„Nehmt euch, was Ihr wollt!“ Linken-Politiker wagt etwas Unerhörtes im Fernsehen – er kritisiert Russland

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

obwohl es in Deutschland genug zu tun gibt, richtet sich der Focus weiter auf die großen internationalen Themen: den Ukraine-Krieg und die sogenannten „Verhandlungen“, angestoßen durch den US-Präsidenten, und die deutliche Erhöhung der Zölle auf importierte Autos in die USA – verfügt vom US-Präsidenten. Und dass die mächtigsten Regierungsmitglieder seiner Administration ungeniert im Signal-Chat über Militärschläge plaudern und versehentlich auch noch einen Journalisten in die Runde einfügen – das verärgert, na klar, den US-Präsidenten, der von all dem nichts gewusst hatte. Natürlich.

Donald Trump hält die Welt in Atem

Wer ist Friedrich Merz, wie steht’s um die Koalition? Nachrangig, oder?

Dabei ist auch die deutsche Politik spannend, leider weniger an dem Ort, wo sie sein sollte, im Deutschen Bundestag, aber immer mal wieder im Fernsehen. Zum Bespiel jetzt in der Quasselrunde von Sandra Maischberger, wo die streitbare FDP-Dame Marie-Agnes Strack-Zimmermann – kurz Stracki – auf den Linken Co-Parteichef Jan van Aken traf.

Die Linke – früher SED oder auch mal PDS – ist eine Partei mit einer klaren Entwicklungslinie. Nachlassverwalter des untergegangenen Sozialismus mit DDR-Prägung, stets treuer Vasall des großen Bruders in Moskau. Im Grunde langweilig und überflüssig, wenn man mal von der frischen Influencerin namens Heidi in der Doppelspitze absieht.

So, und jetzt bei Maischberger, erlaubt sich van Aken etwas Unerhörtes: eine eigene Meinung zu Russlands Krieg gegen die Ukraine. Er relativiert nicht, er schwurbelt nicht, er fängt nicht an von albernen Selenskyj-Schmähgeschichten und der „Vorgeschichte“ und dem bösen Westen. Er sagt einfach, wie es ist.

„Das ist ja keine Waffenruhe im Schwarzen Meer“, sagt van Aken zum Beispiel über die Ergebnisse der aktuellen Gespräche von amerikanischen und russischen Unterhändlern im Nahen Osten.

Eine „Waffenruhe“ würde er ja mitmachen, ließ Wladimir Putin aus dem fernen Moskau mitteilen, allerdings nur für 30 Tage und unter der Bedingung, dass die Sanktionen gegen Russland aufgehoben werden. Man möchte fast lachen, wenn man das hört und versucht, Putin ernst zu nehmen

Jan van Aken war dazu ganz klar: „Das heißt, der Kreml würde am Ende eine Sanktionsaufhebung bekommen für 30 Tage Waffenruhe. Das ist keine Verhandlung, sondern das ist: Nehmt, was ihr wollt, wir nehmen uns, was wir wollen.“

Mehr ist dazu nicht zu sagen

Der Mann wagt es, seinem alten Genossen im Kreml den Kopf zu waschen. Donnerwetter.

Haben Sie mal einen AfD-Spitzenpolitiker gehört, der so klar Putins windige Verhandlungsstrategie kritisiert? Der ausspricht, dass es Russland nicht um Frieden und Waffenstillstand geht, sondern um Gewinnmaximierung, um Erreichen seiner Kriegsziele am grünen Tisch?

Ich finde das spannend, wie klar van Aken da aufgetreten ist, zumindest überraschend und selbstbewusst. Und bevor Sie mir schreiben, dass der Mann aus der verlängerten SED kommt, ein Sozialist ist und es da diese Mauerschützen gab – ja, weiß ich alles, vergesse ich nicht und wähle ganz sicher niemals die Linke.

Aber Politiker, die sich eigene Gedanken erlauben, die finde ich spannend, Stracki gehört übrigens auch zu denen.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.