Mr. President, wählen Sie ihre Worte sorgfältiger…und behalten Sie die Ecken und Kanten

Der US-Geheimdienst CIA geht davon aus, dass Russland dem damaligen republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump helfen wollte. Foto: Peter Foley

von SEBASTIAN KOWALKE

Am Samstag hielt US-Präsident Donald Trump eine Rede in Florida, bei der er sich bestürzt darüber zeigte, was „gestern Abend in Schweden“ passierte. Doch da es in Schweden am Freitagabend tatsächlich keine großen News gab, machten sich seitdem in ganz Europa und auch in den USA viele Kommentatoren über Trump lustig. Der Hashtag #LastNightInSweden war zwischenzeitlich der Nummer-1-Trend auf Twitter weltweit.

Trump sagte in Florida: „We’ve got to keep our country safe. You look at what’s happening in Germany, you look at what’s happening last night in Sweden. Sweden, who would believe this?“ Er sprach über die Gefahr, die in Europa von denen ausgeht, die im Zuge der Flüchtlingswelle 2015/16 neben den tatsächlichen Flüchtlingen ebenfalls nach Deutschland und auch Schweden kamen: radikale Islamisten und Kriminelle. In Schweden gibt es immer mehr sogenannte „No-Go-Areas“, die von der Polizei, den Hütern von Recht und Gesetz, als solche bezeichnet werden. In Deutschland hatten wir vor gerade einmal zwei Monaten einen furchtbaren Anschlag in unserer Hauptstadt – auf nichtsahnende Menschen, die gerade die friedliche Vorweihnachtszeit genossen.

Donald Trump hat einen Punkt, wenn er auf die verschärfte Sicherheitssituation in Ländern wie Deutschland, Frankreich, Schweden und Belgien aufmerksam macht. Und im gleichen Moment macht er sich sein Argument kaputt, zerstört es völlig – weil er seine Rede unzureichend recherchiert hat. Er bietet eine Angriffsfläche für alle, die ihn aus tiefstem Herzen hassen und sich immer noch Hillary Clinton als Präsidentin wünschen. Er bietet eine Angriffsfläche, die er ihnen nicht bieten muss.

Donald Trump sagte in der Wahlnacht, er wolle die USA – ein tief gespaltenes Land – wieder vereinen. Das schafft er garantiert nicht, wenn er die Menschen derart gegen sich aufbringt und selbst zum Produzenten der von ihm so oft erwähnten „Fake News“ wird.

Ich wünsche mir, dass Trump langsam lernt, welche Verantwortung dieses Amt mit sich bringt. Er muss seine Ecken und Kanten behalten, keine Frage. Aber er muss auch seine Reden besser recherchieren und seine Worte überlegter wählen. Bis er das tut, werden die USA ein gespaltenes Land bleiben. Leider.

Bildquelle:

  • Donald Trump: dpa

Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

Jetzt spenden (per PayPal)

Jetzt abonnieren