Papst stellt Leidende in aller Welt in den Mittelpunkt seiner Osterpredigt

Papst Franziskus hält eine Kerze während der traditionellen Osternacht. Foto: Andrew Medichini

Rom – Bei den Osterfeierlichkeiten hat Papst Franziskus die allgegenwärtige Last und den Schmerz von Flüchtlingen, Migranten, Ausgebeuteten und Kriegsopfern in den Mittelpunkt gestellt.

In seiner Predigt während der Osternacht im Petersdom erinnerte er an diejenigen, «die in der Gesellschaft den Schmerz des Elends, der Ausbeutung und des Menschenhandels spüren, (…) die Verachtung erfahren, weil sie immigriert sind, heimatlos ohne Heim und Familie». In dem Gottesdienst am Ostersamstag wird im Vatikan der Auferstehung Christi gedacht.

Der biblischen Überlieferung nach besuchten nach Jesus‘ Tod am Kreuz zwei Frauen sein Grab. Das katholische Kirchenoberhaupt nahm die Gesichter der Frauen als Sinnbild für die Leidenden der Welt, «all jener, die in der Gesellschaft die menschliche Würde gekreuzigt sehen». «Sie spiegeln das Gesicht von Frauen und Müttern wider, die weinen, weil sie sehen, wie das Leben ihrer Kinder unter der Last der Korruption begraben wird», sagte der Argentinier. Neben der Korruption, die Kinder all ihrer Rechte beraube, beklagte der 80-Jährige auch die «Bürokratie, die eine Änderung der Dinge nicht zulässt».

Karfreitag hatte Franziskus ebenfalls zum Anlass genommen, um nicht nur des Leidenswegs Christi zu gedenken, sondern um auf das Leid in der heutigen Welt aufmerksam zu machen. Beim traditionellen Kreuzweg in Rom sprach er von «Scham für alle Bilder der Verwüstung, der Zerstörung und des Untergangs, die in unserem Leben so alltäglich geworden sind». In der Tat: Am Samstag berichteten mehrere Hilfsorganisationen von Tausenden Menschen, die auf dem Mittelmeer in Seenot geraten waren. Viele wurden gerettet, es gab aber mindestens sechs Tote.

Die traditionelle «Via Crucis» am und im Kolosseum hatten am Freitagabend 20 000 Gläubige im Schein von Kerzen und Fackeln verfolgt. Die Zeremonie gilt als eine der schönsten Andachten im römischen Kirchenjahr.

Wie im vergangenen Jahr war das Gebiet um das antike Amphitheater weiträumig abgesperrt worden. Italienische Anti-Terror-Einheiten waren mit Sprengstoffspürhunden im Einsatz. Besucher, die die Osternacht im Petersdom oder auf dem Petersplatz verfolgten, mussten Metalldetektoren passieren. Auf dem Petersplatz enden am Sonntag die Osterfeierlichkeiten im Vatikan mit der Osterbotschaft von Papst Franziskus und dem traditionellen Segen «Urbi et Orbi» (der Stadt und dem Erdkreis).

In Jerusalem feierten Orthodoxe Christen am Samstag in der Grabeskirche das «Heilige Feuer». Dem Glauben nach entzündete sich dabei selbstständig ein Licht in der Grabkapelle, die sich über dem Grab Jesu befindet. Der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III. entzündete daran Kerzen und gab die Flammen an Gläubige außerhalb der Kapelle weiter. Die Gläubigen standen dicht gedrängt, ein Meer von Kerzen erhellte die Kirche.

Trotz starker Polizeikontrollen während der Osterfeierlichkeiten hatte am Karfreitag ein Palästinenser in der Jerusalemer Stadtbahn eine britische Studentin tödlich mit einem Messer verletzt. Die Theologiestudentin hatte sich für ein Auslandssemester an der Hebräischen Universität in Jerusalem aufgehalten. Zwei weitere Menschen wurden bei der Attacke eines 57-Jährigen leicht verletzt.

An diesem Wochenende sind besonders viele Pilger in Jerusalem unterwegs. Dieses Jahr fällt nicht nur das Osterfest der westlichen Kirchen und der orthodoxen Kirchen zusammen. Auch das jüdische Pessach-Fest wird in dieser Woche begangen. Dabei erinnern die Juden an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Israels Polizei hat ihre Präsenz während der Feiertage deutlich verstärkt.

Bildquelle:

  • Osternacht im Vatikan: dpa

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