von PETER WINNEMÖLLER
Die Familie steht nach wie vor im Fokus des gegenwärtigen Pontifikats. Dazu erweitert Papst Franziskus nun die Schwerpunkte. Während unter Papst Johannes Paul II. noch die moraltheologische Betrachtung im Vordergrund stand, so soll unter Papst Fanziskus der Blickwinkel geweitet werden. Der enorme Fortschritt, den der Hl. Papst der Kirche mit seiner „Theologie des Leibes“ brachte, macht im Grunde den jetzigen Paradigmenwechsel erst möglich.
„Die anthropologisch-kulturelle Veränderung, die heute alle Lebensbereiche beeinflusst und einen analytischen und vielfältigen Ansatz erfordert, erlaubt es uns nicht, uns auf Praktiken der Seelsorge und der Mission zu beschränken, die Formen und Modelle der Vergangenheit spiegeln.“, so schreibt Papst Franziskus im Motu Proprio zu Errichtung des „Institut Johannes Paul II. für Ehe- und Familienforschung“, welches das „Institut Johannes Paul II. für Studien zu Ehe und Familie“ künftig ersetzen soll. Auch das neue Institut ist an der päpstlichen Lateranuniversität angesiedelt.
Was auf den ersten Blick wie ein reiner Wechsel des Namens aussieht, stellt in Wirklichkeit eine echte Neuerung dar, denn es sollen, wie der Großkanzler des Instituts, Erzbischof Vincenzo Paglia, betonte, nicht nur die Theologie sondern auch andere Wissenschaften in der Ehe- und Familienforschung berücksichtigt werden. Es braucht nicht viel Fantasie, um erkennen zu können, dass unter dem Dach der Kirche nun auch Sozialforschung und Naturwissenschaft zur Beurteilung von Fragen zu Ehe und Familie herangezogen werden sollen.
Das Werk von Johannes Paul II. wird damit nicht etwa geschmälert oder verschmäht. Auch wenn der Erzbischof „Amoris laetitia (AL)“ statt „Familiaris consortio“ als „magna charta“ des Institus bezeichnet. Tatsächlich hat AL im Hinblick auf die Kommunionzulassung wiederverheiratet- geschiedener Katholiken eine zu Recht zu kritisierte Unschärfe. Darüber muß geredet werden!
Doch AL ist mehr. AL ist auch Verurteilung von Gender Mainstreaming. AL ist auch Klarstellung, dass eine Ehe nur zwischen Mann und Frau möglich ist. AL prangert kulturelle und soziale Mißstände an. AL ist dem Grunde nach eine großartige Grundlage, den Komplex von Ehe und Familie im 21. Jahrhundert zu umschreiben.
Natur- und Gesellschaftswissenschaften an staatlichen oder privaten Universitäten sind oft genug von linksideologischen Paradigmen geprägt, man könnte sagen verzerrt. Hier braucht es der nüchternen, nur der Wahrheit verpflichteten, Korrektur. Papst Franziskus stärkt damit schon auf Zukunft gesehen alle katholischen Streiter für Ehe und Familie. Das ist insofern beachtlich, da der Papst selber kein Mann der Wissenschaften ist. Mit seiner sehr pastoralen, manchmal theologisch recht unscharfen Weise zu agieren, zieht sich der Pontifex oft genug Kritik aus den eigenen Reihen zu.
Sehr zu unrecht wird die Errichtung des neues Instituts als Bruch mit dem Werk des Hl. Papstes Johannes Paul II. gesehen. Dafür gibt es bislang keine Anzeichen, zumal keine Verengung sondern eine Erweiterung des Auftrags vorliegt. Das Institut soll der neu zu gründenden Kongregation für Ehe, Familie und Leben wissenschaftlich zuarbeiten. Damit erhält diese wissenschaftliche Einrichtung, die Niederlassungen auf mehreren Kontinenten hat, einen hohen Stellenwert. Die Internationalität gewährleistet zudem auch einen wissenschaftlichen Dialog der Kirche in den unterschiedlichen Ländern der Erde.
Die Problemfelder von Ehe und Familie sind auf der ganzen Welt sehr unterschiedlich gelagert. Oft genug hat der Papst indirekt zu erkennen gegeben, dass er von Europa nicht allzu viel hält. Es fehlt ihm ganz offensichtlich ein persönliches Verständnis für die politischen Problemfelder europäischer Familienpolitik. Dabei ist er in den Grundfragen von Ehe, Familie und Leben sehr klar und eindeutig in seinen Aussagen. Ein internationales Institut für Ehe und Familie am Vatikan zu haben, bringt gerade den Streitern für Ehe und Familie in Deutschland und Europa, einen Anknüpfungspunkt, der sehr wichtig werden kann. Das ist, wenn das Institut gut arbeitet, ein Pfund mit dem wir in einer immer familienfeindlicher werdenden nationalen und internationalen Politik wuchern könnten.
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