von ULRIKE TREBESIUS
Armin Laschet wurde gegen den Willen der Parteibasis zum Parteivorsitzenden und kurz darauf zum Kanzlerkandidaten der CDU ernannt. Trotz dieses offenkundigen Makels hätte er die Chance gehabt, nicht nur geachtet und respektiert zu werden, sondern sogar kraftvoll in den Wahlkampf zu den Bundestagswahlen zu starten. Wenn er nur einen Plan gehabt hätte. So hätte er in einer Pressekonferenz nach außen treten können, um sein Wahlprogramm und sein Schattenkabinett vorzustellen. In seinem Programm hätte er die Punkte definieren müssen, die ihn ins Kanzleramt tragen sollen. Die Probleme, die in den letzten 16 Jahren in Deutschland angehäuft wurden und die seitdem nicht diskutiert werden dürfen: Wirtschaftspolitik, Energiepolitik, Migration, Digitalisierung, Steuern und Abgaben, Rechtsstaatlichkeit, Innere Sicherheit und vieles mehr. Schlicht, wie dieses Land, das in den vergangenen Jahren höchstens verwaltet und oft beschädigt, auf jeden Fall aber heruntergewirtschaftet wurde, wieder zu einem Land wird, in dem die Menschen gut und gerne leben. Friedrich Merz hätte Laschets designierter Wirtschaftsminister und Hans–Georg Maaßen sein Innenminister werden müssen. Es hätte dem bayrischen Herrn Söder den Atem verschlagen, und er hätte sich nicht gewagt, auch nur das populistische Fingerchen zu heben.
Hätte, hätte, Fahrradkette. Es fehlt Armin Laschet an Format, Rückgrat und Inhalt. Und Mut. So zieht er nicht nur beschädigt in den Wahlkampf, auch die Wahlkämpfer, die Basis, die CDU–Mitglieder verlassen scharenweise das sinkende Schiff der nun wohl als „ehemalig“ zu bezeichnenden Volkspartei. Die weißen alten Männer der CDU, sie haben sich alle von Angela Merkel domestizieren lassen. Sie haben verlernt, eine eigene Meinung zu haben und diese zu vertreten. Und die jungen CDU`ler? Getrauen sich nicht den Aufstand zu wagen, als gäbe es für sie etwas zu verlieren.
Dabei bedarf es nichts außer Mut, um sich einer Annalena Baerbock in den Weg zu stellen. Man kann den Halbwahrheiten, Ganzdummheiten und Plattitüden der Kandidatin der Grünen und Ihrer Partei entgegentreten, wenn man nur begreift, dass sie der Hauptgegner von Freiheit und Selbstverantwortung sind. Der noch vor ein paar Jahren verpönte Populismus ist das, was die Grünen ins Kanzleramt tragen wird. Anstatt sich ihnen dümmlich anzudienen, muss man sie attackieren und ihre Pläne dahin verweisen, wo sie hingehören: ins Wolkenkuckucksheim! Und dann kann man sich darauf besinnen, dass Umweltschutz durchaus eine konservative Eigenschaft ist und diese durch Wissen und Realitätssinn, mit Forschung und Entwicklung durchaus mit wirtschaftlichen Interessen vereinbar sind. Ganz ohne den eigenen Wirtschaftsstandort zu ruinieren oder die Versorgungssicherheit unseres Landes mit Energie zu gefährden oder die Auto-Industrie nach China zu vertreiben. Die FDP böte sich doch an als potentieller Partner ( so sie einen wirklich liberalen Vorsitzenden fänden), damit die Freiheitsrechte der Bürger wieder gestärkt würden: Eigenverantwortung, Selbstbestimmung, Mündigkeit, Meinungsfreiheit. Alles das, was man gerade im Bundestag mit dem Infektionsschutzgesetz geschleift hat. Man würde damit die bürgerlichen Menschen in diesem Land erreichen, die Familie, Bildung, Stabilität für ebenso wichtig halten wie Weltoffenheit und Interkulturalität.
Und wenn man sich darum bemühte, könnte das sogar cool und zeitgemäß klingen. Denn es ist immer noch die Lebenswirklichkeit der meisten Menschen in unserem Land. Und da man so großen Wert auf Umfragen legt, sogar für die allermeisten jungen Menschen das bevorzugte Lebensmodell und Ideal: Familie. Mit Kindern!
Man braucht Mut, sich dem vermeintlichen Zeitgeist und ihren Verkündigern in den Medien entgegenzustellen, den NGO`s, den Aktivisten, den Zeitgeist–Linken und dem Juste Milieu und ihren moralinsauren Predigern. Dort wird man alles verlieren.
Bei den Bürgern hätte man jedoch viel zu gewinnen. Im Osten wie im Westen. Klassische Werte mit Ideen für die Zukunft zu verbinden, bürgerlich zu sein und trotzdem up to date, das ist für die meisten Menschen in diesem Land doch längst Realität. Die Politik muss hier endlich nachziehen.
Armin Laschet hat die Chance verstreichen lassen, unserem Land Hoffnung zu geben und sich von Angela Merkel zu emanzipieren. Er ist deshalb als Kanzlerkandidat ungeeignet.
Bildquelle:
- CDU-Landeschef Armin Laschet: dpa