von KLAUS KELLE
BERLIN – Es sind die Unternehmer und die Wissenschaftler, die dafür sorgen, dass unser Laden weiter läuft. Sind Sie erfolgreich, kassieren sie eine Menge Kohle. Aber Anerkennung dürfen Sie für ihre Leistung in diesem seltsamen Land nicht erwarten.
Als ich das erste Mal in den USA war vor 35 Jahren, in Baltimore, wo ein Freund von mir aus dem damals schönen Bad Salzuflen eine Amerikanerin heiratete und ich sein „Best Man“ sein durfte, wunderte ich mich an jeder Ecke, wie unkompliziert das Leben drüben ist oder zumindest war. O. k., morgens Bagels holen in der „German Bakery“ kam mir etwas seltsam vor, da dort wirklich ausschließlich sehr dunkelhäutige Menschen bedienten. Nicht, dass mich daran irgendwas gestört hätte, aber „German Bakery“ mit Baggels und Schwarzen (darf man das noch sagen?) – da hatte ich als Landei aus Dschörmäni eine andere Vorstellung. Aber inzwischen soll es sowas ja auch in Deutschland in Großstädten gelegentlich geben. Angela macht’s möglich.
Aber ich lernte damals zu verstehen, in was für einer Neidgesellschaft wir hier leben, wo viele anderen Menschen nicht die Butter auf dem Brot gönnen. Und ich erinnere mich noch an ein Gespräch dort, in dem mir eine Amerikanerin erzählte, dass sie die Lieder der Sängerin Barbara Streisand im Grunde furchtbar finde, aber „she’s phantastic“! Sie ist eine von uns, sie rockt die Bühnen, die verdient Millionen. Unwillkürlich dachte ich an die 80er Jahre bei uns, wo man sich das Maul zerriss, wenn sich einer in der Nachbarschaft einen neuen Mercedes leisten konnte und man selber nicht. Mancher schlich sich dann nachts rüber, um den Lack zu zerkratzen.
Er oder sie ist eine von uns, hat Megaerfolg, ist reich geworden, kann sich eine Yacht im Hafen von Nizza leisten. Der normale Deutsche denkt dann unwillkürlich: Wie können wir verhindern, dass andere auch Yachten im Mittelmeer haben? Wie können wir denen über Besteuerung möglichst viel von ihrem Geld wegnehmen, um es in Gleichstellungsbeauftrage und Klimaforscher zu investieren? Und überhaupt: Wäre es nicht schön, wenn alle die gleichen Autos fahren statt den anderen ihre protzigen Schlitten präsentieren müssen? Ich bin sicher, dass es heute noch eine Menge älterer Landsleute in Ostdeutschland gibt, die denken, war doch schön damals alle mit diesen lustigen bunten Trabbis. Jedenfalls denken sie das, so lange sie nicht selbst einmal am Steuer einer zumindest E-Klasse oder eines 5er BMW oder eines A 6 gesessen haben.
Viele, ich glaube die meisten, unserer Bürger wollen ihre Sehnsüchte nicht dadurch befriedigen, dass sie überlegen, wie sie durch Leistung, Kreativität und harte Arbeit ihre – auch materiellen – Wünsche verwirklichen können. Sie wollen lieber eine Rundumbetreuung durch den allmächtigen Staat. Die wissen schon, was gut für uns ist. Einen Sch… wissen die – oder haben Sie schon mal erlebt, dass ein deutsches Staatsunternehmen erfolgreicher gewirtschaftet hat als die privaten Unternehmer hierzulande? Wir neiden den Erfolg der großen Visionäre, die eine Idee haben, sich einen Zettel und einen Kuli nehmen und einfach anfangen. Was auch immer.
So einer wie Richard Branson, geboren 1950 im englischen Blackheath, der mit seiner Virgin-Group eine eigene Fluglinie, ein gigantisches Musiklabel und dann auch noch ein privates Eisenbahnunternehmen auf die Beine stellte. Das Vermögen des Mannes wird auf fünf Milliarden Dollar geschätzt. Der blanke Horror für die Umverteiler und Neider auch in Deutschland. Warum muss ein Mensch so viel Geld haben? So wird dann anklagend gefragt, aber die Antwort liegt auf der Hans: Weil er’s kann! Oder auch: Warum bist Du nicht selbst so erfolgreich und reich? Oder meine persönliche Lieblingsantwort: Was geht Dich das an?
Ich meine, es hindert Sie doch niemand daran, in der Garage daheim im Schein einer Glühbirne alte Computer zusammenzuschrauben. Außer das städtische Gewerbeamt vielleicht, das den Laden schließt, weil es keine dritte Toilette für Diverse gibt. Aber warum ersinnen Sie nicht deutsches Fastfood für die Welt? McKohlroulade oder einen „Burger“ aus Vollkornbrot, Rührei und Krabben? Alles beginnt mit einer Idee, die sich im Kopf zu formen beginnt. Dann folgt der Moment der Entscheidung: Bleibe ich lieber in einer sozialen Hängematte, stemple ich mein Leben lang Pässe auf dem Einwohnermeldeamt, bin dafür aber lebenslang versorgt durch die anderen? Oder mache ich was und riskiere dafür Kopf und Kragen? Beides absolut legitim, jeder muss seinen Weg finden. Und bevor jemand erfolgreich und reich wird, liegt ein oftmals harter Weg vor einem – auch im Kleinen, im Mittelstand.
Elon Musk, ein Kanadier aus Südafrika, ist im Moment der hotteste Sh… in der globalen Wirtschaft. Natürlich kenne ich ihn – leider – nicht persönlich, aber ich lese alles, was ich von ihm in die Finger bekomme. Tesla rockt den weltweiten Automarkt, den globalen Bezahldienst PayPal hat er mit begründet – und jetzt lässt er als Privatunternehmer mit seinen Raumschiffen Menschen ins All zur ISS transportieren und wahrscheinlich auch eisgekühlte Coca Cola. Musk bringt seine Philosophie auf den Punkt:
„Unsere Existenz kann nicht nur darin bestehen, ein erbärmliches Problem nach dem anderen zu lösen. Es muss Gründe geben zu leben.“
That’s it! Groß denken – wer kann, ja wer will das noch in Deutschland? Lernen unsere Kinder in der Schule, wie man Unternehmer wird und was einer so macht, wenn er eine eigene Firma hat? Nein, aber sie erfahren von der schädlichen Wirkung kommerzieller Werbung und wie Greta Thunberg den Eisberg wieder aufbaut. Ich würde empfehlen, eine globale Friseurkette „Greta stylisch“ zu gründen und Aktien auszugeben, um das Startkapital dafür auf die Beine zu bringen.
Als ich beim Geburtstag eines Onkels vor über zehn Jahren in Andorra dabei sein durfte, lernte ich an der Theke beim Bier einen schwerreichen Briten kennen. Vielleicht so um die 50. Ich fragte ihn, was „er denn so beruflich mache“. und er antwortete: „Ich bin Entrepreneur.“ Hä? Wat? Ich hatte damals keine Ahnung, was er damit meinte. Und er erzählte, wie er aus kleinen Verhältnissen stammend Geld gesammelt hatte um eine Immobilie zu kaufen, zu entwickeln und mit Gewinn weiterzuverkaufen. Und dann die nächste und die nächste. Und sein Bankkonto wuchs und der Spaß auch, denn ohne Spaß an so einer Aufgabe ist man selten erfolgreich. Er war irgendwann so reich, dass er sich einfach umschaute, was andere so machen. Und wenn jemand eine coole Geschäftsidee hatte und Geld brauchte, dann schaute er sich das an. War es schlüssig, investierte er. Und wurde damit immer reicher.
Als wir uns nach Mitternacht ziemlich betrunken trennten, fragte er mich, ob wir uns um sieben Uhr am Morgen zum Rollerskaten treffen wollen. Um sieben Uhr??? In fünf Stunden mit dickem Kopf? Ausgeschlossen. Aber ich bin ja auch kein Multimillionär. Aber das möchte ich Ihnen zum Schluss auch noch sagen: Oftmals sind diese faszinierenden Leute eben auch als Gesamtmensch faszinierend, nicht nur als Unternehmer.
Wussten Sie, dass Richard Branson mal eine Rolle in der TV-Serie „Baywatch“ gespielt hat? Und im James Bond-Film „Casino Royale“ auch? Und dass er mehrfach versuchte, die Welt in einem Heißluftballon zu umrunden? Und dass er im Mai 2013, während des AirAsia-Fluges von Perth nach Kuala Lumpur, unerkannt Getränke servierte. Dazu hatte er sich vorher die Beine rasieren lassen und rote Stewardess-Uniform angezogen. Ein auffälliges Make-up hatte er auch aufgetragen. Warum? Weil er zuvor eine Wette verloren hat. Die Einnahmen dieses Fluges spendete Branson übrigens einer Stiftung, die kranke Kinder unterstützt. Ich liebe solche Geschichten.
Und wir schwenken unterdessen rote Fahnen am 1. Mai und sehnen uns nach Umverteilung und Sozialismus. Dieses Land ist krank.
Branson ist übrigens seit 32 Jahren verheiratet, selbst dafür hat er noch Zeit. Aber das ist eine andere, auch wichtige Geschichte.
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