Politik ist nicht nur Kampf, sondern immer auch eine Frage des richtigen Stils

Liebe Leserinnen und Leser,

nach der Wahl von Hans Georg Maaßen zum Bundestagskandidaten der CDU im Wahlkreis 196 (Schmalkalden/Suhl u.a.) trennt sich die Spreu vom Weizen. Nicht im Streit um die zukünftige Richtung der Union, da sind die Fronten seit langem klar, aber im Stil und im Umgang miteinander unter Parteifreunden. Aus Berlin meldete sich Parteigeneral Paul Ziemiak und drückte seine Erwartung aus, »dass Herr Maaßen alles zu einem gemeinsamen Wahlerfolg der CDU beitragen wird». Und Mario Voigt, CDU-Fraktionschef im thüringischen Landtag stellte für die Begriffsstutzigen nochmal klar: „Zur CDU gehören Merkel und Merz und auch Maaßen.“ Amen!

Es ist dennoch immer wieder faszinierend zu sehen, wie begierig die meinungsführenden Medien nach für sie unerwarteten Ereignissen wirklich jede Stimme aufsaugen, von wem sie auch kommt, Hauptsache sie passt irgendwie zur Botschaft, die man dem Volk sowieso mundgerecht unterjubeln will. Ob das dann abgehalfterte Europaabgeordnete sind oder Provinzpolitikerinnen aus Schleswig-Holstein – sie dürfen vor die Kameras, wenn sie nur das Richtige sagen. Noch einmal berühmt für 45 Sekunden. Der amerikanische Ausnahmekünstler Andy Wahrhol hatte 1968 prognostiziert, in der Zukunft werde jeder einmal für 15 Minuten weltberühmt sein. Wenn ich die Aussagen der Maaßen-Hater nach dessem bärenstarken Erfolg in Suhl anschaue, weiß ich wirklich nicht, wer von diesen CDU-Lichtgestalten und vor allem mit was diese 15 Minuten jemals zusammenbekommen wollen.

Schade aber, wenn dann auch aktive Politikerinnen wie die Integrations-Staatssekretärin Serap Güler aus NRW, die möglicherweise ihre politische Karriere erst noch vor sich hat, in den Chor derjenigen einstimmt, die sich als schlechte Verlierer erweisen. Frau Güler ging die 37 Delegierten, die Maaßen gewählt hatten im Wahlkreis 196, persönlich an und kanzelte sie barsch ab: „Ihr habt echt den Knall nicht gehört! Wie kann man so irre sein und die christdemokratischen Werte mal eben über Bord schmeißen?“ Dass Frau Merkel genau das seit vielen Jahren betreibt, ist Frau Güler dabei nicht aufgefallen.

Ruhig war es am Tag danach übrigens um die eigentliche Hauptperson, den CDU-Bundestagskandidaten Maaßen, auf dem jetzt die Hoffnungen der vielen verbliebenen Konservativen in der CDU ruhen, dass er den komplett gescheiterten Linkskurs der Partei Adenauers und Kohls noch einmal drehen kann. Eine Herkulesaufgabe für den früheren Verfassungsschutz-Boss, die einer allein kaum wird bewältigen können.

Also haben wir ihn direkt gefragt, ob er jetzt ordentlich für Zoff sorgen wird in der CDU. Er werde „natürlich den Kanzlerkandidaten von CDU und CSU mit aller Kraft unterstützen“, versicherte er mir am Telefon. Und weiter: „Wir alle wollen doch eine grün-rot-tiefrote Koalition verhindern.“ Denn die wäre „eine große Gefahr für unsere Freiheit und unseren Wohlstand“.

Wie gesagt: Am Stil erkennt man, wer die Größe für höhere Aufgaben hat. Hans Georg Maaßen zum Beispiel.

Genießen Sie den Rest des ersten Maiwochenendes!

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.