Ohne Kaffee geht nix am Morgen

Liebe Leserinnen und Leser,

ich wünsche Ihnen allen einen herrlichen Sonntagmorgen! Ausgeschlafen hoffentlich, frische Brötchen (wahlweise: Semmeln, Weckle, Schrippen usw), knackig und warm, 5-Minuten-Ei, Nutella und Kaffee.

Ohne Frühstück? Das ist bei mir nur in sehr seltenen Ausnahmefällen möglich. Ohne Kaffee? Niemals!

Natürlich betreibe ich für Sie bei solchen Themen ein wenig Internetrecherche, damit Sie ein gutes Gefühl beim Autor und seiner Sachkompetenz haben. Warum macht Kaffee wach? Welche Stoffe wirken in unserem Körper, um uns in Form zu bringen? Und warum funktioniert das bei manchen Zeitgenossen nicht?

„Wenn du dir Adenosin als Schlüssel vorstellst und den Rezeptor als Schloss, so aktiviert das Adenosin das Schloss und macht dich müde. Der Schlüssel wird also praktisch umgedreht. Bei Koffein ist das nicht ganz so, denn das Koffein passt genau wie Adenosin perfekt in das Schloss (=Rezeptor), dreht sich jedoch nicht im Schloss und öffnet es nicht. Es versperrt das Schloss und hat somit zur Folge dass das Gehirn langsamer oder gar nicht merkt, dass es müde ist.

So lese ich da, und höre sofort wieder auf. Egal, wie das mit dem Rezeptor im Schloss ist – ich brauche Kaffee. Morgens. Und vormittags. Und mittags. Und nachmittags. Und abends. Ja, auch in der Nacht.

Ich weiß natürlich nicht mehr, wann ich meinen ersten Kaffee getrunken habe. Es wird wohl im Haus meiner Eltern damals in Bad Salzuflen gewesen sein, als ich Schüler war. So mit 16. Milchkaffee mit Zucker, heute müsste ich wohl Latte Macchiato sagen, klingt einfach cooler. Irgendwie hat sich mein Körper dann schnell daran gewöhnt. Das ist möglicherweise in meiner Journalisten-DNA so angelegt. Ich kenne nur einen einzigen anderen Journalisten, zufällig mein bester und ältester Freund, der morgens zum Frühstück einen O-Saft trinkt oder eine Milch oder ein Wasser. Leute, wie soll das funktionieren?

Als ich bei BILD in Essen-Kettwig in der Redaktion gearbeitet habe, kam den ganzen Tag jede Stunde einer der Sekretärinnen mit frisch gebrühtem Kaffee von Tisch zu Tisch und verteilte ohne zu fragen das heiße, schwarze Gold in alle Tassen – egal, ob noch etwas drin war oder nicht. Redaktionelle Druckbetankung.

Vorher war ich u. a. beim Badischen Verlag in Freiburg, da war ich Chefredakteur der wöchentlichen Sonntagszeitung für die ganze Schwarzwaldregion und mein eigener Boss. Da floß der Kaffee in Strömen, eigentlich hätte man damals Nord Stream 2 mit frischem Kaffee in mein Büro legen können mit Zapfhahn. Und noch schlimmer, ununterbrochen paffte ich Zigarillos dazu. Ich bin sicher, manche unserer Redakteur(innen) haben mich gehasst damals. Ein Herzinfarkt später, habe ich wenigstens das dann gelassen.

In Niedersachsen hatte ich vor 25 Jahren mal eine Freundin, und wie das da im Norden so ist, gab es keinen Kaffee. Überhaupt keinen. Morgens Köstlichkeiten aus dem Bremer Tee-Kontor, Friesenmischung, Kandis, das ganze Programm. Schmeckte auch gut. Aber ich werde nicht wach mit dem Zeug. Es funktioniert einfach nicht bei mir. Ich brauche Kaffee, so wie Caroline Kebekus morgens dick Butter, dann eine dicke Schicht Mett und dann noch eine ganze Zwiebel aufs Brötchen haben muss, um in den Tag zu starten. So brauche ich Kaffee.

Ich schreibe jetzt den Frühen Vogel für Sie, es ist 8.41 Uhr und im Hintergrund schnurrt die Kaffeemaschine zum dritten Mal heute Morgen. Ich bin spät dran mit meinem Text zum Morgen, gestern Abend war ein wenig Party, da braucht der alte weiße Mann ein wenig länger. Aber wird schon.

Der schwedische König Gustav III. war übrigens geradezu fasziniert vom Kaffee und auch wissenschaftlich interessiert. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts startete er darum sein berühmtes Kaffee-Experiment, mit dem er herausfinden wollte, ob Kaffee gefährlicher ist als Tee. Dazu ließ er zwei zum Tode verurteilte Schwerverbrecher zu sich bringen, die fortan nichts tun mussten, als jeden Tag der eine viel Kaffee und der andere viel Tee zu trinken. Zwei Ärzte, die das Experiment überwachen sollten, starben vor Abschluss des Experiments. Und dann auch König Gustav III., wenngleich durch ein Attentat. Der Teetrinker starb dann irgendwann im Alter von 83 Jahren vor dem Kaffeetrinker. Also, mein Risiko auch heute früh scheint akzeptabel. Und eins noch: ohne türkischen Mokka, halbsüß, und italienischen Espresso wäre die Welt ein noch traurigerer Ort, als sie es ohnehin ist.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

Jetzt spenden (per PayPal)

Jetzt abonnieren

Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.