Nun geht es gegen das rassistisch-kolonialistische Gewürzpulver Curry

Millionen Deutsche lieben ihre Currywurst.

von THOMAS PAULWITZ

WOLFSBURG – Nach dem Zigeunerschnitzel geht es jetzt der Currywurst an den Kragen. Dabei ist die Entscheidung von Kantinen, das typisch deutsche Gericht von der Speisekarte zu nehmen, nur der Anfang. Auch das Wort „Curry“ gilt nun als rassistisch und soll nach dem Willen linker Sprachreiniger aus dem Wortschatz verschwinden. Müssen wir also bald von der C-Wurst sprechen, um nicht zensiert zu werden?

„Rettet die Currywurst“: Mit diesem Schlachtruf macht derzeit Altkanzler Gerhard Schröder mobil. Dabei ehrt er das Gericht mit einem besonderen Titel: „Kraftriegel der Facharbeiter“ (Der Ausdruck ist der Einfachheit halber sinngemäß gekürzt, denn eigentlich formulierte Schröder völlig genderkonform „Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters“, weil er wohl die braven Currywurstesserinnen in der Produktion nicht diskriminieren wollte.)

„Kraftriegel der Facharbeiter“

Was ist geschehen? 2019 hatte die Fleischerei des Volkswagen-Konzerns noch sieben Millionen Currywürste hergestellt. Doch VW verbannte vor kurzem die Currywurst von der Speisekarte der Markenhochhaus-Kantine und setzt nun nach den Werksferien grundsätzlich auf ein fleischloses Angebot. Offenbar möchte man auf diese Weise unerfreuliche Diskussionen mit Klimajüngern und Muslimen vermeiden. Offiziell heißt es natürlich, viele Mitarbeiter wünschten sich vegetarische und vegane Alternativen, und es helfe auch irgendwie der Umwelt.

Schröder schrieb daraufhin in einem Beitrag auf der Plattform „LinkedIn“ vom 10. August: „Wenn ich noch im Aufsichtsrat von VW säße, hätte es so etwas nicht gegeben.“ Weiter schwärmt der Altkanzler: „Wenn ich in Berlin bin, führt mich mein erster Weg meist zu einer der hervorragenden Currywurstbuden. Auch in Hannover gibt es exzellente Currywürste.“ Sein Schlagwort „#rettetdieCurrywurst“ machte sofort im Internet Furore.

Wie Weiße und Christen mit „Curry“ unterdrücken

Freilich dürften diese Rettungsversuche mittelfristig scheitern. Den entscheidenden Schlag gegen die Currywurst werden nämlich die Diskriminierungsbeauftragten setzen, die bereits erfolgreich die Zigeunersoße aus den Supermarktregalen entfernt haben. Sie treten nun auf in Gestalt von „Food-Experten“, wobei der Anglizismus „Food“ wohl allerhöchste Kompetenz simulieren soll.

Weiße Leute ließen sich nicht daran stören, den Ausdruck „Curry“ als Sammelbegriff für indische Gerichte zu verwenden. Deswegen sollte das Wort gestrichen werden. Das forderte Chaheti Bansal auf Instagram. Englischsprachige Medien wie NBC News griffen das sofort auf und sorgten für millionenfache Verbreitung. Nun ist die Zensurforderung auch in der deutschen Presse angekommen.

So wird Ilyse R. Morgenstein Fuerst zitiert, Dozentin für Religionswissenschaften an der Universität von Vermont. „Curry“ sei ein kolonialistischer Ausdruck, erfährt der Leser. Er sei einem Denken entsprungen, das – ganz schrecklich – „in weißer, christlicher Vorherrschaft wurzelt.“ Die Sprachpolizistin erzürnt besonders, dass böse Kolonialisten die unterdrückte Bevölkerung dazu gebracht hätten, selbst ihr Essen als „Curry“ zu bezeichnen. Morgenstein Fuerst beschimpft deswegen die Briten, sie würden schlecht hören und seien zu faul zum Lernen der Sprache gewesen. Nicht nur das Essen, sondern auch das Gefühl weißer, christlicher Europäer sei mangelhaft gewürzt.

Wörterverbote dienen dem Bürger-Drill

Abgesehen von dieser tatsächlich rassistischen Entgleisung, die niemand zu beanstanden wagt: Tatsache ist, dass das tamilische Wort „kari“ von den Briten nach Europa gebracht wurde. Dort wandelte es sich als „Curry“ zur Bezeichnung für ein Gewürzpulver – eine ganz normale Sprachentwicklung ohne rassistisch-diskriminierende Absichten.

Doch das ist den Worttabuisierern egal. Ihre Salamitaktik der Sprachverbote zeigt, dass es nicht um den Schutz anderer vor diskriminierenden Wörtern geht, sondern um die Macht, auf Kosten der Allgemeinheit zu bestimmen, was gesagt werden darf und was nicht. Gestern war es das Zigeunerschnitzel, heute ist es die Currywurst, morgen soll vielleicht schon der Schnellimbiss-Burger in „Burger*in“ umbenannt oder gleich ganz verboten werden. Hauptsache, die Bürger werden darauf gedrillt, ein schlechtes Gewissen zu pflegen, alles mitzumachen und nichts in Frage zu stellen.

Bildquelle:

  • Currywurst: pixabay

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