„Peinliches Zeugnis einer Funktionärsblase“: Das gemeinsame Mahl als Politikum:

Der Buchstabe "n", der zum Motto des 3. Ökumenischen Kirchentags "Schau hin" gehört, steht am zweiten Tag des Kirchentags vor der Europäischen Zentralbank (EZB). Foto: Sebastian Gollnow/dpa

von PETER WINNEMÖLLER

FRANKFURT/M. – Die Bilder waren so trist wie die ganze Veranstaltung. Selbst der Ökumenebischof der DBK, Gerhard Feige, vermochte dem Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) keine Relevanz zuzubilligen. Der Präsident des „ZdK“, des zumindest offiziell höchsten katholischen Laiengremiums in Deutschland, ging demonstrativ zu einem evangelischen Abendmahl, das coronabedingt in Selbstbedienung ausgeführt wurde. Wer nur ein wenig Sachkenntnis hat, erkennt spätestens hier, dass „gemeinsames Mahl“ einfach gar nicht geht.

In katholischer Sicht ist die Kommunion ein Sakrament. Ein Sakrament kann sich niemand nehmen. Es wird gespendet. Der Spender ist Christus und nur der Bischof oder der Priester handeln in seinem Auftrag als Spender der Sakramente. Sie handeln in Persona Christi und nicht etwa aus eigener Vollmacht. Die Kommunion bekommt ein Katholik immer gereicht. Da gibt es keine Selbstbedienung. Wenn man schon nicht in die theologische Tiefe von Realpräsenz und Transsubstantiation einsteigen kann und will, so zeigt doch schon ein oberflächlicher Blick die Unstimmigkeit.

Dabei – auch das sollte man wissen – liegt in der Teilnahme als Katholik an einem evangelischen Abendmahl ein gehöriges Maß Respektlosigkeit. Allen Beschwörungen zum Trotz glauben Protestanten etwas anderes als Katholiken. Wer das nicht glaubt, kann ja in einer protestantischen Kirche mal den Tabernakel suchen und fragen, was mit den Resten vom Abendmahl passiert. Alternativ könnte man einen katholischen Priester fragen, warum er nach der Kommunionspendung konsekrierte Hostien nicht einfach wieder in die Hostientüte in der Sakristei packt. Jugend forscht. Ehrliche Fragen und ehrliche Antworten bringen vielleicht ein ehrlicheres Bild vom Stand der Ökumene als es der ÖKT getan hat.

Wer es noch genauer wissen will, der hört Kurt Kardinal Koch zu. Der „Ökumeneminister“ der Kirche sitzt in Rom und hält die Kontakte zu allen Kirchen und Gemeinschaften. Wer Kardinal Koch zuhört, erfährt, dass man Unterschiede im Kirchen-, im Amts- und im Eucharistieverständnis nicht einfach übergehen kann. Es ist übergriffig und nimmt keinen der beteiligten Partner ernst. In der katholischen Kirche ist die Kirche nicht einfach eine soziale Größe, sie ist mystischer Leib Christi. Das Amt ist ein Sakrament, kein Job. Die Eucharistie ist die wirkliche Gegenwärtigsetzung des Kreuzesopfers Christi. Gemeinhin sagt man, ein Protestant, der glaubt, was die Kirche glaubt, kann in Folge einer Gewissensentscheidung zur Kommunion hinzutreten. Das ist weder neu noch revolutionär. Doch wer das ernst nimmt, erkennt, wie hoch die Hürde ist.

Für ein Politikum ist das ungeeignet. Das erkennt jeder, der sich nur ein wenig mit Vernunft und Empathie in diese Frage einfühlt. So sind die Bilder von vermeintlich gemeinsamen Mählern auf dem ÖKT vor allem eins: peinliche Zeugnisse einer sich selbst dramatisch überbewertenden Funktionärsblase. Relevanz hatte das keine. Es war nicht einmal eine gelungene Provokation.

Bildquelle:

  • 3. Ökumenischer Kirchentag in Frankfurt/Main: dpa

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