIN – Wenn Sie noch zweifeln, dass sich die Dinge in Deutschland massiv verändern, dann betrachten Sie den neuen Sponsorenvertrag des Bundesliga-Primus Borussia Dortmund. Die werden ab kommender Saison – zunächst für drei Jahre – Millionen von Deutschlands führendem Rüstungskonzern überwiesen bekommen. Genaue Zahlen gibt es offiziell nicht, aber vermutlich liegt der Beobachter nah dran, wenn die kolportierten 20 Millionen von Rheinmetall ernstgenommen werden.

Trikotsponsor sind sie noch nicht, aber man habe darüber nachgedacht.

Und, ehrlich: Warum denn auch nicht?

Wir leben in einer Zeit, in der der grüne Peacenick Anton Hofreiter im Bundestag die Reichweite der Panzerhaubitze 2000 nicht nur korrekt beschreibt, sondern auch sachkundig über die Einsatzmöglichkeiten zur Verteidigung der Ukraine gegen Russlands Angriff parliert. Wo deutsche Offiziere über offene Telefonleitungen darüber philosophieren, wie viele Taurus-Marschflugkörper es brauchen würde, um die Kertsch-Brücke zwischen Russland und der besetzen Krim „aus dem Spiel zu nehmen“. Wo Putins einstige Geldmaschine Gazprom ab 2007 den früheren Bundesligisten Schalke 04 mit jährlich 30 Millionen Euro finanzierte – als Trikotsponsor. Selbst nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch Russland lief der Vertrag noch weiter – Geld stinkt ja bekanntlich nicht. Bis 2025 war der Vertrag zuletzt verlängert worden.

Als Putin dann seine Panzer rollen ließ, war endlich Feierabend. Wenige Tage, nachdem die russischen Invasoren mit ihrer Gewaltorgie in der Ukraine begonnen hatten, zog der mit 200 Millionen Euro verschuldete Zweitligist die Reißleine. Irgendwo ist dann doch mal Schluss.

Deutschland und Europa sind in einer ernsten Situation

Auch, weil (wieder einmal) niemand darauf vorbereitet war, dass Putin es ernst meinen könnte mit der Wiederauferstehung der Sowjetunion, mit der gewaltsamen Verschiebung von Grenzen mit einem großen Krieg nach 77 Jahren in diesem Teil der Welt. Und jetzt ist die Lage, wie sie ist.

Die Bundeswehr muss begreifen, dass ihr Hauptjob nicht das Stapeln von Sandsäcken ist und sexuelle Vielfalt in der Truppe, sondern unser Land, uns alle, zu verteidigen. Nicht mit Sonnenblumen und Flugblättern, sondern mit den modernsten Kampfjets und Panzern der Welt, gemeinsam mit unseren jetzigen und zukünftigen Verbündeten in der NATO.

Krieg ist wieder denkbar geworden in Europa, trotz der furchtbaren Erfahrungen zweier Weltkriege. Wladimir Putin wird als einer der großen Menschenschlächter in die Geschichte eingehen. Aber auch als der Mann, der dem fetten, trägen und in Teilen dekadentem Westen die Augen wieder geöffnet hat – wie im Tiefschlaf mit einem Eimer kaltes Wasser über den Kopf.

Herzlichen willkommen dem neuen Trikotsponsor von Borussia Dortmund!

Bildquelle:

  • Rheinmetall_Zentrale: imago

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.