Pfingsten feiern und plötzlich fremde Sprachen verstehen können

von PETER WINNEMÖLLER

Pfingsten ist alljährlich wieder die Gelegenheit schlechthin, der Welt zu zeigen, wie wenig christlich unser Land noch ist. Auf die Frage „Was feiern wir an Pfingsten?“ wissen in unserem Land laut einer Emnid Umfrage aus dem Jahr 2016 gerade noch 4 Prozent die richtige Antwort. Das ist knapp die Hälfte der Bürger unseres Landes.

Immerhin 23 Prozent der Befragten gaben an, gar keine Ahnung zu haben. Das ist ein knappes Viertel unserer Bevölkerung. Etwas mehr als die Hälfe haben laut dieser Umfrage also eine falsche oder gar keine Vorstellung davon, warum wir am kommenden Montag frei haben. Der Pfingstsonntag wäre ja ohnehin frei.

Pfingsten ist der fünfzigste Tag nach Ostern. In Latein heißt das Fest ganz schlicht Dies Pentecoste, fünfzigster Tag. Vierzig Tage nach Ostern war Christus in den Himmel aufgefahren. Es gibt reichlich Spekulationen, wie das ausgesehen haben könnte. Alle sind müßig. Das Zeugnis der Bibel allein ist relevant. Er geht von den Jüngern weg in den Himmel.

Danach ziehen sich die Apostel wieder in den Abendmahlsaal zurück und verschließen die Türen. Sie schotten sich vor der Welt ab. Angst aber auch Erwartung prägen die Tage vor Pfingsten. Man weiß nicht so recht, was da kommen wird.

Dann aber rauscht es. Aber so richtig. Ein Sturm, Feuerzungen und Aufregung auf der Straße. Es passiert das Wunder, dass plötzlich jeder jeden versteht. Die Apostelgeschichte kennt an der Stelle eine Aufzählung, die jedem Lektor die Schweißperlen auf die Stirn treibt. „Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.“(Apg 2,9ff.)

Wir würden heute sagen Deutsche, Amis, Russen, Chinesen … Eben das ist der innerste Kern des Pfingstwunders, die Tatsache, dass sich plötzlich alle verstehen. An der Stelle zeigt Lukas, was er drauf hat. Das Pfingstwunder des sich gegenseitig Verstehens ist nicht weniger als die Umkehr von Babel. Menschen, die nicht mehr auf Gott hören wollten, konnten auch nicht mehr aufeinander hören. Ihre Sprachen waren verwirrt, sagt die Bibel. Sie entwickelten sich auseinander. Im Gegensatz dazu schenkt der Wille, auf Gott zu hören, Menschen mit ganz unterschiedlicher Sprache plötzlich ein gegenseitiges Verstehen.

Dieses Geschenk des Heiligen Geistes kann man auch heute noch beobachten. Wer je in Rom auf dem Petersplatz stand oder bei einem Weltjugendtag war, kennt dieses Phänomen, dass sich wildfremde Menschen plötzlich miteinander verständigen können. Das geht zuweilen so gut, als sprächen sie die gleiche Sprache. Auch die Gnade, die der Heilige Geist schenkt, wirkt mit der Natur. Ganz wie oft man auf dem Petersplatz ist, vor Vokabeln und Grammatik pauken bewahrt auch der Heilige Geist die frömmsten Schüler nicht. Und trotzdem findet man in der Situation eine gemeinsame Sprache. Das ist eine Pfingsterfahrung, die auch heute noch immer viele Menschen erfahren.

Das Geschenk des Heiligen Geistes ist vor allem die gegenseitige Zuwendung. Ganz gleich ob in der Antike oder in der Gegenwart: ein paar Brocken dieser oder jener Sprache spricht jeder. Plötzlich ist aber – als Geschenk des Heiligen Geistes – der Willen vorhanden, zu sprechen und zu hören. Und so spricht ein Petrus erfüllt mit dem Feuer des Heiligen Geistes so, dass ihn auch Parther und Meder verstehen können. Und die schüchterne Schülerin aus Westfalen parliert auf dem Weltjugendtag plötzlich (gefühlt) fließend Englisch.

Das ist doch mal etwas anderes als so ein reines Katechismuswissen, was man abfragen könnte: Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche. Pfingsten ist die Sendung des Heiligen Geistes. Pfingsten schließt Ostern ab. Alles das ist gut und schön. Wer zur Kirche gehört, glaubt und den Glauben praktiziert, hat es leicht, Pfingsten zu feiern. Das Pfingstfest ist noch einmal so ein richtig schönes und fröhliches Fest.

Diese praktische Konsequenz aus Pfingsten, die Gabe einander zu verstehen, das hat was.

Bildquelle:

  • Pfingsten: pixabay

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