Olaf Scholz hat „Erfahrung“ und „Kenntnisse“ – aber er wird trotzdem nicht Kanzler

Liebe Leserinnen und Leser,

wenn ich in diesen Tagen Bundesfinanzminister Olaf Scholz von der SPD irgendwo höre, dann frage ich mich unwillkürlich, in welcher Matrix dieser Mann lebt. Ich meine, die etablierten Meinungsforschungsinstitute sehen seine SPD zwischen 13 und im besten Fall 17 Prozent. Wie will der Mann mit dieser Performance seiner einstigen Volkspartei Kanzler werden? Juniorpartner ist möglich, am Katzentisch von CDU/CSU oder im schlimmsten Fall der Grünen, zusammen mit den „Fußkranken der Weltrevolution“, frei nach Helmut Kohl. Aber Mitarbeiter von Annalena Baerbock, das wäre eine echte Herausforderung für eine etablierten Realpolitiker. So jeden Tag grünen Tee und Räucherstäbchen in der Regierungszentrale…

Erst gerade hat Scholz seine Konkurrenten Laschet und Baerbock abqualifiziert, ihnen die Eignung für den Job im Kanzleramt abgesprochen. Scholz sagte:

»Deutschland ist eines der größten und erfolgreichsten Industrieländer der Welt. Es sollte von jemandem geführt werden, der Erfahrung im Regieren hat, der nicht nur regieren will, sondern das auch wirklich kann.«

Und weil nun alle sicher überlegen, wer denn der geeignete Mann sein könnte, beantwortet der gebürtige Osnabrücker das im Interview mit der „BILD am Sonntag“ gleich noch mit: »Ich bin der Kanzlerkandidat, der über die notwendige Erfahrung und Kenntnisse für diese Aufgabe verfügt. Das unterscheidet mich von meinen Wettbewerbern.«

Nun, das ist ein großes Wort, denn den Kollegen Laschet als MP des größten Bundeslandes mit erheblicher Wirtschaftskraft als eine Art besseren Kommunalpolitiker darzustellen, das ist auch ambitioniert. In Bezug auf Frau Baerbock hat er allerdings absolut recht. Aber die soll nett sein und ist eine Frau. Und mit Frauen im Kanzleramt haben wir Deutschen ja beste Erfahrungen gemacht…

Nein, ohne Spaß: Irgendjemand muss Olaf Scholz sagen, dass er nicht die geringste Chance hat, Bundeskanzler zu werden, auch wenn – wie es im Moment aussieht – seine SPD wohl nochmal in den Bundestag wird einziehen können, wenn nicht Genosse Kühnert noch irgendeinen Spruch raushaut von Sozialismus und Enteignung. Aber Olaf Scholz Bundeskanzler, das ist so, als würde ich mich mit Rupert Murdoch vergleichen, weil ich eine Online-Tageszeitung gestartet und beachtliche Zugriffszahlen habe. Und auch ich glaube natürlich, dass das hier mal etwas ganz Großes wird. Aber ich weiß, dass das bis Ende September wahrscheinlich nicht klappt. Genauso wie bei Olaf Scholz.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.