Publizist und Verschwörungstheoretiker: Udo Ulfkotte (56) starb am Freitag an einem Herzinfarkt

von KLAUS KELLE

Frankfurt – Der Buchautor Udo Ulfkotte ist am Freitagabend an den Folgen eines (wiederholten) Herzinfarktes gestorben. Er wurde 56 Jahre alt. Ulfkotte war 17 Jahre lang Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und dort u. a. zuständig für Themen rund um die Welt der Geheimdienste. Vorher war Ulfkotte Mitarbeiter bei der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung. Im März 2003 erschien sein Buch „Der Krieg in unseren Städten“, in dem der Autor erstmals massiv öffentlich Kritik an islamistischen Parallelgesellschaften in deutschen Großstädten übte und zahlreiche Belege vorlegte. Unter anderem bezeichnete er die Islamische Föderation Berlin (IFB) als einen Landesverband der umstrittenen Islamischen gemeinschaft Milli Görüs, was ihm eine Unterlassungsklage vor dem Berliner Landgericht einbrachte. In weiteren Büchern wie „Heiliger Krieg in Europa“ führte er die Auseinandersetzung mit dem radikalen Islam unerschrocken weiter.

Massive Kritik prasselte auf Ulfkotte nieder, als er vom publizistischen Wirken in die politische Aktion wechselte. Im Jahr 2006 gründete er den islamkritischen Verein „Pax Europa“, trat aber 2008 wieder aus. Bei der Bremer Bürgerschaftswahl 2007 unterstützte er die rechtskonservative Wählervereinigung „Bürger in Wut“, 2008 kandidierte er als Parteiloser auf Platz 2 der Liste der Deutschen Zentrumspartei hinter dem Vorsitzenden Dirk Nockemann. Und bei Pegida in Dresden trat er auch auf.

In der vergangenen Jahren zog es Udo Ulfkotte immer stärker in die Verschwörungstheoretiker-Szene. Er publizierte nur noch im Kopp-Verlag, fühlte sich in seiner persönlichen Sicherheit bedroht und wohnte „im Wald auf einem autarken Gelände“, wie Ulfkotte selbst das dem „Spiegel“-Journalisten Jan Fleischhauer bei einer Kontaktaufnahme beschrieb. Das Haus sei in einen See gebaut, mit eigener Strom- und Wasserversorgung. Wer sich ihm unerkannt nähern wolle, müsse erst über einen meterhohen Zaun und dann durch eine Gänseherde. Gänse schlügen noch besser an als Hunde. Eines der Bücher, die Ulfkotte nach seinem Ausscheiden aus dem Journalismus geschrieben hat, handelt davon, wie man den nächsten Weltkrieg überlebt.

Seinen größten Erfolg hatte der Islamkritiker aber mit einem anderen Thema. Sein Buch „Gekaufte Journalisten“ verkaufte sich mehr als 100.000 Mal und rangierte monatelang in den Top 5 der „Spiegel“-Bestsellerliste. Das Buch geriet zu einer geharnischten Abrechnung mit seinem früheren Arbeitgeber, der FAZ, von der er sich im Stich gelassen fühlte, als er schwer krank wurde, und der er unsauberen Journalismus vorwarf. So wie qausi allen anderen meinungsführenden Medien in Deutschland.

Mehrfach bin ich ihm in den 90er Jahren begegnet, er war ein sympathischer Kerl, der stets düstere aber spannende Geschichten auf Lager hatte. CIA und Nato waren für ihn die größten Feindbilder neben dem Islam. Die Pressestelle der Nato führe den Stift in vielen deutschen Redaktionen, behauptete er, ohne es allerdings belegen zu können. Der Verein „Atlantik-Brücke“ spielte eine wichtige Rolle in seinen Behauptungen über die Fernsteuerung deutschen Medien durch geheime transatlantische Netzwerke, die nach Ulfkottes Überzeugung im Hintergrund die Fäden zögen. In seinem Buch nannte er zwar viele Namen von Mitgliedern dieses Vereins, einen Beweis für seine Drahtzieher-Theorien blieb er allerdings auch in diesem Fall schuldig.

 

 

 

 

Bildquelle:

  • Udo_Ulfkotte: udo ulfkotte

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.