„Pro Pope Francis“: Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr

Papst Franziskus feiert im Petersdom im Vatikan die Neujahrsmesse. Foto: Andrew Medichini

von PETER WINNEMÖLLER

Was vor wenigen Jahren unmöglich war, ist Wirklichkeit geworden: Theologieprofessoren aus dem deutschsprachigen Raum und anderen Ländern veröffentlichen eine Solidaritätsadresse an den Papst. Die Initiative nennt sich „Pro Pope Francis“. Sie wurde von Prof. Paul Zulehner aus Wien mit ins Leben gerufen. Der Brief soll eine Retourkutsche für die Correctio sein, die verschiedene Priester und Laien dem Papst für Unschärfen in Amoris Laetitia haben zukommen lassen. Die Verfasser von „Pro Pope Francis“ bedanken sich beim Papst für seine „mutige und theologisch wohl begründete Amtsführung“. Das letzte Wort im Umgang mit Menschen solle laut den Verfassern „nicht ein legalistisch, sondern ein barmherzig interpretiertes Gesetz haben“.

Mit jedem der wenigen Sätze, die das Schreiben hat, wächst das Erstaunen. Papsttreue war im Falle von Theologieprofessoren zu Zeiten der beiden letzten Päpste doch eher die Ausnahme. Angefangen von der Kölner Erklärung (1989) bis zum Memorandum 2011 zieht sich eine Reihe aufsässiger, dezidiert gegen die Lehre der Kirche gerichteter Erklärungen. Theologieprofessoren aus Deutschland übten regelmäßig den Aufstand. Durch die staatliche Universität sind sie als unkündbare Beamte in der komfortablen Situation, sich jederzeit mit dem Lehramt der Kirche anlegen zu können. Wer die Lehrerlaubnis verliert, geht keinerlei Risiko ein, denn der Staat garantiert die üppigen Einkünfte. Solcherart Gratismut machte der Kirche viele Jahre zu schaffen und trieb den einen oder anderen Bischof zur stillen Verzweiflung. Diese Professoren sollten gerade ihre Priester ausbilden.

Der jetzige Sinneswandel der Theologen kommt nicht überraschend. Schon seit 1989 gehen die Professoren im Gleichschritt mit den Leitmedien des Landes. Der Führungsstil, den Papst Franziskus zeigt, wird allgemein als revolutionär empfunden. Gerade die (Über-)Betonung der Barmherzigkeit lässt den Papst in der Presse als Reformer erscheinen. Inhaltlich ist seine Predigt keine andere, als die früherer Päpste. Bislang hat Papst Franziskus weder in Glaubens- noch in Sittenfragen anderes verkündet, als seine Vorgänger. Was an seinen Predigten nicht gefällt, wird ausgeblendet. Die Medien verschwiegen es.

Anhänger wie Gegner dieses Papstes betreiben ein „Occupy the Pope“, das es so noch nie zuvor gegeben hat. Der reale Papst Franziskus ist ein Mann der Medien, der in die Zeit paßt. Er ist ein Populist, der die Sprache des Volkes spricht. Er ist eigenwillig und stur, läßt sich nicht reinreden und steht doch unter vielerlei Einflüssen. Dieser Papst ist ein Mann der Widersprüche. Doch vor allem ist er eines: Der Papst.

Papsttreue ist der katholische Normalfall. Ob man nun die Person des Amtsinhabers liebt oder nicht, das spielt keine Rolle. Der Papst ist Zeichen der Einheit und Träger der höchsten Lehrautorität, sowie höchste Rechtsinstanz der Kirche. Alles dies vereinigt sich im jeweiligen Nachfolger des Heiligen Petrus. Diesem schuldet jeder Katholik Gehorsam in Fragen des Glaubens und der Sitten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

An dieser Stelle wird es wunderlich, denn ausgerechnet die, die in der Vergangenheit so heftig gegen die Petrusnachfolger gewettert haben, machen nun den Kotau vor Papst Franziskus. Jene, die sich selber als Elite der Theologen ansehen, loben ausgerechnet jenen Papst für „seine theologisch wohlbegründete Amtsführung“, der sich selber als nur wenig theologisch empfindet. Die devote Haltung, die „Pro Pope Francis“ an den Tag legt, ist schlicht und ergreifend peinlich. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr. Das Papstlob derer, die Jahrzehnte Papstschelte betrieben haben, ist vergiftet. Man sollte davon nicht kosten. Im Vergleich zu dem Theologenbrief kommt die unsägliche und unverschämte Correctio fast noch wie ein Freundschaftsdienst daher.

Bildquelle:

  • Neujahrsmesse: dpa

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