von KLAUS KELLE
HELSINKI – 4,5 Millionen Finnen wählen morgen in einer Stichwahl ihren neuen Präsidenten. Der ehemalige konservative Premierminister Alexander Stubb, 55, von der Mitte-Rechts-Nationalen Koalitionspartei tritt dann gegen den ehemaligen Außenminister Pekka Haavisto, 65, von der linken Grünen Liga an.
Und die Stimmung im nordeuropäischen Land ist aufgeheizt. 300.000 Finnen hatten in den vergangenen Tagen gegen die Sparpläne der Regierung im Sozial- und Gesundheitswesen gestreikt.
Dennoch ist der Wahlkampf sachlich und ruhig verlaufen, die beiden Kandidaten lassen kaum eine Gelegenheit aus, dem jeweiligen Konkurrenten persönlichen Respekt zu zollen. „Es wird auf jeden Fall ein sehr guter Ausgang für unser Land“, sagte Stubb beim TV-“Duell“ und der zehn Jahre ältere Haavisto nickte zustimmend. Denn die beiden Kandidaten sind in den wesentlichen Grundlinien der zukünftigen Politik für ihr Land weitgehend einig.
Haavisto, einst ein strammer Grüner tritt inzwischen für den Ausbau der Kernkraft in seinem Land ein. Und natürlich steht er zu 100 Prozent hinter dem NATO-Beitritt seines Landes. Das ist wichtig, denn Finnlands Präsident ist auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte.
Beide Kandidaten vertreten eine harte Linie gegenüber Moskau, befürworten eine Stärkung der Beziehungen zu Washington und haben zugesagt, die Ukraine weiterhin militärisch und finanziell zu unterstützen. Finnland hat seine Lehren aus Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine gezogen. Das Land hat eine 1.340 Kilometer lange Grenze mit Russland. Im November schloss Helsinki alle acht offiziellen Grenzübergänge zu seinem östlichen Nachbarn mit der Begründung, Moskau nutze Migranten, um Finnland in einem angeblichen Akt „hybrider Kriegsführung“ zu destabilisieren.
Stubb und Haavisto vertreten unterschiedliche Standpunkte zu der hypothetischen Frage, ob Finnland, ein NATO-Neuling, den Transport der Atomwaffen des Bündnisses durch sein Territorium zulassen würde. Stubb steht dabei der Einführung von Atomwaffen auf finnischem Territorium positiver gegenüber, weil er eine uneingeschränkt positive Haltung zu den USA hat.
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