Querschlägerin von der Küste: Karin Prien ist das U-Boot, das Merkels Agenda in die CDU von morgen retten soll

ARCHIV - Karin Prien (CDU), Bildungsministerin von Schleswig-Holstein, spricht auf einer Pressekonferenz im Foyer des Landeshauses in Kiel. Foto: Christian Charisius/dpa

von MARTIN D. WIND

BERLIN – Karin Prien, nominell CDU, Frau, Politikerin mit rasanter Karriere, zumindest seitdem es in der Union Quotendebatten gibt, Protegé von Daniel Günter, dem Linksextremausleger der Union, zeigt sich ambitioniert: „Ich will meine Erfahrungen und Perspektiven gerne in das neue CDU-Präsidium einbringen. Deswegen werde ich auf dem Parteitag als stellvertretende Parteivorsitzende kandidieren“, droht Prien all jenen in der CDU, die gehofft hatten, dass mit dem heiß herbeigesehnten Abtritt der bleiernen Kanzlerin Merkel und dem krachend schlechten Bundestagswahlergebnis, die Union endlich die Kraft und das Personal für einen zukunftszugewandten Neuanfang finden könnte. Priens Ehrgeiz ist eine Kampfansage an alle, die der Union wieder ein echtes christliches und demokratisches Fundament, mithin Werte, verpassen wollen.

In den Hinterzimmern des Adenauer-Hauses würden die strippenziehenden Kungler_*InnenX es sicher begrüßen, wenn es ihnen gelänge, aus der alten Merkelianergarde zumindest noch ein U-Boot im neuen Vorstand zu platzieren um die bräsige Wertelosigkeit, den beliebigen Machtopportunismus und den bleiernen Mehltau der vergangenen Jahre zumindest bremsend weiterhin einbringen zu können. Anders ist das krampfhafte Bemühen der abgehalfterten Granden nicht zu erklären, wenn jetzt sogar der „Minister für ;besondere‘ Aufgaben“(sic!) und treue Paladin Merkels, Helge Braun, in den Ring getrieben wird.

Bezeichnend ist auch, dass Prien sich dem ganz großen Sprung zur Verantwortungsübernahme verweigert: Sie weiß genau, dass man toxische Wirkung auch aus der zweiten Reihe entfalten kann. Eher sogar besser, weil man nicht so unter Beobachtung und im Scheinwerferlicht steht, wie ganz vorne an der Rampe. Im Schatten eines Frontmannes kann man harmlos wirken und dennoch viel bewirken. Schlau ist sie schon.

Ob das der Union guttäte, darf nach allem, was sie in der Vergangenheit gemacht hat und als Wortspenden in die öffentliche Debatte eingetragen hat, durchaus bezweifelt werden. Auch hier kommt ihr eiskaltes taktisches Kalkül zum tragen – von „Bauernschläue“ darf man heute nicht mehr sprechen: Selbstverständlich will sie in Schleswig-Holstein unter Daniel Günther als Ministerin – wofür auch immer – dienen. Gut dotierte und pensionsberechtigte Posten geben Opportunisten nicht für ein Suizidkommando einer niedergehenden Partei auf, an deren Demontage sie selbst im Maschinenraum mitgewirkt haben und weiterhin auch mitwirken wollen.

Wie destruktiv und infam diese Frau wirkt, konnte man ungehindert öffentlich verfolgen: Bezüglich der konservativen WerteUnion zeigte sie ihre giftige Begabung und die Neigung. Als Mitbegründerin und einziges überregional halbwegs bekanntes Testimonial der sogenannten „Union der Mitte“, tat sie sich durch spalterische und extreme Verurteilungen ihrer Parteifreunde hervor: „Wer sich in der CDU engagieren will, sollte das in der Breite unserer Partei machen, nicht in dieser Sektierertruppe(sic!)“ (der Werteunion – Anm. d. Red.). Sektierertruppe? Wie viele Mitglieder hatte eigentlich Priens Fanclub bundesweit? 15? 20?

Solche und ähnliche Ausfälligkeiten der ehrgeizigen Hanseatin gingen dann selbst dem Generalsekretär der CDU zu weit. Paul Ziemiak, selbst ein Gewächs der Merkel-Union, rügte: „Politische Mitbewerber steht außerhalb der CDU und nicht innerhalb der eigenen Reihen.“ Ein solcher Ordnungsruf kann einer strebsamen Karrieristin in die Knochen fahren. Und so tat sie, was sie am besten kann: Sie verließ ehemalige Kampfgenossen unter größtmöglichem Kollateralschaden und mit verbrannter Erde.

Sie, die kaum je eine Gelegenheit ausgelassen hatte, um ähnlich wie der inzwischen nur noch als wirr wahrgenommene ehemalige und erfolglose CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz gegen alles Bürgerliche, Tolerante, Konservative und Liberale in der Union zu hetzen, verkündete frech: „Wir müssen als Christdemokraten der Polarisierung der Gesellschaft zuallererst in den eigenen Reihen entgegentreten.“ Die größten Kritiker der Elche waren früher selbst welche.

Schäbig und parteischädigend zeigte sie sich auch, als sie einem „Parteifreund“ zeigte, dass man keiner Todfeinde bedürfe, wenn man sie als Parteigenossin hat. Bezüglich der Kandidatur des von Merkel gekegelten Präsidenten des Verfassungsschutzes, Herrn Hans Georg Maaßen, sagte Prien in der Talkshow bei Markus Lanz: „Das muss ich hinnehmen, auch wenn ich davon natürlich überhaupt nicht begeistert bin und mich frage, was Herr Maaßen eigentlich in der CDU sucht.“ Schaut diese Frau ab und zu auch mal in den Spiegel? Weiter sagte sie, dass sie von „Leistungssportlern immer wieder fasziniert“ sei. Der SPD-Mitbewerber Maaßens war Leistungssportler. Deutlicher kann man seiner Partei nicht in den Rücken fallen.

Sollte es Friedrich Merz tatsächlich mit Hilfe der Basis gelingen, gegen den massiven Widerstand der Merkelianer den Parteivorsitz zu erringen, muss er sich der Frage stellen, ob sein Einsatz einer Partei wert ist, die solche karrieristische Querschläger in den Reihen hat und eventuell sogar ins Präsidium entsenden kann. Mit Hofschranzen wie Frau Prien ist kein Staat zu machen.

Bildquelle:

  • Karin Prien: dpa

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