Niedrige Arbeitslosigkeit, wenig Insolvenzen: Doch keiner darf sich ausruhen

von DR. PATRICK PETERS

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im April im Vergleich zum Vormonat um 93.000 auf 2,569 Millionen gesunken, die Arbeitslosigkeit erreichte damit den niedrigsten Wert in einem April seit dem Jahr 1991 – mit einer Quote von 5,8 Prozent.

Das sind erfreuliche Ergebnisse, die einmal mehr untermauern, dass Deutschland wirtschaftlich gut da steht. Ein Treiber dieses Erfolgs am Arbeitsmarkt: die seit Jahren abnehmende Zahl an Unternehmensinsolvenzen. 2016 war die Zahl der pleite gegangenen Unternehmen das sechste Jahr in Folge rückläufig. Es wurden insgesamt 123.800 Insolvenzfälle registriert. Das sind laut Zahlen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform drei Prozent weniger als 2015 (127.570 Fälle).

Die Rechnung ist einfach: Je weniger Unternehmen in eine schwerwiegenden Schieflache geraten, desto mehr Arbeitsplätze bestehen. Denn auch wenn es in Deutschland seit vielen Jahren eine sanierungsfreundliche Insolvenzkultur gibt und die allermeisten Insolvenzverwalter alles daran setzen, einen Betrieb und damit die Arbeitsplätze zu erhalten, statt ihn zu zerschlagen, geht eine harte leistungswirtschaftliche Restrukturierung doch zumeist mit einem Arbeitsplatzabbau einher. Dies liegt natürlich auch darin begründet, dass die Lohnkosten einen erheblichen Teil des gesamten unternehmerischen Kostenapparates ausmachen.

Aber niemand sollte meinen, dass diese positive Entwicklung unabänderlich ist, auch wenn die Konjunktur gut läuft und die Aussichten stabil sind (der Sachverständigenrat erwartet für dieses Jahr eine Zuwachsrate von 1,7 Prozent, für das Jahr 2018 wird ein Plus von 1,6 Prozent prognostiziert). Insolvenzexperten betonen immer wieder, dass die gute Situation für die Unternehmen schnell kippen kann. Das hat unter anderem einen bestimmten Grund: Die rückläufige Zahl der Insolvenzen in Deutschland hängt mit der günstigen Zinssituation zusammen. Unternehmen haben seit einiger Zeit die Möglichkeit, sich sehr günstig zu finanzieren. Dies nutzen auch Betriebe in einer wirtschaftlichen Krise.

Das führt aber nur zu einem „Aufschieben des Sterbens“, wie Fachleute sagen. Denn ein Kredit kuriert keine leistungswirtschaftlichen Krise, sondern stopft nur die tiefsten Löcher. Verändert sich die Zinssituation – und das wird sie –, können diese Unternehmen ihre Kredite nicht mehr bedienen. Die unweigerliche Folge für viele wird dann die Insolvenz sein, Arbeitsplatzabbau inbegriffen.

Das hat nichts mit Unkenrufen zu tun, niemand wünscht sich, dass dies eintritt. Aber auf Gefahren sollte man hinweisen – und Unternehmen sind in der Pflicht, notwendige Sanierungsmaßnahmen so schnell es geht anzustoßen, damit der Krisenfall nicht mit aller Härte eintritt. Wir dürfen uns nicht ausruhen.

Bildquelle:

  • Arbeitslosigkeit: pixabay

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